[2024/2025] Schakhtar – Karpaty: 5:2

Heute spielten Karpaty „auswärts“ – tatsächlich in der „Arena Lviv“, also in der eigenen Stadt – bei Meister Schakhtar. Man rechnete eher nicht damit, diesen Gegner zu schlagen, aber man wollte zumindest gut dagegen halten. Ein Wiedersehen mit Mariyan Schved musste leider ausfallen, da dieser noch für länger verletzt fehlt.

Trainer Lupaschko ließ sein gewohntes 4:1:4:1 spielen. Auf den vom heutigen Gegner ausgeliehenen Mittelfeldspieler Oleh Otscheretko musste heute verzichtet werden. Bruninho kam zu seinem UPL-Startelfdebüt, und Igor Neves musste Ustymenko weichen, wodurch bis auf Babohlo in der Innenverteidigung die selbe Mannschaft spielte wie im Testspiel gegen Veres letzte Woche. In der Startaufstellung standen:

Auf der Bank saßen zu Spielbeginn:

Die erste Chance des Spiels hatten die Grünweißen nach 4 Minuten. Miroschnitschenko hatte einen direkten Freistoß getreten, den Torwart Risnyk abklatschen ließ, so dass Adamyuk zum Nachschuss kam, der aber nicht platziert genug war. Nach 10 Minuten war dann Schakhtar an der Reihe, Sudakov kam aus spitzem Winkel zum Schuss, den jedoch Kemkin noch an den Pfosten ablenken konnte. Es war deutlich, dass Karpaty mitspielen und sich nicht einfach nur hinten hineinstellen wollten, wobei das angesichts der spielerischen Klasse des Gegners natürlich hochgefährlich sein würde.

Karpaty hatten auch in den nächsten Minuten einige Male großes Glück, nicht in Rückstand zu geraten, als sich Schakhtar immer wieder in den Strafraum der Grünweißen hinein spielte und dann oft irgendwie noch jemand gerade so dazu kam, den Ball herauszuschlagen.

Nach 20 Minuten hatte das Glück ein Ende. Subkov, der es trotz Verletzung doch noch in die Startelf geschafft hatte, tankte sich von seiner rechten Seite durch und knallte den Ball nur ein paar Zentimeter an Kemkins Kopf vorbei ins kurze Eck. Dieser Spielstand war zu diesem Zeitpunkt überfällig.

Karpaty suchten daraufhin gleich wieder selber die Offensive, und das wirkte durchaus ansehnlich. Nach einem solchen Angriff kam es zu gleich zwei Eckbällen hintereinander. Der zweite der beiden flog ans rechte Eck des Fünfmeterraums, wo Pidlepenets‘ stand und den Ball ungefährdet einschoss – 1:1. Gleich danach hatten die Grünweißen sogar noch die Chance, selber in Führung zu gehen, aber das nächste Tor schossen dann doch wieder die Gäste: nach schöner Vorarbeit von Subkov kam Bondarenko etwa 12 Meter vor dem Tor an den Ball und lupfte ihn über den etwas weit vor dem Tor stehenden Kemkin zum 2:1 hinweg.

Jetzt war es ein richtig schönes Fußballspiel, bei dem beide Mannschaften nach vorn spielten und zu Chancen kamen – Karpaty sahen dabei wirklich gut aus, nur hatte Schakhtar ganz einfach mehr Ballbesitz und konnte häufiger vor dem gegnerischen Tor für Gefahr sorgen.

Nach 38 Minuten stand es dann 3:1. Kryskiv war links neben dem Strafraum zur Grundlinie durchgelaufen, dann überlegt in eine Lücke der Karpaty-Deckung zurück gespielt auf Bondarenko, der sich drehte und dann mit links aufs Tor schoss. Der Ball wurde durch Tschatschua, der sich dazwischengeworfen hatte, noch abgefälscht, keine Chance für Kemkin. Drei Minuten später kam es noch schlimmer. Sikan, der ja vor einigen Jahren erst aus Lviv zu Schakhtar gewechselt worden war, köpfte nach Flanke von rechts aus kurzer Distanz ein – 4:1. Der zwischen ihm und dem Tor stehende Babohlo war hier nicht ganz aufmerksam gewesen und hatte zu viel Platz gelassen.

Die Kräfteverhältnisse waren nun kurz vor der Halbzeit klar bestimmt, und dass Karpaty hier noch irgendetwas mitnehmen würden, war eigentlich kein Thema mehr. Es ging mit 4:1 in die Pause – einem Ergebnis, das dem spielerischen Beitrag der Grünweißen nicht ganz gerecht wurde, aber doch auch zeigte, wie abgebrüht und erfahren der heutige Gegner war.

Mit dem Seitenwechsel kamen bei Karpaty gleich zwei neue Spieler: Stênio für Pidlepenets‘ und Schakh für Bruninho. Angesichts der Leistungen der ersten Hälfte gab es eigentlich dafür keinen offensichtlichen Grund, möglicherweise wollte Trainer Lupaschko den beiden neuen ganz einfach Spielzeit ermöglichen, wo das Spiel ohnehin schon verloren schien.

Karpaty spielten jedenfalls auch in der zweiten Hälfte nicht auf Schadensbegrenzung sondern versuchten, selber Akzente zu setzen. Nach 55 Minuten kam Igor Neves für Ustymenko, der bis dahin ein wenig zu leiden gehabt hatte, dass die meiste Gefahr in der Karpaty-Offensive von den Mittelfeld-Akteuren ausgegangen war.

Es waren 64 Minuten gespielt, als dann das 5:1 fiel. Sikan ließ einen lang und diagonal an die Strafraumgrenzte gespielten Pass durch, wodurch Bondarenko ein Stück weiter völlig frei an den Ball kam, einige Schritte in den Strafraum ging und dann technisch sehenswert über den herauseilenden Kemkin hinweg ins Tor lupfte. Es folgten erneut Gegenangriffe der Grünweißen, die unbedingt zeigen wollten, dass sie hier nicht nur als Opfer angereist waren.

Schakhtar ließ es auch offenbar etwas ruhiger angehen, wodurch eigentlich die Chance, vielleicht doch noch einen eigenen Treffer zu erzielen, gar nicht so schlecht war. Aber es fehlte bei den Karpaty-Angriffen immer ein wenig die letzte Genauigkeit, wodurch Torwart Risnyk selten überhaupt eingreifen musste. Nach 74 Minuten ersetzte Tlumak den völlig erschöpften Konstenko.

Die unermüdlichen Angriffsversuche der Grünweißen wurden schließlich doch noch belohnt. Schakh setzte sich auf seiner rechten Seite durch und spielte – ähnlich wie Kryskiv bei der Szene zum 3:1 – überlegt diagonal in den Strafraum zurück, wo Tschatschua bereit stand und direkt abnahm zum 5:2. Das war immer noch ein gemein hoher Rückstand, aber sah dann doch wenigstens ein bisschen freundlicher aus. Praktisch im Gegenzug war dann der Ball plötzlich wieder in Kemkins Tor. Eguinaldo lief auf seiner linken Seite nach einem langen Ball allen davon, und der herauseilende Kemkin verpasste den Ball, den er wegschlagen wollte, so dass Eguinaldo unbedrängt einschieben konnte. Das Tor zählte jedoch nicht, weil der junge Brasilianer beim Pass knapp im Abseits gestanden hatte.

Trainer Lupaschko gab nun auch noch Artur Ryabov ein wenig Spielzeit, der nach 87 Minuten den Torschützen Tschatschua ersetzte. Es blieb am Ende bei 5:2 nach teilweise turbulentem Spiel.

Fazit

Wer heute auf ein Wunder gehofft hatte, wurde enttäuscht. Schakhtar ist nach wie vor das Maß aller Dinge in der UPL, und Karpaty eine Mannschaft, die personell noch Lücken hat und sich immer noch finden muss. Die Anzahl der Gegentore heute war ein direktes Resultat der offensiven Spielweise, und man kann durchaus argumentieren, dass es bei Betonmischerei vor dem eigenen Strafraum wohl weniger Gegentore, aber dennoch am Ende ebenso wenig einen Punkt gegeben hätte – also ging man lieber mit wehenden Fahnen unter.

Karpaty spielten nach vorn sehenswert und gefährlich. Hierbei muss allerdings auch erwähnt werden, dass Schakhtar hinten nicht immer ganz sicher wirkte, wodurch dieses turbulente Spiel erst möglich wurde. Man kann trefflich darüber diskutieren, was nun besser gewesen wäre – ein 1:0 oder 2:0 nach einem rein auf Schadensbegrenzung ausgerichteten Spiel oder eben das hier. Positiv anzumerken ist, dass die Mannschaft in jeder Situation bemüht um ein konstruktives Aufbauspiel war – Bälle wild nach vorn zu schlagen, war verpönt.

Die brasilianischen Legionäre Stênio und Bruninho machten auch heute wieder einen guten Eindruck. Es ist auch positiv zu bewerten, dass im heutigen Spiel auch Schakh zum Einsatz kam, der wieder einige Akzente setzen konnte. Igor Neves kam nach seiner Einwechselung deutlich besser zurecht als vor ihm Ustymenko – ihm kommt zugute, dass er eigentlich eher eine hängende Spitze ist und daher mehr mit dem Ball anfangen kann als ein reiner Mittelstürmer. Kemkin musste viele Male hinter sich greifen, verhinderte aber durch beherztes Eingreifen noch eine ganze Reihe weiterer Treffer, die möglich gewesen wären. Beim nicht gegebenen 6:2 hatte er Glück, dass sein Fehler nicht bestraft wurde.

Nach diesem eigentlich schon einkalkulierten Punktverlust heute geht es nächste Woche dann wieder richtig um Punkte – am Samstag nächste Woche ist der Gegner Tabellennachbar Tschornomorets‘.