Cherkashchyna – Karpaty: 0:1

Heute spielten Karpaty im Pokal auswärts bei Cherkashchyna-Akademiya, einem Club aus der dritten ukrainischen Liga, der mit seinem sehr jungen Kader in den vergangenen Pokalrunden mit Rukh und Arsenal einen Zweit- und Erstligisten ausgeschaltet hatte. Nach der starken Vorstellung am vergangenen Wochenende bei Chornomorets’ waren die Erwartungen natürlich hoch.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Anders als sonst bei Pokalspielen vielleicht üblich, war auf Experimente in der Aufstellung verzichtet worden. Das Spielsystem war wieder ein 4:4:2 mit Shevchenko im Tor, davor der Viererkette aus Fedetskyj, Borodaj, Mehremic und Lebedenko, Shved, Erbes, Di Franco und Carrascal im Mittelfeld und davor Hutsulyak und Ponde im Sturm.

Auf der Bank saßen Torwart Kuchynskyj, Verteidiger Miroshnichenko und Kovtun, Mittelfeldspieler Klyots sowie die Offensivkräfte Myakushko, Mendez und Sanches.

Das Spiel begann ohne größere Torchancen auf beiden Seiten. Karpaty waren die technisch stärkere Mannschaft und hatten mehr Ballbesitz, aber die Gastgeber hielten physich gut dagegen und ließen wenig zu. Das Resultat war über die ersten 20 Mimnuten nicht gerade aufsehenserregend.

Die erste echte Chance hatte nach 31 Minuten Cristian Ponde, der vom zur Grundlinie durchgelaufenen Carrascal am Rand des Fünfmeterraums angespielt wurde, dem der Ball aber versprang. Das war auch ungefähr so die Zeit, zu der sich Karpaty ein immer deutlicheres Übergewicht erspielten. Es gab noch einige Möglichkeiten, die aber zu keinem zählbaren Ergebnis führten, aber die Musik spielte sich nun in der Hälfte von Cherkasy ab. Es ging dann nach einer am Ende wenigstens recht unterhaltsamen ersten Halbzeit mit 0:0 in die Pause.

Die zweite Hälfte begann zunächst ähnlich, wie die erste geendet hatte. Karpaty hatten mehr vom Spiel und hatten einige Möglichkeiten, wenn auch keine großen. Dabei wirkten sie gerade vor dem Strafraum oft ein wenig unkonzentriert und leisteten sich unnötige Fehlpässe, die dann oft dazu führten, dass Angriffe wieder neu aufgebaut werden mussten.

Nach 54 Minuten kam dann Myakushko für Shved, der bisher eher blass geblieben war. Gleich danach hatten die Gastgeber die erste richtige Chance, und Torwart Shevchenko rettete mit einer sehenswerten Reaktion, was allein schon deshalb bemerkenswert war, weil er zuvor praktisch überhaupt nichts zu tun gehabt hatte. Nach 61 Minuten gab es eine weitere Chance für Cherkasy durch einen Konter, der in letzter Minute noch durch Borodaj gestoppt werden konnte. So hatte zu diesem Zeitpunkt trotz deutlichen Feldvorteilen für Karpaty der Underdog die beiden aussichtsreichsten Chancen.

In der 67. Minute kam der endlich genesenen Sanches aufs Feld, für ihn ging Carrascal. Zwei Minuten später hatten dann Karpaty ihre erste Großchance auf die Führung. Hutsulyak wurde wieder mit einem schönen langen Pass aus der eigenen Hälfte steil geschickt, umspielte den Torwart, ließ sich dabei aber etwas nach rechts abdrängen, so dass sein Schuss aus spitzem Winkel geklärt werden konnte. Fast im Gegenzug ging es auf der anderen Seite wieder rund, als schon wieder jemand bei einem Tempogegenstoß allein im Strafraum aufpasste, aber auch hier kam gerade noch ein Verteidiger dazwischen. Man hatte den Eindruck, dass Karpaty beim Versuch, nun doch endlich den Führungstreffer zu erzielen, hinten ein wenig aufmachten und für Konter zunehmend anfällig wurden.

Immerhin führten nun die Angriffe aber auch zu deutlich besseren Chancen – Myakushko kam mit einem Distanzschuss aufs Tor durch, und Borodaj kam zu einem Kopfball, beide Versuche waren allerdings letztlich nicht schwer abzuwehren. Nach 80 Minuten stand es dann aber doch 0:1. Cristian Ponde nutzte die erste richtige Lücke, die die Gastgeber boten, aus, als er sich von der linken Strafraumecke durch einen kleinen Haken in die Mitte in Position brachte und dann aus 16 Metern unhaltbar in die rechte Strafraumecke flach einschoss. Das war beeindruckend und abgebrüht.

Im Anschluss an das Tor kam Klyots für Hutsulyak, die Devise war also ganz offensichtlich, den knappen Vorsprung nun über die Zeit zu bringen. Für Hutsulyak wechselte Sanches in die Sturmspitze. In den letzten Minuten spielten sich dann unter umgekehrten Vorzeichen ähnliche Szenen ab wie vor eineinhalb Wochen bei Oleksandriya – ständig lag ein Karpaty-Spieler am Boden und hatte große Schmerzen, ein Spielfluss kam nicht mehr zustande. Es blieb bei einem insgesamt verdienten Sieg gegen Cherkashchyna Akademiya, die weit stärker gespielt hatten als man das von einem Drittligisten erwartet hätte.

Die heute gezeigte Leistung bei Karpaty war nicht schlecht, aber auch durchwachsen. Ein knapper Sieg mit nur einem Tor gegen einen Drittligisten kann natürlich nicht genug sein, allerdings muss man hier auch ein Kompliment an den Gegner geben, der sehr gut organisiert war und konsequent seine Chancen suchte. Die neu formierte junge Mannschaft von Cherkasy hatte es ja vorher bereits gegen höherklassige Gegner bis ins Achtelfinale geschafft, musste also ernst genommen werden.

Der Gewinner des heutigen Tages dürfte Cristian Ponde gewesen sein, der erneut stark spielte und ein schönes Siegtor erzielte. Nachdem er überhaupt erst am letzten Wochenende bei Chornomorets’ zum ersten Mal in der Anfangsformation gestanden hatte, rechtfertigte er das Vertrauen heute erneut.

Das 4:4:2 Spielsystem wurde recht flexibel interpretiert. In der Offensive spielten Ponde und Hutsulyak beide vorn und die Flügelspieler aus dem Mittelfeld rückten auf, so dass das manchmal wie ein 4:2:4 aussah. Bei Ballbesitz des Gegners fiel Ponde ein wenig zurück und der schnellere Hutsulyak blieb für Konter vorn.

Die Defensive ließ heute, da sie in der zweiten Halbzeit immer weiter aufgerückt spielte, einige Konter zu, die auch gut zu einem Tor hätten führen können. Man muss aber zur ihrer Ehrenrettung sagen, dass Borodaj und Mehremic letztlich doch immer noch rechtzeitig da waren, um zu retten. Man muss aber annehmen, dass das gegen höherklassige Stürmer möglicherweise wohl nicht immer gereicht hätte. Mehremic war erneut bärenstark, nicht nur in der Defensive, sondern auch im Spielaufbau mit seinen langen Pässen. Es zeichnet sich ab, dass der Club mit ihm ein wirkliches Schnäppchen gemacht hat.

Am kommenden Wochenende geht dann der Ligaalltag weiter, und auswärts bei Olimpik muss es darum gehen, endlich den Relegationsplatz zu verlassen und sich wieder mehr nach obe zu orientieren. Die Leistungen der letzten Wochen, die nun endlich auch durch Zählbares manifestiert worden sind, geben eigentlich durchaus Hoffnung, dass das passieren könnte.