Heute spielten Karpaty bei Obolon‘, einem Team aus der Tabellenmitte, das sich zuletzt formstark gezeigt hatte. Für Karpaty war dies in gewisser Weise fast ein „Endspiel“, da man immer noch auf seinen ersten Saisonsieg wartete und nach der peinlichen Niederlage im Pokal gegen Bukovyna immer mehr Fragen im Raum standen, ob Trainer und Mannschaft den an sie gestellten Aufgaben überhaupt gewachsen sind.

Bei Karpaty fehlten nach wie vor Tymur Stets’kov, Oleksij Sytsch und Andrij Bulesa. Trainer Vladyslav Lupaschko hatte einige personelle Veränderungen vorgenommen: Nasar Domtschak behielt seinen Platz im Tor nach dem Pokalspiel vergangene Woche, etwas überraschend saß Jean Pedroso nur auf der Bank, und Ihor Krasnopir durfte in seinem „Heimatstadion“ (er war früher Obolon‘-Spieler gewesen) von Anfang an spielen:
- Nasar Domtschak (TW)
- Pavlo Polehenko (RV)
- Vladyslav Babohlo (IV)
- Volodymyr Adamyuk (IV)
- Denys Miroschnitschenko (LV)
- Pablo Álvarez (ZDM)
- Paulo Vitor (RW)
- Bruninho (RZM)
- Ambrosij Tschatschua (LZM)
- Yan Kostenko (LW)
- Ihor Krasnopir (MS)
Auf der Bank saßen:
- Roman Mysak (TW)
- Fabiano (RW)
- Ivan Tschaban (ZDM)
- Oleh Fedor (ZAM)
- Vladyslav Klymenko (ZM)
- Yaroslav Karabin (RW)
- Patricio Tanda (ZDM)
- Diego Palacios (LV)
- Jean Pedroso (IV)
- Igor Neves (MS)
Während des Spiels kamen noch Patricio Tanda (Pablo Álvarez), Igor Neves (Yan Kostenko), Fabiano (Ihor Krasnopir), Oleh Fedor (Bruninho), Yaroslav Karabin (Paulo Vitor) zum Einsatz.

Ein Kritikpunkt bei allen bisherigen Saisonspiele war gewesen, dass Karpaty jeweils in der ersten Hälfte überhaupt nicht ins Spiel gekommen waren, weshalb heute natürlich gerade die Anfangsminuten besonders unter Beobachtung standen. Und tatsächlich machten sie es dieses Mal besser. Es waren 4 Minuten gespielt, und nachdem sich die Mannschaft bereits eine schöne Torchance erspielt hatte, gab es einen Freistoß von rechts, der hoch in den Strafraum geschlagen wurde. Einige Spieler stiegen hoch, am Ende war es aber Andrij Lomnytskyj, übrigens ein Produkt des Karpaty-Ausbildungssystems, der den Ball ins eigene Tor köpfte. Das war zwar im Hergang glücklich, aber aufgrund der wenigen bisher gespielten Minuten durchaus nicht unverdient.
Kurze Zeit später stand Nasar Domtschak im Fokus. Er hatte sich in den Anfangsminuten bereits außerhalb seines Strafraums einen gefährlichen Abspielfehler geleistet, und nun musste er vor der Strafraumgrenze vor dem heranstürmenden Denys Ustymenko klären. Er spielte den hohen Ball volley aus der Gefahrenzone, woraufhin Ustymenko am Bein getroffen wurde und verletzt liegen blieb. Das war ein Aufreger, aber der Videoschiedsrichter griff nicht ein, und das Spiel wurde fortgesetzt.
Auch im weiteren Verlauf dominierten die heute in rot spielenden Grünweißen, und sie zeigten eine gute Leistung. Nach 25 Minuten traf Bruninho mit einem sehenswerten Distanzschuss nur den linken Pfosten – hier wäre Torwart Nazarij Fedorivskyj machtlos gewesen. Direkt danach gab es aber eine Zwangspause wegen eines Luftalarms.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde ging es weiter. Die Spielanteile blieben unverändert: Karpaty spielten zielstrebiger und hatten mehr vom Spiel. Obolon‘ war größtenteils mit Verteidigen beschäftigt und kam nur hin und wieder in die gegnerische Hälfte. Es ging mit der knappen, aber vollkommen verdienten Führung für Karpaty in die Pause.
Es ging kurz darauf ohne personelle Veränderungen weiter, und Karpaty waren weiter im Vorwärtsgang. Nach 50 Minuten stand es dann 0:2 – Ausgangspunkt war ein Eckball, den Babholo mit der notwendigen Wucht einköpfte. Dieser Spielstand spiegelte in jedem Fall etwas deutlicher die Kräfteverhältnisse wider – Obolon‘ wirkte zu diesem Zeitpunkt anhaltend überfordert.
Nach 74 Minuten hatten Karpaty die große Chance, auf 0:3 zu erhöhen. Er tankte sich von links zur Mitte durch, spielte Torhüter Fedorivskyj aus und schoss aus etwa 12 Metern – doch Innenverteidiger Valerij Dubko klärte von der Linie per Kopf. Zwei Minuten später kam Tanda für den gelbverwarnten Álvarez. Wieder etwas später ersetzte Igor Neves Yan Kostenko – ein Mittelstürmer für einen Flügelspieler.
Karpaty kamen auch weiter zu Chancen, etwa durch Paulo Vitor, dessen platzierter Flachschuss von rechts gerade noch von Fedorivskyj paiert werden konnte. Und auch Bruninho kam zu einer Riesenchance, als er nach sehenswertem Alleingang das Tor knapp verfehlte. In der Nachspielzeit erhielten dann auch noch Karabin, Fedor und Fabiano ein wenig Spielzeit. Gefahr gab es nun aber nur noch vor dem Karpaty-Tor, wo Obolon‘ eine ganze Reihe von Chancen hatte, aus denen mit ein wenig Glück nichts wurde. Es blieb am Ende bei dem fast etwas zu niedrig ausfallenden 0:2.
Fazit
Karpaty haben sich heute gegenüber eigentlich allen bisherigen Saisnspielen stark verbessert gezeigt. Die Unsicherheit und hohe Fehlerquote, die gerade in den ersten Halbzeiten immer wieder aufgefallen waren, waren heute nicht zu sehen. Man könnte fast annehmen, dass nun endlich die Botschaft bei der Mannschaft angekommen war, dass man trotz eines starken Kaders um jeden Sieg kämpfen muss. Hierzu ist allerdings auch anzumerken, dass Obolon‘ heute eine ausgesprochen schwache Partie gezeigt hatte – das eigene Spiel ist ja auch immer ein wenig nur so stark, wie es der Gegner zulässt.
Nasar Domtschak im Tor hatte eher wenig zu tun. Er parierte einige gefährliche Schüsse, leistete sich aber eine Reihe von Abspielfehlern, aus denen mit ein wenig Glück kein Tor entstand. Er ist im Vergleich zu Klishchuk ganz einfach das komplettere Paket: stark auf der Linie, aber auch ein guter Fußballspieler – nur eben noch nicht ganz gereift.
Warum heute Jean Pedroso nicht in der Startformation gestanden hatte, ist derzeit unbekannt. Er hatte in den letzten Spielen einige Fehler gemacht, die zu Gegentoren geführt hatten, ist aber andererseits ein für den Spielaufbau und selbst als Torschüsse wichtiger Spieler für seine Mannschaft. Vielleicht spielten aber auch seine bisherigen drei gelben Karten eine Rolle, durch die die Gefahr bestanden hätte, vielleicht kommende Woche im Heimspiel gegen Dynamo gesperrt zu sein.
Nächste Woche ist Tabellenführer Dynamo zu Gast. Sollte es gelingen, hier wenigstens einen Punkt zu erkämpfen, wäre das mit Sicherheit ein Erfolg. Gleichwohl ist Dynamo in dieser Saison eher nicht die Übermannschaft der vergangenen Jahre, weshalb man vielleicht nicht ganz chancenlos sein wird.
