Heute spielten Karpaty zu hause gegen Oleksandria.
Bei Karpaty stand wieder eine leicht geänderte Mannschaft auf dem Platz. Die Aufstellung erinnerte an ein 4:2:3:1. Im Tor stand wieder Pidkiwka. Die Viererkette bestand von rechts nach links aus Fedetskyj, Lobaj, der den verletzten Nesterov ersetzte, Corteggiano und Lebedenko. Das Mittelfeld bestand in der Zentrale aus dem Neuen, Tissone (der seit fast einem Jahr keinen Fußball in einem Top-Wettbewerb gespielt hatte) und Holodyuk, davor auf den Flügeln Khudob’yak rechts, Chachua links und Di Franco zentral. Im Sturm stand Debelko.
Dieses Spiel konnte wieder einmal als “Schicksalsspiel” durchgehen, da es das sechste war, nach dem der Vorstand die Leistung des Trainers bewerten wollte, und auch, weil die heimischen Ultras bereits sehr deutlich gemacht hatten, dass sie mit der Leistung der Mannschaft unzufrieden seien, vor allem, weil dort viele Ausländer die Eigengewächse verdrängt hatten.
Karpaty begannen etwas kontrollierter und weniger stürmisch als in den letzten Partien. Tissone spielte sehr defensiv, so dass das System beinahe wie eines mit 5 Verteidigern wirkte. Offenbar war seine Aufgabe, mit seiner Erfahrung den Spielaufbau aus der eigenen Hälfte heraus zu konsolidieren. Nach 5 Minuten stand es 1:1 nach guten Chancen. Karpaty hatten bereits früher schon eine gute Möglichkeit gehabt, dann holte Pidkiwka sehr sehenswert einen Flachschuss aus der unteren linken Ecke beim ersten richtigen Angriff von Oleskandria. Fortan hatte Oleksandria die besseren Chancen, während bei Karpaty selbst Khudob’yak in der Verteidigung aushalf und Pidkiwka noch ein paar mal zeigen konnte, dass er seinen Platz in der Startformation verdient hatte.
Zur Mitte der ersten Halbzeit hin wurde das Spiel ausgeglichener und unterhaltsam. Beide Seiten hatten ihre Chancen. Es gab eine ganze Reihe gelber Karten gegen Karpaty-Spieler, was z.T. etwas kleinlich wirkte. Auffällig war, dass viele Angriffe bei Karpaty von Tissone ausgingen, der eine Art Doppelrolle spielte: Hinten Staubsauger und nach vorn Spieleröffner. Dabei wurde in der Verteidigung auf Schönspielerei verzichtet und auch gern mal ein längerer Pass ins offensive Mittelfeld gespielt. In der gegnerischen Hälfte ähnelte das Spiel dann aber wieder eher dem der letzten Wochen – also durchaus Kurzpässe und direktes Spiel.
Die zweite Halbzeit begann mit stärkerem Regen und ohne Auswechselungen. Karpaty war zunächst die aktivere Mannschaft und kam gleich zu drei guten Chancen innerhalb der ersten 5 Minuten, wobei jedes Mal Khudob’yak schön angespielt wurde undauf seiner rechten Seite schön die Abseitsfalle aushebelte. Nach 60 Minuten kam bei Karpaty Neuling Memeshev für Debelko, der heute keinen guten Tag hatte. Für ihn rückte Chachua in die Mittelstürmerposition. Memeshev hatte gleich ein paar gute Momente – starke physische Präsenz und guten Offensivaktionen.
Um die 70. Minute herum kam dann Miroshnichenko für Fedetskyj, etwas später Hutsulyak für Chachua, so dass nun wieder ein gelernter Mittelstürmer vorn im Sturmzentrum stand. Hutsulyak hätte sich gleich danach unsterblich machen können, als er auf der rechten Seite schön steil geschickt wurde und dann nach ein wenig Warten auf nachrückende Mitspieler den Ball einfach dem gegnerischen Torwart zuspielte, der ihn dankbar aufnahm. Kurz darauf hätte er selber treffen können, als er den Ball schön von Di Franco zugespielt bekam, aber der Torwart gut reagierte und abwehren konnte. In den letzten 20 Minuten gehörten eindeutig Karpaty, die aber nichts Zählbares daraus machen konnten.
Als Fazit fallen mir einige Aspekte ein. Zum Einen – das ist neu – stand die Null. Das war ein Riesenfortschritt, nachdem die Abwehr in allen vorherigen Spielen dieser Saison löcherig war. Die Spielweise, wie sie heute gezeigt wurde, war ein Fortschritt. Der Versuch, in der eigenen Hälfte direktes Kurzpassspiel zu zeigen, war u.a. ja verantwortlich gewesen für die vielen Gegentore. Die Viererreihe hinten mit einem defensiven Tissone davor funktionierte. Die Spielweise in der gegnerischen Hälfte war dann wieder etwas “spanischer”, was aber auch gut funktionierte, und wenn dann dabei Ballverluste auftraten, tat das nicht so weh wie in der eigenen Hälfte. Generell sehe ich, obwohl es nur für einen statt drei Punkte gereicht hat, eine gute Leistung. So kann es gehen.
Spieler des Tages war der neue “alte Spanier” – Tissone, der meine Skepsis Lügen gestraft hat. Man merkte deutlich, dass er schon auf europäischem Niveau gespielt hatte. Der Auftritt war fehlerfrei, er stabilisierte die Abwehr und leitete jede Menge Angriffe durch kluge Pässe ein. Der Einkauf war Stand heute ein richtig guter. Dicht darauf folgte wie so oft Ihor Khudob’yak, der mich immer wieder ins Staunen versetzt: er rennt, kämpft, ist überall auf dem Feld und spielt dann das eine oder andere Mal richtig gefährliche Pässe ins Sturmzentrum.
Die Legionäre sind ja aktuell ein großer Streitpunkt im Umfeld des Vereins. Heute standen ja vergleichsweise wenige auf dem Platz. Über Tissone habe ich ja schon geschrieben. Corteggiano spielte eine solide Partie, der ging für mich in Ordnung. Di Franco hat mir auch gefallen, technisch stark und schnell, war an einigen gefährlichen Aktionen beteiligt.
Das große Problem der Mannschaft ist für mich aber nach wie vor, dass sie keinen Knipser hat. Debelko hat heute einige gute Chancen ziemlich kläglich vergeben. Ribas hat mir in seinen bisherigen Spielen auch nicht besonders gefallen. Hutsulyak fand ich letzte Saison im offensiven Mittelfeld besser aufgehoben. Hier muss m.E. noch dringend eine Verstärkung her. Hladky hat sich ja leider erledigt. Letzte Saison fand ich Serhij Petrov, der gerade mit Lutsk abgestiegen ist, sehr vielversprechend, vor allem ist er physisch präsent und kopfballstark. Das wäre doch mal was?