[2024/2025] Karpaty – LNS: 1:0

Nach der zu erwartenden Niederlage bei Dynamo am letzten Wochenende trafen Karpaty nun in ihrem ersten Heimspiel nach der Winterpause auf LNS, einen Gegner, gegen den in der Hinrunde noch verloren worden war. Das „Heim“ war nicht ganz wörtlich zu nehmen, da das Spiel aufgrund technischer Probleme mit der Rasenheizung im heimischen Stadion „Ukrajina“ nach Zhytomyr verlegt werden musste.

Zum Zuschauen verdammt: Pablo Álvarez

Trainer Lupaschko musste heute auf seinen zentralen Abwehrspieler Vladyslav Babohlo verzichten, der aufgrund seiner gelben Karte im letzten Spiel gesperrt war. Volodymyr Adamyuk ist noch nicht wieder voll fit, und Oleh Fedor laboriert noch an einer Virusinfektion. Dafür standen Oleksandr Kemkin und Ilya Kvasnytsya wieder zur Verfügung, wobei aber ersterer offenbar noch nicht fit für die Startelf war. In der Startformation standen:

Auf der Bank saßen:

Im weiteren Verlauf des Spiels kamen noch Yan Kostenko (Yevhen Pidlepenets), Vladyslav Klymenko (Oleh Otscheret’ko), Artur Schakh (Bruninho), Igor Neves (Ihor Krasnopir) zum Einsatz.

Karpaty begannen lebhaft gegen einen Gegner, der offenbar mit der Devise ins Spiel gegangen war, auf Konter zu setzen. Die waren auch gefährlich genug, da die Abwehr der Grünweißen gern weit aufrückte und in der eigenen Hälfte Platz bot. Ein solcher Konter führte nach 15 Minuten zu einer regelrecht „100-prozentigen“ Chance, als Eynel Soares Kinarejkin bereits ausgespielt hatte und letztlich am heldenhaft noch in den Weg fliegenden Tymur Stetskov scheiterte.

Das sollte eigentlich als mehr als eindringliche Warnung verstanden werden, und es blieb zu hoffen, dass die Mannschaft die richtigen Schlüsse daraus zog. Aber schon 4 Minuten später brannte es erneut lichterloh im Karpaty-Strafraum, und wieder war ein beherztes Eingreifen der Karpaty-Defensive notwendig, um schlimmeres zu verhindern.

Nach 29 Minuten gab es Ärger. Álvarez hatte schon kurz vorher bei einem Gegenangriff Flügelspieler Hennadij Pasytsch (der übrigens selber einige Zeit bei Karpaty gespielt hatte) nur mit einem Foul stoppen können, und genau das wiederholte sich nun: zweimal Gelb heißt Platzverweis. Karpaty mussten nun auf einen wichtigen Leistungsträger im zentralen Mittelfeld verzichten und noch 60 Minuten in Unterzahl spielen.

Im Spiel war jetzt einiges Gift. Auf beiden Seiten gab es immer wieder Fouls, und die meisten davon waren von der „physischen“ Sorte. Es gab einige Spielerknäuel, die der Schiedsrichter trennen musste, und man fragte sich, mit wie vielen Spielern auf dem Platz diese Partie wohl letztlich enden würde. Das Motto schien wirklich zu sein: im Zweifelsfall treten.

Die Atmosphäre besserte sich auch im weiteren Verlauf der ersten Hälfte nicht. Karpaty hatten noch eine hochkarätige Chance durch Bruninho, und wenig später ging es torlos in die Pause.

Es ging nach dem Wiederanpfiff ohne personelle Wechsel weiter. Das Spiel – bzw. die Spieler – hatte sich ein wenig beruhigt. Nach 49 Minuten hatten Karpaty ihre erste Chance, als Otscheret’ko vor der linken Ecke des Strafraums einen flachen Diagonalschuss versuchte, der das Tor knapp verfehlte – hier wäre Torwart Kutscherenko machtlos gewesen.

Allerdings flachte das Spiel doch schon bald zunehmens ab. Es gab Kampf im Mittelfeld, aber auf beiden Seiten keine größeren Torchancen. Nach 70 Minuten kam Kostenko für Pidlepenets‘, und plötzlich tat sich doch etwas: nach einer weiten Flanke aus dem linken Halbfeld sprang der Ball Oleksandr Drambayev an die Hand, und der Schiedsrichter gab völlig zu recht Elfmeter. Bruninho trat an und traf – 1:0 nach 73 Minuten.

In gewisser Weise war das schmeichelhaft für die Grünweißen, denn zu diesem Zeitpunkt hatte man den Eindruck, dass keine der beiden Mannschaften in diesem Spiel noch ein Tor erzielen würde. Nach 81 Minuten kam Klymenko für Otscheret’ko, der sich bei einem Zweikamp eine Blessur zugezogen hatte. Kurze Zeit später lagen Kinarejkin und Francis Momoh im Strafraum, nachdem sie bei einem Luftkampf mit den Köpfen aufeinandergeprallt waren; beide konnten aber das Spiel fortsetzen. Es folgten noch zwei späte Wechsel: Igor Neves für Krasnopir und Schakh für Bruninho.

In der Nachspielzeit gab es noch einmal richtig Gift, nach einem Streit vor dem LNS-Tor gab es weitere gelbe Karten und sogar noch eine glatt rote für LNS-Torwart Yevgeniy Kucherenko. Und so endete ein nicht hochklassiges, dafür emotionales und streckenweise sogar bösartiges Spiel mit einem knappen Sieg für die Grünweißen.

Fazit:

LNS bot überhaupt keine Überraschungen, und nach der unnötigen Niederlage im Hinspiel gab es auch heute den gleichen Spielplan: wenig eigener Spielaufbau, stabile Defensive und Konter. Ein wenig enttäuschend war da schon, dass Karpaty dagegen kein Rezept zu finden schienen. Die zunehmende Härte im Spiel führte neben dem Platzverweis von Álvarez zu zahllosen Verwarnungen auf beiden Seiten, die in kommenden Spielen zur Hypotek werden können.

Karpaty hatten dann das Glück, durch einen Elfmeter in Führung gehen zu können, was dann für einen insgesamt durchaus glücklichen knappen Sieg und die erhoffte Revanche gegen diesen Gegner reichte.

Die Mannschaft wirkte heute wie auch schon letzte Woche nicht stärker als noch vor der Winterpause. Wer erwartet hatte, dass durch den Zugang starker Spieler von Rukh das Team eine ganz andere Dimension erreichen würde, dürfte enttäuscht geblieben sein. Nun ist dies aktuell natürlich eine Momentaufnahme, und ein qualifiziertes Urteil wird man wirklich erst am Ende der Saison abgeben können.

Karpaty werden jedenfalls im nächsten Spiel bei Vorskla auf ihren Steuermann im defensiven Mittelfeld, Pablo Álvarez, verzichten müssen. Das wird dann eine Chance für Tanda, gegen einen auf dem Papier zumindest schlagbaren Gegner seine Klasse unter Beweis stellen zu können.