Nach wie vor steht die ominöse Vereinbarung zwischen Rukh und Karpaty im Raum, ohne dass irgendjemandem so ganz klar ist, was sich dahinter verbirgt (und was am Ende das Resultat sein wird). Wir schauen uns die Meldungen vom Wochenende und von heute an.

In der letzten Woche war bekannt geworden, dass Rukh wohl als eigenständiger Club weiter existieren und arbeiten wird. Dabei wird aber angenommen, dass Hryhorij Koslovskyj, bisheriger Eigentümer, den Verein weiter nicht finanzieren werde und der Club aus eigenen Kräften seine weitere Existenz bestreiten müsse. Finanzielle Engpässe werden auch von den verschiedenen Journalisten, die sich zu dem Thema geäußert haben, als wohl ausschlaggebender Grund für die Initiative, die Kräfte mit Karpaty „zusammenzulegen“ angeführt.
Da es also eine regelrechte „Fusion“ offenbar nicht geben wird, stellt sich natürlich jeder die Frage, wie denn das Ganze am Ende überhaupt aussehen soll? Dabei läuft alles hinaus auf die Frage nach den wertvollsten Aktiva bei Rukh, nämlich den Leistungsträgern im Kader. Dass die zu Karpaty wechseln sollten, war eigentlich ausgemachte Sache, nur hatte man da möglicherweise einen wichtigen Schritt vergessen: die Spieler zu fragen, ob die überhaupt wollten.
Es war berichtet worden, dass die Mehrheit der Rukh-Spieler überhaupt nicht wechseln wolle. Da die aber Verträge mit dem neuen Club unterzeichnen müssten, gibt es hier ein Problem. Allerdings war letzte Woche nicht bekannt geworden, um welche Spieler es sich hier konkret handeln sollte.
Heute gab es auf TaToTake dazu ein wenig konkretes: Karpaty-Eigengewächs Oleksij Sytsch möchte lieber ins Ausland wechseln (und hätte als Fallback-Option wohl auch immer noch die Möglichkeit, bei Dynamo zu unterschreiben). Über Yevheniy Pastukh gibt es das Gerücht, dass er eine Ausstiegsklausel aus seinem Vertrag bei Rukh über 800.000 Euro habe und eigentlich auch lieber woanders hin wechseln wolle.
Besser sehe es mit Ilya Kvasnytsya und Ihor Krasnopir aus. Beide waren zu einem medizinischen Check in München und sind wohl bereit, bei Karpaty zu unterschreiben. Bei einer Shortlist von 4 Spielern wäre das eine Ausbeute von nur 50% – und bei der großen Geldsumme, die dem Vernehmen nach Karpaty an Koslovskyj für den Deal bezahlen, wäre das wohl deutlich zu wenig.
Ein Anzeichen dafür, dass an der Sache etwas ziemlich an wackeln ist, könnte laut TaToTake sein, dass Ihor Krasnopir auch nach dem bestandenen Medizin-Check in München und trotz seiner Bereitschaft, zu Karpaty zu wechseln, gestern nicht mit den Grünweißen trainierte, sondern bei Rukh – separat von der Mannschaft – seine Kreise lief. Ein Grund hierfür könnte sein, dass, nachdem wohl einige Spieler, die ursprünglich Teil des „Pakets“ gewesen waren, nicht mitspiele, weshalb man die ganze Idee mittlerweile in Frage stelle und die Verantwortlichen sich die Option offen hielten, es doch noch zu stoppen.
Ein weiterer Aspekt könnte in diesem Zusammenhang auch sein, dass der Verein hier eine große Menge Geld für Spieler in die Hand nimmt, die der Trainer nicht einmal selber ausgesucht hat. Man könnte für diese Summe eine ganze Reihe talentierter Spieler etwa aus Südamerika verpflichten (wie z.B. Bruninho), die ins System des Trainers passten und ebenfalls eine gute Geldanlage für einen späteren Weiterverkauf darstellten. Andererseits sei natürlich bei Karpaty traditionell eine regionale Identität von Bedeutung, was wiederum für den Deal mit Rukh spräche.
Es gibt auch andere Störfaktoren. Viktor Vatsko sieht Unzufriedenheit bei Karpaty darüber, dass die meisten Rukh-Spieler beim Agenten Vadym Schablij und seiner Agentur ProStar unter Vertrag stehen. Schablij ist für einige Verantwortliche bei Karpaty eine Art „persona non grata“, die man gerade erst mühsam aus den Strukturen entfernt hatte. Mit den geplanten Transfers von Rukh-Spielern zu Karpaty würde jener einen nicht unerheblichen Betrag verdienen.
Fazit: aktuell gibt es eine gewisse Unsicherheit, wie es nun weitergeht: wird der Deal mit Rukh noch irgendwie erfolgreich zuende gebracht, oder steht er sogar ganz vor dem Scheitern? Generell scheint aber klar, dass beide Vereine derzeit entschlossen sind, alle Fragen hinter verschlossenen Türen zu klären, was für ukrainische Verhältnisse bisher tatsächlich auf beindruckende Weise gelungen ist. Hoffen wir, dass das Ergebnis dann am Ende auch Anlass zur Freude gibt.
Eine ständig aktualisierte Liste aller aktuellen Spieler, Kaderveränderungen und Gerüchte befindet sich auf unserer Seite Karpaty Lviv – der Kader.
