Energischer Widerspruch zum Gerücht um Yeserskyj

Jugendtrainer Volodymyr Yeserskyj stand vergangene Woche im Zentrum eines Gerüchts, das das Zeug zu einem handfesten Skandal hat. Aber wie so oft mit Gerüchten ist ihnen ist mit Vorsicht zu begegnen. Noch sind die Zusammenhänge und was sich wirklich zugetragen hat, nicht zweifelsfrei etabliert.

Volodymyr Yeserskyj, Photo: © Ukrainischer Fußballverband

Wir erinnern uns: am 5. April berichtete der bekannte Journalist Mykajlo Spivakovskyj in seinem Fußballformat auf Youtube „TaToTake“ von einem Vorfall um Yeserskyj und den Karpaty-Spieler Artur Schakh, der zu Yeserskyj’s umgehender Entlassung bei Karpaty geführt haben soll. Während sich weder Yeserskyj, Schakh, noch der Club zu diesem Vorfall geäußert haben, ergriff gestern ein anderer bekannter Sportjournalist, Viktor Vatsko, das Wort, widersprach dieser Darstellung und erhob Vorwürfe gegen seinen Kollegen Spivakovskyj.

Yeserskyj, der neben seiner Position bei Karpaty auch bei der ukrainischen Jugendnationalmannschaft tätig ist, war vorgeworfen worden, er habe Schakh bei der Vorbereitung auf ein Freundschaftsspiel der ukrainischen U20 nahegelegt, einen Transfer zu einem europäischen Club anzustreben und dafür auch die ihn betreuende Agentur zu wechseln, wobei er ProStar, die Firma des kontroversen Agenten Vadym Schablij, ins Spiel gebracht haben soll. Dabei war auch nahegelegt worden, dass Yeserskyj mit ProStar verbunden sei und somit in gewisser Weise aus Eigeninteresse agiert habe.

Wie Viktor Vatsko betont, findet im ukrainischen Fußball derzeit eine Auseinandersetzung zweier einflussreicher Agenturen statt – ProStar und PASS. Schauplatz dieser Auseinandersetzung ist u.a. der Club Karpaty Lviv. Anfang der aktuellen Saison waren diverse Positionen bei Karpaty mit Personen besetzt worden, die mit PASS in Verbindung stehen, und es gibt nicht wenige, die sagen, dass der Abschied von Trainer Myron Markewytsch mit dessen Verärgerung über den wachsenden Einfluss von PASS im Club zusammengehangen haben soll.

Yeserskyj war seinerzeit durch Markewytsch, der ihn schon lange kennt, zu Karpaty geholt worden. Und ob er nun wirklich mit ProStar verbunden ist oder ganz einfach nur nicht bei PASS ist, spielt vielleicht nicht die entscheidende Rolle. Viktor Vatskos Darstellung zufolge, sei Yeserskyj quasi zwischen die Fronten im „Krieg“ der beiden Agenturen und somit ins Fadenkreuz von PASS geraten, die durch diesen Skandal versuchten, ihn aus seiner einflussreichen Position zu entfernen.

In seiner zum Teil sehr emotionalen Ansprache betont Vatsko, dass er Yeserskyj schon lange kennte und die Korruptions-Vorwürfe auf keinen Fall zutreffend sein könnten. Er erklärte auch, dass er persönlich im Fadenkreuz von Korruptionsvorwürfen gestanden habe (dabei ging es um den für Bayer Leverkusen spielenden jungen ukrainischen Offensivspieler Artem Stepanov, zudem sei die Behauptung verbreitet worden, er sei der Pate von Yeserskyjs Kind), was er im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Yeserskyj als Teil einer gezielten Aktion betrachtete.

Zu den Vorwürfen, Yeserskyj habe Schakh einen Wechsel zu ProStar empfohlen, merkt Vatsko zu recht an, dass nur zwei Menschen überhaupt genau wüssten, was damals genau gesagt worden sei. Er selber kenne nur die Darstellung einer Seite, der seines Freundes Volodymyr Yeserskyj. Zu diesen Vorwürfen hätten sich Präsident Matkivskyj und Generaldirektor Andrij Rusol mit den beiden beteiligten zusammensetzen können, sich die Darstellung beider Seiten anzuhören und dann eine Entscheidung zu treffen. Das hätten sie aber, so Vatsko, nicht getan.

Was bleibt für ein Fazit ist, dass – wie üblich in solchen Situationen – die Wahrheit oft nur in kleinen Stücken an die Oberfläche gelangt. Aktuell gibt es keine offizielle Stellungnahme des Vereins, etwa, dass man sich von Yeserskyj getrennt habe. Was an den Vorwürfen gegen Yeserskyj wirklich Substanz hat, ist ebensowenig bekannt – hier könnten bereits Nuancen und deren Interpretation eine Rolle spielen. Es bleibt festzustellen, dass man keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte.