Heute begann für Karpaty die neue Saison mit einem Heimspiel gegen Polissya, den Tabellenvierten der Vorsaison und direktem Konkurrenten um einen Platz in den Top-4. Hier sollte sich nun zum ersten Mal andeuten, ob die Manschaft, die im aktuellen Transferfenster nur bescheiden verstärkt worden ist, den hohen Ansprüchen gerecht werden könnte.

Wie bereits bekannt fehlten mit Tymur Stets’kov und Oleksij Sytsch zwei Defensiv-Stammkräfte und in der Offensive Ilya Kvasnytsya verletzt. Und tatsächlich stand der erst 18-jährige Nasar Domtschak im Tor. Ansonsten gab es keine Überraschungen in der Aufstellung:
- Nasar Domtschak (TW)
- Pavlo Polehenko (RV)
- Vladyslav Babohlo (IV)
- Jean Pedroso (IV)
- Denys Miroschnitschenko (LV)
- Pablo Álvarez (ZDM)
- Yaroslav Karabin (RW)
- Bruninho (RZM)
- Ambrosij Tschatschua (LZM)
- Yan Kostenko (LW)
- Ihor Krasnopir (MS)
Auf der Bank saßen:
- Andrij Klishchuk (TW)
- Roman Mysak (TW)
- Mykola Kyrytschok (RV)
- Volodymyr Adamyuk (IV)
- Fabián Sánchez (LV)
- Paulo Vitor (LW)
- Igor Neves (MS)
- Ivan Tschaban (ZDM)
- Oleh Fedor (ZAM)
- Vladyslav Klymenko (ZM)
- Patricio Tanda (ZDM)
- Jurij Kokodynyak (RV)
- Artur Schakh (ZAM)
Während des Spiels kamen noch Paulo Vitor (Yaroslav Karabin), Igor Neves (Ihor Krasnopir), Artur Schakh (Yan Kostenko) zum Einsatz.

Karpaty begannen mit viel Druck nach vorn und konnten dadurch Polissya im Spielaufbau erst einmal wirkungsvoll blockieren. Nach 4 Minuten kamen sie auch zu einer ersten Torchance, als Krasnopir den Ball an die Strafraumgrenze vertikal durchgesteckt bekam und auch nicht schlecht abschloss, aber am gut positionierten Oleh Kudryk scheiterte, der ja vor einigen Jahren auch schon einmal eine Saison für die Grünweißen gespielt hatte.
Kurz darauf gab es eine erste Abstimmungsschwierigkeit in der Karpaty-Defensive, als Domtschak herausstürmte, um einen unplatzierten Steilpass abzufangen, dabei aber mit Polehenko kollidierte, der aber nach kurzer Behandlungspause weitermachen konnte. Und dem Karpaty-Tor blieb es weiter aufregend. Es waren 11 Minuten gespielt, Domtschank konnte einen Schuss aus verdeckter Position parieren, ließ den Ball aber nach rechts abprallen, wo ein Polissya-Spieler schneller als alle anderen am Ball war und einschoss. Das Tor wurde aber nach VAR-Überprüfung kassiert, da zuvor Babohlo gefoult worden war (was dann auch zu dem Ballverlust geführt hatte, aus dem dann die Torchance für Polissya entstand).
Das war ein Warnschuss, und die Karpaty-Defensive wirkte in dieser Phase nicht sicher. Jetzt war es Polissya, das das Spiel bestimmte. Es gelang den Gästen immer wieder, ihre Stürmer im Karpaty-Strafraum ins Spiel zu bringen, und das Gegentor schien nur eine Frage der Zeit. Und gerade, als es so aussah, als hätte man sich ein wenig vom Druck der Gäste befreien können, stand es dann doch plötzlich 0:1. Mykola Hayduchyk bekam, am Fünfmeterraum stehend, den Ball zwischen zwei Karpaty-Verteidigern hindurch den Ball von links serviert und musste nur den Fuß hinhalten, und Domtschak war chancenlos.
Gleich zwei Minuten später hätte es eigentlich 0:2 stehen müssen, als Oleksandr Nasarenko erneut zwischen den Innenverteidigern hindurch den Ball steil hinter die Verteidigungslinie gespielt bekam und allein auf Nasar Domtschak zulief, der aber beherzt aus dem Tor lief und parieren konnte.
Aber es kam noch schlimmer. Es waren 35 Minuten gespielt, der Schiedsrichter ging in einer Spielpause an den Bildschirm und sah sich eine Szene von kurz davor an: Babohlo hatte bei einem Zweikampf im Strafraum den Ball an den Arm bekommen, und es gab Elfmeter. Nasarenko trat an und traf – 0:2. Karpaty griffen weiter an und kamen auch zu einer Chance durch einen Kopfball von Tschatschua, den aber Kudryk parieren konnte. Und ein wenig wirkte die Mannschaft in dieser Spielphase auch ratlos – es wurde Zeit, dass der Schiedsrichter zur Pause pfiff, um sich in der Kabine erst einmal neu sortieren zu können. Die erste Halbzeit endete mit einem ernüchternden 0:2.
Es ging ohne personelle Änderungen zurück auf den Rasen. Am Spielverlauf änderte sich nichts: Karpaty suchten die Offensive, und Polissya setzte aus stabiler Defensive auf Konter. Nach 48 Minuten forderte Krasnopir einen Elfmeter, als er im Strafraum von Eduard Sarapij gehalten wurde, aber der Schiedsrichter hatte die Situation gesehen und nicht als elfmeterwürdig bewertet. Ganz nachvollziehbar war diese Entscheidung nicht, da es einen Kontakt gegeben hatte und Krasnopir freies Schussfeld gehabt hätte.
Nach 55 Minuten kam dann Paulo Vitor zu seinem Debüt. Für ihn ging Karabin. Karpaty kombinierten durchaus sehenswert, aber sie machten am Ende doch immer einen Fehler zu viel. Polissya stand zwar unter Druck, geriet aber selten wirklich in Gefahr. Etwas später kamen dann noch Igor Neves für Krasnopir und Schakh für Kostenko.
Karpaty waren nun eigentlich die ganze Zeit im Vorwärtsgang. Es gab auch einige gute Chance, wie einen Schuss von Bruninho aus 16 Metern, der knapp das Tor verfehlte und einen Miroschnitschenko-Freistoß von rechts, bei dem die Polissya-Abwehr ein wenig die Kontrolle verlor und sich am Ende bei Kudryk bedanken konnte. Aber das Spiel ging seinem Ende entgegen, und es sah nicht nach einem Wunder aus.
Nach 78 Minuten kamen dann die beiden letzten Wechsel – Fedor für Bruninho und Tanda für Álvarez. Das offensive Spiel der Grünweißen sorgte natürlich für Konterchancen auf der anderen Seite. Eine solche gab es nach 86 Minuten, wo es der Karpaty-Abwehr gerade noch so gelang, vor Domtschak den Ball wegzuräumen, aber Babohlo schließlich bei einem Tackling den Ball verpasste und Hutsulyak traf, worauf der Schiedsrichter wieder auf den Punkt zeigte. Oleksandr Filippov trat an, und Domtschak hielt. Somit blieb es dann „nur“ bei einer deutlichen 0:2 Heimniederlage.
Fazit
Karpaty schließen den ersten Spieltag als Tabellenletzter ab – wer hätte das gedacht. Nun wissen wir alle, dass das nicht viel zu sagen hat und auch, dass das Programm der Grünweißen zu Saisonbeginn (nächste Woche geht es zu Schakhtar) mehr als happig ist. Aber dennoch: wir hätten eigentlich mehr erhofft oder sogar erwartet. Im Großen und Ganzen war Polissya die bessere Mannschaft – reifer, besser organisiert und mit weniger individuellen Fehlern. Das Resultat geht so in Ordnung, und es macht deutlich, wo es in der Mannschaft noch Baustellen gibt.
Die größte davon ist die Defensive. Es gab – gerade zu Beginn des Spiels – einige Abstimmungsprobleme zwischen der Abwehrreihe und Torwart Domtschak, was vielleicht noch damit zu erklären ist, dass es für ihn sein erstes UPL-Spiel war und auch er und seine Verteidiger sich aneinander gewöhnen müssen. Problematischer ist das Muster, das heute wie auch schon einige Male in der vorherigen Saison zu Gegentoren geführt hat: Es ist immer wieder zu einfach, eine Lücke in der Innenverteidigung zu finden, die entweder die Räume nicht ausreichend zustellt oder bei schnellen Kombinationen des Gegners zu langsam reagiert. Wer die Top-4 angreifen will, darf sich solche Schwächen nicht erlauben. Ob eine etwaige Lösung personell oder organisatorisch ist, wird der Trainer besser bewerten können.
Nasar Domtschak konnte einem leid tun. Er war an den Gegentreffern schuldlos, zeigte ansonsten – nach einigen Unsicherheiten am Anfang – eine gute Leistung, nicht nur durch seinen gehaltenen Elfmeter. Karabin spielte bis zu seiner Auswechselung gut.
Bei Paulo Vitor gibt es immer noch ein Fragezeichen. Er zeigte einige gute Ansätze, etwa eine schöne, aus vollem Lauf geschlagene Flanke von links, aber er spielte dann auch immer wieder ein wenig pomadig, als ob er meinte, in der UPL seine Gegenspieler ohne wirkliche Anstrengung ausspielen zu können, und das ging dann auch meist gründlich schief.
Das Kombinationsspiel nach vorn war, wie wir es schon aus der Vorsaison kennen. Sicher auch bedingt durch den Rückstand wirkten manche Aktionen etwas unkonzentriert oder überhastet, aber mit etwas Glück hätte man in verschiedenen Situation durchaus auch treffen können.
So endet ein frustrierender Abend, der dann vielleicht doch einen Pluspunkt hat: man weiß, wo man steht, und es ist für alle deutlich geworden, wo die größten Baustellen existieren. Auf dem Transfermarkt wird man die nicht die Lösung für alle Probleme finden. Es bleibt dennoch zu hoffen, dass die eine oder andere personelle Verstärkung noch gefunden wird.
