Heute hatten Karpaty (“Los Karpatos”) ihr nächstes Schicksalsspiel, zu hause gegen Stal’. Die Vereinsführung hatte angekündigt, nach 5 oder 6 Spielen die Arbeit des Trainerteams zu bewerten. Dies hier war Spiel Nummer 4, nach einem Unentschieden und zwei Niederlagen in den vergangenen Wochen.
Karpaty traten wieder mit einem leicht veränderten Kader an: Gespielt wurde offensiv, mit einem 4:2:3:1. Im Tor stand Pidkivka anstatt Mysak (an dem es in den letzten Wochen sicher nicht gelegen hatte, aber vielleicht ging es auch um den psychologischen Faktor nach 5 Gegentoren letzte Woche). In der Viererkette standen wieder Lebedenko links, zentaral Lobaj sowie Nesterov und rechts Rückkehrer Fedetskyj. Auf der Doppel-6 standen Klyots und Tkachuk, davor Miroshnichenko, der aus der rechten Verteidiger vorgerückt war, Chachua und Khudob’yak, in der Sturmspitze Debelko. Ksyonz ist immer noch verletzt.
Interessant dabei war, dass die “Spanier” Arques, Coteggiano, Di Franco und Ribas nur auf der Ersatzbank saßen, weiterhin dass Hutsulyak und Osman nicht einmal im Kader standen und Youngster Nazar Vyzdryk statt Busko auf der Bank saß. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Navarro immer noch damit beschäftigt ist, seinen Kader überhaupt kennenzulernen und daher fröhlich durchprobiert. Ich weiß nicht, ob mir das gefällt.
Das Spiel begann wie üblich – Karpaty attackierten, wurden ausgekontert und lagen umgehend zurück: Pidkivka brachte beim Versuch, dem Gegner den Ball vom Fuß zu pflücken, selbigen zu Fall, Elfmeter nach 6 Minuten, 0:1 und gelb für Pidkivka, der nach der – äh, ziemlich fragwürdigen – Regel vom letzten Mann selbst im Strafraum durchaus hätte rot sehen können.
Das Spiel lief danach weiter mit nervösen Hausherren, die aber leichte Feldvorteile hatten. Nach 26 Minuten kam Holodyuk für Tkachuk, woraufhin das Spiel der Hausherren noch etwas sicherer wurde. In der 30. Minute erzielte dann Khudob’yak den verdienten Ausgleich. Generell lief es so: Karpaty griffen an, Stal’ konterte. Pidkivka hatte einige Gelgenheiten, den von ihm verschuldeten Elfmeter wieder gut zu machen. In der 44. Minute vergab Debelko eine Großchance nach einer flachen Flanke Khudob’yaks von der Grundlinie direkt in den 5-er.
Nach der Pause bekam dann doch ein Legionär eine Chance, Di Franco kam für Miroshnichenko. Karpaty war die tonangebende Mannschaft und kam zu einigen Chancen, etwa in der 51. Minute, wo ein Verteidiger in letzter Not von der Grundlinie rettete. In der 59. Minute ging dann Fedesktyj vom Platz, und für ihn kam der nächste “Spanier” – Corteggiano.
In der 64. Minute gingen Karpaty dann doch noch verdient in Führung. Holodyuk verwandelte einen Freistoß aus etwa 18 Metern direkt. Das Spiel plätscherte danach ein wenig. Karpaty waren entschlossen, den Vorsprung nicht mehr aus der Hand zu geben, und Stal’ fiel es sichtbar schwer, nun selber das Spiel zu machen. In der 80. Minute gab es dann erneut Elfmeter, dieses Mal für Karpaty. Debelko war kam im Strafraum zu Fall gekommen, mir schien das aber eher eine Schwalbe oder Schwäche zu sein. Egal, er verwandelte sicher, 3:1.
Fazit: Karpaty haben ihren ersten Dreier. Gegen eine Mannschaft, die gegen Shakhtar so stark gespielt hatte, ist das eine durchaus anerkennenswerte Leistung, und der Sieg dürfte auch in Ordnung gehen. Dennoch war das kein großes Spiel. Karpaty sind immer noch sehr anfällig für Konter. Auf der Position des rechten Verteidigers hat man nun ein Luxusproblem: Fedetskyj und Miroshnichenko. Letzteren ins rechte Mittelfeld zu ziehen, finde ich vernünftig, aber als offensiver rechter Verteidiger finde ich ihn wirkungsvoller. Debelko als Sturmspitze gefällt mir besser als Ribas, auch wenn beide bei weitem nicht die Klasse von Hladky haben. Interessant finde ich, dass Chachua heute im offensiven und Klyots im defensiven Mittelfeld aufgestellt war, Klyots hatte sich in den letzten Monaten eigentlich in der offensiveren Rolle ziemlich wohl gefühlt. Zu Di Franco kann ich mich noch nicht so richtig zu einer Aussage durchringen. Er ist kein schlechter Spieler, aber ob er jetzt eine echte Verstärkung auf seiner Position ist, scheint mir zweifelhaft. Sowohl Klyots als auch Hutsulyak und Khudob’yak habe ich in der Position schon stärker gesehen. Ach ja, Youngster Orest Lebedenko macht sich. Nach der Unsicherheit, die letzte Woche noch zum 1:0 für Dynamo geführt hatte, war er heute sicherer, und er hatte einige gute Szenen im Offensivspiel. Pidkivka im Tor hat seine Sache gut gemacht. Für mich ist er ohnehin die Nummer 1.
Ein kleiner Disclaimer noch: Bei all diesem Lob ist natürlich der Kontext zu beachten: wir reden hier von der unteren Tabellenhälfte in der UPL.