Marian Shved – quo vadis?

Topscorer Marian Shved hat die Qual der Wahl. Mehrere europäische Clubs sind an seinen Diensten interessiert und würden ihn am liebsten gleich in dieser Winterpause noch verpflichten.

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Marian Shved, Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Der frisch gekürte Nationalspieler war für die Hinrunde bei Karpaty von immenser Wichtigkeit, wurde ähnlich wie der ebenfalls linksfüßige Andrij Yarmolenko zuletzt meist auf der rechten Seite eingesetzt, so dass er mit seinem starken Fuß leichter direkt zum Abschluss kommt. Da der gelernte Mitelstürmer Oleksij Hutsuliak vor dem Tor oft Ladehemmung hatte und Neuzugang Cristian Ponde für das Konterspiel zu langsam und als Brecher vorn mit seinen 1.79 Metern physisch nicht präsent genug war, war letztlich die Schnellfüßigkeit und Abschlussstärke Shveds oft die Hauptwaffe, auf die sich die Mannschaft stützen konnte.

Aktuell scheinen zwei Clubs die besten Aussichten auf eine Verpflichtung Shveds in der Winterpause zu haben:

  • Dynamo Kyiv würde ihn gern als Ersatz für Viktor Tsyhankov, der im Sommer nach Italien wechseln wird, verpflichten. Es ist unbekannt, welche Ablösesumme hier im Raum steht.
  • Der schottische Rekordmeister Celtic Glasgow ist bereit, für Shved 2 Mio £ zu zahlen.

Shved hat schon signalisiert, dass beide Clubs ihn interessieren würden, ihm aber auch wichtig ist, nicht nur auf der Bank zu sitzen. Das ist nun bei beiden Clubs nicht ganz ohne. Bei Dynamo wird es für die kommende Rückrunde wohl kaum ein Vorbei an Tsyhankov geben; freilich könnte sich Shved für die Zeit danach Hoffnung machen. Bei Celtic müsste sich Shved ebenfalls in der Rückrunde gegen Oliver Burke, Leihspieler von West Brom, durchsetzen, der zwar nicht in ähnlichem Maße gesetzt sein wird wie Tsyhankov bei Dynamo, aber als hochveranlagt gilt. Auch sonst ist Celtic im Offensivbereich nicht schlecht aufgestellt, so dass Shved sich auf reichlich Konkurrenz gefasst machen könnte.

Zum Zünglein an der Waage könnte hier aber auch die jeweilige Liga werden. In der UPL schaffen es nicht einmal die Topclubs, ihre Stadien voll zu bekommen, und das Niveau ist insgesamt eher niedrig. Schottland hat zwar keine Top- aber eine doch stärkere Liga, und Celtic spielt zu hause regelmäßig vor vollem Haus. Bisher hatte Shved eher zu Dynamo tendiert, aber durch dieses neue Angebot könnte sich tatsächlich einiges ändern.

Natürlich spielt bei alledem auch eine Rolle, an welchen Club Karpaty bereit sind, ihr Juwel zu verkaufen und welchen Preis sie erzielen können. Es heißt, Shved habe eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag, durch die er für eine festgelegte Summe (die Rede ist von 2 Mio Euro) zu einem europäischen Club wechseln könnte. Für ukrainische Clubs soll das aber nicht gelten. Somit wäre er für einen europäischen Club weit günstiger zu haben als für Dynamo. Andererseits wurde berichtet, dass bisherige Angebote aus Kyiv in Lviv als unzureichend bewertet wurden. Es ist davon auszugehen, dass hier – egal, wer noch in das Rennen einsteigt – eine Weile gefeilscht und gepokert wird, bevor es am Ende zu einer Entscheidung kommt.

Interessant ist auch, dass bisher noch kein Club aus der spanischen Eliteklasse als Bieter in Erscheinung getreten ist. Shved hat ja schon Spanien-Erfahrung bei FC Sevilla B gesammelt und bei Karpaty mit spanischsprechenden Mitspielern und nun schon dem dritten spanischsprechenden Trainer (schließen wir hier den Portugiesen José Morais ruhig mit ein) gearbeitet; man könnte also durchaus davon ausgehen, dass ein Versuch, bei einem LaLiga-Club unterzukommen, zumindest keine größeren Anpassungsschwierigkeiten mehr mit sich bringen dürfte.

Derweil ist unbekannt, ob Karpaty Shved aktuell überhaupt unbedingt verkaufen wollen oder ob sie hier eher durch das Interesse der Bieter und die Ausstiegsklausel gedrängt werden. Sportlich wird Shved dringender denn je gebraucht, um seinem Club im Kampf gegen den Abstieg (dass eine Platzierung unter den ersten 6 realistisch ist, glaub wohl aktuell kaum noch jemand ernsthaft) zu helfen.

Angesichts des Verkaufs des großen Talents und Leistungsträgers  Orest Lebedenko an CD Lugo, der unklaren Zukunft von Denys Miroshnichenko, der seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängert hat und daher eigentlich noch jetzt verkauft werden müssete, um weingstens etwas Geld einzubringen sowie natürlich möglicher weiterer Verkäufe wie etwa von Hutsulyak und natürlich Jorge Carrascal wird Trainer Fabri vermutlich schon bald vor einer kaum zu bewältigenden Aufgabe stehen, überhaupt noch eine konkurrenzfähige Elf auf den Platz zu bekommen. Also, könnte man sagen, Business as usual in Lviv!