1186050767Heute spielten Karpaty ihr Heimspiel gegen Dynamo. Das Hinrundenspiel in Kyiv hatten sie völlig überraschend gewonnen, allerdings rechnete heute nach der überschaubaren Vorstellung letzte Woche gegen Arsenal und natürlich nach dem Weggang von Trainer Morais nicht mit einer Wiederholung dieses Wunders. Die Mannschaft befand sich vor dem Spiel auf dem drittletzten Platz, der am Saisonende Relegationsspiele bedeutet.

System und Aufstellung entsprachen in etwa wieder dem, was wir von Interimstrainer Boychyshyn gewohnt sind, allerdings etwas offensiver als noch letzte Woche: es gab ein 3:2:3:2 mit Kuchynskyj im Tor, davor Fedetskyj, Papa und Mehremic, eine Doppelsechs aus Erbes und Klyots, davor Carrascal, Di Franco und Myakushko und schließlich im Angriff Shved und Hutsulyak.
Auf der Bank saßen Torwart Shevchenko, die Außenverteidiger Miroshnichenko und Lebedenko (trotz der guten Leistungen, die die beiden letzte Woche noch gezeigt hatten), Mittelfeldspieler Verbnyj sowie die Angreifer Ponde, Mendes und Vargas.
Das Spiel fand – leider wie auch viele andere in dieser Liga – wieder einmal vor fast leerer Kulisse statt. Beide Mannschaften agierten zunächst eher abtastend und offenbar ohne Bereitschaft, gleich besonders viel zu riskieren. Dabei wirkte das Spiel ziemlich ausgeglichen, und es war kein Klassenunterschied zu bemerken. Karpaty spielten sehr diszipliniert und laufintensiv, das Verschieben des Mittelfelds zur Verstärkung der Defensive war natürlich beim verwendeten Spielsystem kritisch. Offen war dabei natürlich noch, ob die Mannschaft das bis zum Ende würde durchhalten können.
Nach 13 Minuten gab es die erste nennenswerte Chance, und die war für Karpaty. Carrascal zog aus der linken Strafraumecke von etwa 11 Metern ab, aber der Ball wurde noch abgelenkt und führte zu einer Ecke, die nichts einbrachte. Eine Minute später brachte Carrascal sehr schön Myakushko ins Spiel, der aber über das Tor schoss. Nach diesen Szenen wurde das Spiel etwas lebhafter, und auch Dynamo wurde aktiver.
Trotzdem, oder auch “natürlich”, ging Dynamo in Führung. Nach 28 Minuten gab der Schiedsrichter einen reichlich fragwürdigen Freistoß etwa 22m vor dem Tor, den Tsyhankov vollkommen unhaltbar genau ins linke Dreieck aus Torwartsicht setzte. Der Freistoß war natürlich großartig, aber es hätte ihn eigentlich nicht geben dürfen. So waren Karpaty natürlich wieder mit einem Rückstand unterwegs, und damit begann das System mit der Dreierkette hinten auch wieder riskant zu werden, da die Hausherren nun natürlich offensiver agieren mussten. Das taten sie dann auch und kamen gleich nach Wiederanstoß zu einer sehenswerten Torchance durch Fedetskyj, der sich bei einem Freistoß sehr schön hinter die Abwehr geschlichen hatte, dessen Kopfball aber vom Torwart abgewehrt werden konnte.
Es folgten intensiver werdende Angriffe auf das Tor von Dynamo. Das sah auch alles ziemlich gut aus – schnelles, direktes Spiel, das immer wieder Lücken in der Dynamo-Abwehr fand, nur – wie ja leider viel zu oft – fand das kein zählbares Resultat. So ging es mit einer für Dynamo glücklichen knappen Führung in die Pause.
Die zweite Halbzeit begann ohne personelle Änderungen. Nach 47 Minuten sahen wir ein sehr schönes Dribbliing von Carrascal, der kurz vor dem Abschluss gerade noch vom Ball getrennt werden konnte, im Anschluss daran dann das 0:2, erneut durch Tsyhankov, der im Gegenstoß sehr schön von Shaparenko geschickt worden war. Das Spiel war nun durch, und es konnte nur noch in einer hohen Niederlage enden. Karpaty mussen ihre Angriffe intensivieren und dabei zwangsläufig ihre Verteidigung weiter entblößen, zudem war nun auch der Glaube, dass noch etwas ginge, weg.
Nach 57 Minuten kam Miroshnichenko für Myakushko. Hutsulyak hatte zwei Minuten später eine Chance auf den Anschlusstreffer, schoss aber aus 11 Metern den Ball über das Tor. Nach 69 Minuten kam Ponde für Erbes, was natürlich eine Verstärkung der Offensive bedeutete. Zu diesem Zeitpunkt war aber Dynamo das stärkere Team, und vom Angriffsschwung bei Karpaty war wenig übrig geblieben.
Eine schöne Chance gab es noch in der 77. Minute, als Carrscal mit einem Volley aus 7 Metern das Tor verfehlte. 7 Minuten später rannte Carrascal allein auf Boyko zu und setzte den Ball daneben. Das war schon grotesk-komisch. Entsprechend kam die Rechnung nach 88 Minuten – Shaparenko nutzte die entblößte Karpaty-Abwehr und schob zum 0:3 ein. Eine Minute später stand es dann 0:4, erneut durch Tsyhankov.
Das war der Schlusspunkt. Karpaty haben wieder einmal eine krachende Niederlage erlitten und gleiten immer mehr ab in den Abstiegskampf. Die Taktik des Trainers war 30 Minuten lang aufgegangen, dann aber, bedingt durch den unglücklichen Rückstand, zur Makulatur geworden. Die Höhe des Desasters ist aufgrund des Anrennens in der zweiten Halbzeit nachvollziehbar, gibt aber die Spielanteile nicht richtig wieder.
Die Niederlage hätte noch abgewandt werden können, wenn die Mannschaft ihre Chancen richtig genutzt hätte. Leider zeigte sich erneut, dass Hutsulyak kein cooler Vollstrecker ist, er braucht einfach zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen. von Shved war heute wenig zu sehen, und Carrascal spielte zwar stark, vergab aber auch einige Male aus aussichtsreicher Position.
Es ist geradezu jedes Wochenende das selbe – die Mannschaft zeigt schönen Angriffsfußball, hat technisch gute Spieler, aber die Punkte nehmen doch die anderen mit nach hause. Der Dreierkette kann man heute keinen Vorwurf machen, denn die späten Tore fielen alle in einer Phase, wo die Verteidigung weitgehend aufgelöst worden war. Verloren hat das Spiel heute die mangelnde Chancenverwertung, die auch schon letzte Woche gegen Arsenal zwei Punkte gekostet hatte. Wenn, so wie heute, Shved nicht ins Spiel kommt, dann sieht es düster aus. Nun kann man der Mannschaft natürlich nicht einfach bessere Abschlussqualitäten beibringen. Hier wäre wohl ein Neuzugang in der Winterpause notwendig.
Interessant wird sein, ob und wie lange Boychyshyn die Mannschaft weiter trainieren wird. Morais hatte ja für eine spürbare Verbesserung gesorgt, das sollte eigentlich deutlich genug gemacht haben, dass ein qualifizierter Spezialist hier noch einiges würde bewegen können. Bis mindestens zum nächsten Spieltag, der erst nach der Winterpause im Februar stattfindet, wird das Team auf dem Relegationsplatz 10 stehen. Sollte Olimpik morgen drei Punkte holen, wird es danach sogar noch mindestens eine weitere Woche dabei bleiben.