[2024/2025] Karpaty – Oleksandriya: 2:1

Heute spielten Karpaty im drittletzten Spiel der Saison gegen Oleksandriya – den formstarken Tabellenzweiten, gegen den die Grünweißen das Hinspiel klar verloren hatten. Früher heute Nachmittag hatte bereits Kryvbas zu hause gegen Kolos verloren und Polissya zu hause gegen Dynamo unentschieden gespielt – bei einem Sieg hätten Karpaty daher die Chance, auf den ersehnten 4. Platz zu springen.

„Los Karpatos“ mit Igor Neves und Patricio Tanda

Trainer Lupaschko musste in diesem wichtigen und schweren Spiel gleich auf eine ganze Reihe Stammspieler verzichten. Oleksij Sytsch ist nach seiner Verletzung immer noch nicht wieder einsatzbereit, Jean Pedroso auch nicht, und im Spiel letzte Woche hatte sich dazu auch noch Tymur Stets’kov verletzt. Außerdem war nach der fragwürdigen Ampelkarte aus dem letzten Spiel Mittelfeld-Pivot Pablo Álvarez gesperrt. In der Startaufstellung standen:

Auf der Bank saßen:

Im weiteren Verlauf des Spiels kamen noch Ihor Krasnopir (Igor Neves), Ihor Krasnopir (Oleh Otscheret’ko), Artur Schakh (Yan Kostenko), Oleh Fedor (Bruninho), Vladyslav Klymenko (Ambrosij Tschatschua) zum Einsatz.

Karpaty begannen mit viel Druck und hohem Pressing, offenbar war die Devise, dass die ersatzgeschwächte Defensive am besten geschützt ist, wenn der Gegner gar nicht erst in ihre Nähe kommt. Oleksandriya brauchte ein wenig, um sich zu sortieren, kam dann aber mit Ballsicherheit und gefährlich vor das Tor der Gastgeber – und das gleich mit Resultat. Es waren 9 Minuten gespielt, die Karpaty-Abwehr hatte nach einer diagonalen Flanke von links den Ball herausgeköpft, und Miguel Campos, der portugiesische Innenverteidiger bekam ihn etwa 20 Meter vor dem Tor auf den Fuß. Sein Schuss war flach, nicht besonders hart, und er fand genau die Gasse an Freund und Feind vorbei, und schlug rechts, nur wenige Zentimeter vom Pfosten ein – 0:1.

Das war für Karpaty natürlich ein Rückschlag, nachdem man gerade so engagiert begonnen hatte. Aber es ging gleich gut weiter. Nur rund 5 Minuten später schlug Tschatschua eine Flanke von der rechten Seite vor das Tor, der Ball flog über Torwart Yermakov hinweg, und zappelte plötzlich im Tor. Campos, der Schütze zum 0:1 hatte ihn ins eigene Tor befördert. Es gab eine VAR-Überprüfung, und der Schiedsrichter gab das Tor wegen Abseits nicht. Es war in keiner der Wiederholungen herauszufinden, wer da eigentlich im Abseits gestanden haben soll, aber die Entscheidung stand, das Tor zählte nicht.

Es ging emotional weiter. Tanda ließ sich in ein Scharmützel mit einigen Oleksandriya-Spielern verwickeln, die eine Tätlichkeit gesehen haben wollten und eine Bestrafung forderten, aber auch das blieb ohne Folgen. Karpaty erhöhten wieder den Druck und hatten in den folgenden Minuten einige teils hochkarätige Chancen, und man wunderte sich, warum es immer noch 0:1 stand. Kostenko machte sich bei einigen Scharmützeln auf seiner rechten Flanke einige „Freunde“ unter den Oleksandriya-Abwehrspielern, und Babohlo wurde nach einem Freistoß im Fünfmeterraum von Torwart Yermakov begraben. Das Spiel war spannend und hatte Klasse, aber es fehlte immer noch der Ausgleichstreffer. Kostenko hatte Sekunden vor dem Halbzeitpfiff noch den Ausgleich auf dem Kopf, aber auch diese Chance blieb ungenutzt, es ging mit dem knappen Rückstand und Diskussionen über einen Abseitspfiff in die Pause.

Es ging ohne personelle Änderungen in die zweite Hälfte. Karpaty griffen weiter an, das Spiel fand fast ausschließlich vor dem Oleksandriya-Tor statt. Aber weiter fehlte ein zählbares Ergebnis: mal war das Bein eines Abwehrspielers im Weg, mal fehlte es ein wenig an Präzision, einen Spielzug auch zuende zu führen. Oleksandriya, der coole und souveräne Tabellenzweite, fand in dieser Phase überhaupt nicht statt.

Das intensive Spiel der Grünweißen war aber auch nichts, was eine Mannschaft über ein ganzes Spiel durchhält. Das Tempo ließ langsam ein wenig nach, und Oleksandriya kam wieder zu ihren Möglichkeiten. Nach 65 Minuten kamen bei Karpaty Krasnopir für Igor Neves und Kvasnytsya zu seinem ersten nennenswerten Saison-Einsatz für Otscheret’ko. Kostenko wechselte auf die linke Flanke, Bruninho ins zentrale Mittelfeld und Kvasnytsya auf seine rechte Flanke. Diese Einwechslung brachte noch einmal etwas frische Energie ins Spiel, und der Druck vor dem Tor der Gäste nahm wieder zu.

Nach 72 Minuten kamen dann Schakh für Kostenko und Fedor für Bruninho. Die Zeit lief langsam ab, und immer noch nicht war der erlösende Ausgleichstreffer gelungen. Zwei Minuten später kam Tschatschua im Strafraum bei einem Zweikampf zu Fall und forderte vehement einen Elfmeter, aber es kam kein Pfiff. Die Wiederholung der Szene zeigte, dass es hier Kontakt gegeben hatte, und als das Spiel schließlich unterbrochen worden war, überprüfte der Schiedsrichter mit Hilfe des VAR die Szene. Nachdem er sich auf dem Monitor die Szene angesehen hatte, entschied er dann doch auf Strafstoß.

Ach, Karpaty und Strafstöße, da war doch etwas. Igor Neves, Bruninho und Otscheret’ko waren alle bereits ausgewechselt, und Igor Krasnopir legte sich den Ball zurecht. Ein kurzer Moment der Konzentration, kurzer Anlauf, und der Ball zappelte im Netz – 1:1, endlich. Im ANschluss an diesen Treffer entwickelte sich ein emotionaler Streit aufgebrachter Oleksandriya-Spieler mit Trainer Lupaschko, es gab einen Menschenauflauf, und Mannschaftskameraden hatten alle Mühe, die aufgebrachten Spieler voneinander zu trennen. Der Schiedsrichter reagierte besonnen und zeigte einige gelbe Karten.

Das Spiel ging weiter, es waren noch 8 Minuten plus Nachspielzeit zu spielen. Karpaty waren weiter im Vorwärtsgang und drängten auf den Siegtreffer. Nach 90 Minuten wurden 6 Minuten Nachspielzeit angezeigt, und Ivan Kalyuzhnyj sah seine zweite gelbe Karte – Karpaty waren nun für die letzten Minuten im zahlenmäßigen Vorteil.

Und das Spiel war noch nicht zuende. Es waren 4 Minuten gespielt, Polehenko schlug von der Mittellinie eine lange diagonale Flanke links in den Strafraum. Tschatschua mit seinem wieder einmal phantastischen Stellungsspiel hatte das geahnt und lief direkt in den freien Raum und schoss aus kurzer Distanz zum 2:1 ein. Das war’s. Tschatschua bekam noch eine Extra-Ovation, als er direkt vor dem Schlusspfiff durch Klymenko ersetzt wurde, und Karpaty hatten gewonnen.

Fazit

Dies war ein hochklassiges Spiel zweier Anwärter um den internationalen Wettbewerb. Karpaty waren beim frühen Gegentreffer einen kuzen Moment lang unachtsam gewesen, was umgehend bestraft wurde. Die Mannschaft spielte dann über weite Strecken der Partie richtig guten Fußball, konnte ihre Chancen aber nicht verwerten, so dass ein Elfmeter für den mehr als verdienten Ausgleich sorgen musste.

Wenige Wochen nachdem Igor Neves endlich zum ersten Mal getroffen hatte, konnte nun auch Krasnopir sich endlich von seinem Fluch befreien. Er behielt die Nerven, und erster Elfmeter für seine neue Mannschaft saß. Kvasnytsya kam endlich zu einem Einsatz für mehr als nur die Schlussminuten, er konnte dies allerdings nicht nutzen, um Impulse zu setzen.

Ein besonders Lob gebührt Patricio Tanda, der heute Pablo Álvarez vertreten musste. Er ist ein ganz anderer Spielertyp, ohne die physische Präsenz des Spaniers, kleiner, leichter, machte das aber durch unermüdlichen Einsatz und faire Aggressivitität in seinem Spiel wett – hier wird man sich auch in Zukunft keine Sorgen machen müssen.

Karpaty rücken mit diesem Sieg auf Platz 4 vor, vorbei an Polissya, und die Mannschaft hat es jetzt direkt in der Hand, den Platz im europäischen Wettbewerb zu erreichen. Nächsten Samstag geht es zu Kolos, der Mannschaft die heute Kryvbas geschlagen hatte und im letzten Spiel zu hause gegen Soriya – alles schwere Spiele, aber man kann es nun aus eigener Kraft schaffen.

Der heutige Abend war ein Fußballfest, das einen vom ersten bis zum letzten Moment gefesselt hat. Oleksandriya hat den internationalen Platz bereits sicher, Karpaty haben nun eine echte Chance, ihn zu erreichen.