Brauchen Karpaty noch einen Stürmer?

Im Portal „Галичина Спортивна“ ist nach der Heimniederlage gegen Oleksandriya ein Artikel erschienen, in dem der Frage nachgegangen wird, welcher weitere Stürmer in diesem Transferfenster noch verpflichtet werden müssen, um fit für die Saison zu sein.

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Trainer Boychyshyn, Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Dabei werden fünf Namen möglicher vertragloser und somit frei verpflichtbarer Kandidaten genannt:

  • Oleksandr Hladkyj (30) ist ein alter Bekannter, der in der vorletzten Saison wesentlich zum Klassenerhalt beigetragen hatte, aber in der letzten Hinserie so formschwach war, dass sein zum Winter auslaufender Vertrag nicht verlängert worden war.
  • Oleksiy Antonov (32) war zuletzt in Lettland beschäftigt.
  • Ruslan Stepanyuk (26) hatte eine starke Saison bei Veres Rivne, wollte aber nicht für den “Nachfolgeclub” FK Lviv auflaufen.
  • Serhiy Petrov (21) ist ein Produkt der Schule von Volyn Lutsk und wechselte nach deren Abstieg zu Zirka, für die er letzte Saison ein ausgesprochen starkes Spiel gegen Karpaty zeigte. Er ist durch sein junges Alter ein entwicklungsfähiger Spieler und hat mit 1,98m Größe eine gute Strafraumpräsenz.
  • Maksym Pryadun (21) ist ebenfalls noch jung, aber mit 1.76m Größe eher der Typ einer hängenden Spitze. Er ist bei Zirka ausgebildet worden und seit deren Abstieg vereinslos.

Im Artikel heißt es auch, dass Trainer Boychyshyn erklärt habe, bereits einen Stürmer verpflichtet zu haben, der allerdings noch Trainingsrückstand habe und sich derzeit in Form bringen müsse. Interessant ist dabei, dass hier noch kein Name genannt wurde.

Tatsächlich scheinen einige Namen aus der Liste interessant. Zur Zeit wird ja ein eher “spanischer” Offensivstil gespielt (daher ja auch der Spitzname “Los Karpatos”), d.h., man versucht, in den Strafraum zu kombinieren und dann abzuschließen. Gegen einen Gegner mit gut und dicht gestaffelter Abwehr wie Oleksandriya am letzten Wochenende wäre es u.U. sinnvoll, eine taktische Alternative zur Verfügung zu haben, freilich fehlt zur Zeit ein echter “Brecher”, der sich im Strafraum auch physisch durchsetzen kann. Leonid Akulinin hatte einige technische Schwächen und auch Mängel in Beweglichkeit und Schnelligkeit gezeigt und wurde daher konsequenterweise nicht weiter verpflichtet.

Nun zeigt aber das Scheitern Akulinins in der letzten Saison auch eine Schwäche im Spiel der Mannschaft, die, wenn ein hoher, kopfballstarker Mittelstürmer im Zentrum steht, ihn entsprechend „füttern” muss, was eben praktisch nie geschah – man kombinierte einfach wie gewohnt weiter und spielte ihn flach an, was dann seine erwähnten Schwächen erst richtig offenlegte.

Insofern stellt sich die Frage, welcher Spielertyp der Mannschaft am meisten helfen würde – ein technisch beschlagener, dabei aber etwas physischerer Typ oder ein klassischer Mittelstürmer mit starkem Kopfballspiel?

Für die erstere Variante wäre sicher Hladkyj ein guter Kandidat – er ist ein kraftvoller Spieler mit guter Technik und starkem Kopfballspiel und kennt aus seinen vorherigen Gastspielen den Club bereits gut. Ob er allerdings nach dem Scheitern im letzten Jahr bereit wäre, es erneut zu versuchen, steht auf einem anderen Blatt.

Ein “Akulinin reloaded” wäre sicher Petrov – wobei Petrov deutlich spielstärker ist als Akulinin. Allerdings würde ein solcher Stürmer erfordern, dass die Mannschaft lernt, ihn richtig ins Spiel zu bringen. Karpaty sind nun einmal kein europäischer Top-Club; mit anderen Worten: ob es realistisch ist, dass die Mannschaft zwei grundverschiedene Taktiken so beherrschen lernt, dass sie je nach Bedarf umschalten kann, bleibt eine Frage, bei der Zweifel erlaubt sind.

Generell scheint es aber eine gute Idee zu sein, neben all den Filigrantechnikern, wie Shved, Myakushko, Sánchez und Carrascal auch einen Typ “Brecher” im Kader zu haben, der, wenn es nötig ist, mit ganz anderen Mitteln den Torabschluss suchen kann. Für dieses Anforderungsprofil könnte aufgrund des Alters, der anzunehmenden Gehaltsforderungen und auch der physischen Statur Petrov die Nase vorn haben.

Ohnehin werden aber das letzte Wort hierzu andere haben – und so dürfen wir uns zurücklehnen, ein paar Gedanken machen … und abwarten.