Karpaty – Arsenal: 1:2

Heute spielten Karpaty ihr Hinspiel in der Abstiegsrunde zu hause gegen Arsenal. Der heutige Gegner hatte den Großteil der Saison abgeschlagen am Tabellenende verbracht, dennoch hatten Karpaty es bisher nicht geschafft, diesen Gegner zu besiegen. Nach einer deutlichen Leistungssteigerung war es Arsenal in der Zwischenzeit gelungen, an Chornomorets’ auf den vorletzten Platz vorbeizuziehen, während Karpaty nach einer sehr enttäuschenden und unnötigen Niederlage gegen Olimpik nun auf einem Relegationsplatz standen. Da Olimpik heute bereits unentschieden gegen Vorskla gespielt hatte, konnten Karpaty, einen Sieg vorausgesetzt, immerhin nach Punkten gleich ziehen und durch das bessere Torverhältnis die Relegationszone verlassen. Dieses Spiel war auch ein Wiedersehen mit dem früheren Torhüter, Roman Pidkivka, der nach seiner Vertragsauflösung bei Karpaty nun bei Arsenal spielt.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Das Spielsystem bei Karpaty war statt des gwohnten 3:4:3 heute ein 3:5:2. Im Kader gab es allerdings einige handfeste Überraschungen. Im Tor stand wie üblich Kuchynskyj, davor in der Dreierkette gab es auf der linken Position neben Sandokhadze und Papa Gueye mit dem vor einigen Wochen in die zweite Mannschaft verbannten Mehremic einen Rückkehrer. Im Mittelfeld stand rechts Myakushko, zentral Di Franco, Klyots und Hongla, links erneut Busko statt Hutsulyak. Den Zweiersturm bildeten Yoda und Shved.

Auf der Bank gab es eine weitere Überraschung. Torwart Penkov war natürlich erwartet, ebenso Innenverteidiger Nesterov, aber vollkommen unerwartet fanden wir dort auch Rechtsverteidiger Denys Miroshnichenko, der, nachdem er sich geweigert hatte, einer Vertragsverlängerung zuzustimmen, eigentlich aus dem ersten Kader verbannt worden war. Der Rest bestand dann aus Slyva, Kharzhevskyj, Hutsulyak und Ponde.

Die Hausherren standen bei diesem Spiel stark unter Druck, hatten sie doch einige völlig unnötige Punktverluste erleiden müssen, was ihnen von den eigenen Fans extrem übel genommen worden war. Sie begannen das Spiel auch mit mehr Engagement als die Gäste.

Die Ernüchterung kam aber gleich zu Beginn. Nach 10 Minuten flog ein Ball in den Strafraum und wurde von Baschlaj mit der Hand weitergeleitet, am Ende fiel er Vakulenko auf den Fuß, der freistehend einschoss. Das Handspiel war vom Schiedsrichter nicht gesehen worden, und das Tor hätte sicher nicht zählen dürfen, aber es stand 0:1.

Karpaty mussten nun gleich zu Beginn schon die Kontrolle übernehmen und auf einen Ausgleich drängen, was ihnen aber schwer fiel, zumal Arsenal gut dagegen hielt und den Spielaufbau des Gegners wirksam störte. Es dauerte bis zur 24. Minute, bevor die Hausherren überhaupt zu einer richtigen Chance kamen, als Shved den Ball von der Mittellinie aufsammelte und auf seiner linken Seite durchstartete, wodurch am Ende Martin Hongla zu einem Distanzschuss kam, der aber den Pfosten traf.

Nun wurde es lebhafter. Zwei Minuten später fiel Shved im Strafraum, und alle Zuschauer erwarteten einen Elfmeterpfiff – aber der kam nicht. Den Elfmeter hätte der Schiedsrichter geben müssen – man konnte in der Wiederholung klar sehen, dass es einen Kontakt gegeben hatte. Leider hatte der Schiedsrichter die Wiederholung nicht, und so blieb es beim 0:1, welches nun langsam schon etwas schmeichelhaft wirkte.

Die Atmosphäre wurde nun zunehmend hektisch. Die Karpaty-Spieler reklamierten verständlicherweise auch weitere Entscheidungen des Schiedsrichters, der in dieser Phase ja nicht gerade zu deren Gunsten entschieden hatte, aber was nützte das schon. Nach 32 Minuten verletzte sich Francisco Di Franco ohne gegnerische Einwirkung – er verdrehte sich ein wenig das Knie – konnte aber vorerst weiter spielen.

Arsenal war gegenüber den Spielen der Hauptrunde kaum wieder zu erkennen. Hatten sie damals noch allein versucht, das Spiel des Gegners zu zerstören und vielleicht durch einen Konter ein Tor zu erzielen, zeigten die jezt ein ordentliches Aufbauspiel, waren ballsicher und tauchten trotz der eigenen Führung immer mal wieder vor dem gegnerischen Tor auf. Von Pidkivka war wenig zu sehen, er bekam selten etwas zu tun, weil seine Verteidiger gute Arbeit leisteten. Ob er wirklich für den Stammplatz bei seinem alten Verein nicht gut genug war, war hier noch nicht zu erkennen, obwohl wohl mehr als einer hier gern einen Aufschluss gehabt hätte.

Zum Ende der Halbzeit zeigten Karpaty nun ansehnlichen Offensivfußball und gaben der gegnerischen Abwehr endlich etwas zu tun. Yoda hatte einige gute Aktionen, vor allem, wenn er davon absah, selber auf das Tor zu schießen und stattdessen seine Kollegen ins Spiel brachte. Kurz vor der Pause hatte Shved noch eine Chance aus kurzer Distanz, aber Pidkivka war aufmerksam und ging rechtzeitig dazwischen.

Nach 47 Minuten wurde es dann richtig übel. Mariyan Shved leistete sich ein Foul, nachdem er zuvor schon gelb gesehen hatte, und er flog mit Ampelkarte vom Platz. So waren Karpaty nicht nur in der Minderheit, sondern auch ohne ihren wichtigsten Spieler, der dazu nun auch noch im nächsten Spiel fehlen wird.

So ging es mit 0:1 in die Pause. Man kann das von zwei Seiten betrachten. Das Tor war eindeutig irregulär, und Karpaty war ein klarer Elfmeter verwehrt worden. Auf der anderen Seite muss eine Mannschaft mit diesem fußballerischen Können auch so eine Mannschaft wie Arsenal (oder in den vergangenen Wochen: Chornomorets’ und Olimpik) schlagen können. Überhaupt da unten zu stehen, ist bereits ein Armutszeugnis und eine Schande.

Die zweite Hälfte begann mit einem Wechsel: Ponde war für Busko gekommen, um die durch den Platzverweis von Shved entstandene Lücke im Sturm zu schließen. Ponde spielte nun einen klassischen Mittelstürmer, während Yoda auf der linken Seite die Position Buskos übernahm. Karpaty hatten mit Wut im Bauch und attackierten. Natürlich lud das den Gegner zum Kontern ein, und nach 49 Minuten musste Gueye im Strafraum seine ganze Körpermasse zwischen einen Gegner und das Tor stellen, um ein wohl vorentscheidendes 0:2 zu verhindern.

Es gelang den Gastgebern nicht, das Spiel wirklich unter Kontroll ezu bringen. Man sah, dass die Spieler alles versuchten, aber es fehlte die zündende Idee, und Arsenal war auch einfach gut organisiert. Besonders Di Franco war anzusehen, wie unzufrieden er war, was, weil er in der ersten Hälfte bereits verwarnt worden war, ein erhebliches Risiko darstellte, dass seine Mannschaft vielleicht sogar nur noch zu neunt auf dem Platz übrig blieben.

Nach 58 Minuten zeigte Yoda wieder einmal, dass er in fast allen Bereichen ein wertvoller Spieler seiner Mannschaft ist – außer, wenn er auf das Tor schießt. Er wurde von Di Franco sehr schön links im Strafraum freigespielt, drehte sich mit dem Ball und schoss dann aus 11 Metern kraftvoll in die Wolken. Wenn der Mann Torinstinkt hätte, wäre er sicher nicht bei Karpaty unter Vertrag.

Nach 60 Minuten zog Trainer Fabri die Notbremse: Yoda vom Platz ging, und für ihn kam Hutsulyak, der immerhin etwas (wenn auch nicht viel) besser das Tor trifft. Außerdem ging Sandokhadze, und der “rehabilitierte” Miroshnichenko (wir wissen alle nicht, was jetzt zu dieser Meinungsänderung bei der Clubführung geführt hatte) kam zu seinem Rückrundendebut. Das gab Anlass zur Hoffnung, war der “Verstoßene” doch in der Hinrunde ein Führungsspieler gewesen, der als Außenverteidiger auch erhebliche Torgefahr ausgestrahlt hatte. Die “Neuen” hatten nun noch rund 25 Minuten Zeit, mit ihrer Mannschaft in Unterzahl aus einem Rückstand möglichst noch einen Sieg zu machen – denn alles andere wäre heute definitiv zu wenig gewesen.

Das Spiel war nach wie vor sehenswert, nur gab es nichts Zählbares. Nach 67 Minuten gab es endlich mal wieder eine echte Chance – Hutsulyak kam zu einer Kopfballmöglichkeit, setzte aber den Ball knapp über das Tor. Hervorzuheben war in dieser Phase Kapitän Di Franco, der unermüglich wühlte, arbeitete und Bälle verteiltem Man konnte nur hoffen, dass er seine Emotionen im Griff hatte und sich nicht noch irgendein Foul leistete.

Nach 71 Minuten durfte Myakushko einen seiner Freistöße loslassen, schoss aber aus über 30 Metern über das Tor. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass Pidkivka den wohl nicht gehabt hätte. Die Strafe kam kurz darauf. Arsenal konterte, und es stand 0:2 durch Kovpak. Natürlich war das angesichts des Spielstandes ungerecht. Aber wem nützt das schon. Die Fans hatten die Nase voll und machten erst einmal ein bisschen Feuerwerk.

Irgendwie hatten Spieler und Zuschauer schon den eindruck, dass das Spiel gelaufen war. Aber völlig unerwartet fiel in der 83. Minute plötzlich doch der Anschlusstreffer – Martin Hongla sprang nach einer Ecke am höchsten und köpfte unhaltbar ein. Kurz danach hatte sogar Hutsulyak ebenfalls mit dem Kopf die Chance zum Ausgleich, aber Pidkivka war aufmerksam und konnte den Ball abwehren. Nun kam doch noch etwas Leben ins Spiel. Di Franco hatte noch eine Chance – vom Platz gestellt zu werden, als er nach einem in der Tat etwas kleinlichem Foul-Pfiff gegen ihn mit Hohngelächter zu Boden ging. Es blieb beim 1:2, das für die Gäste mehr als schmeichelhaft war und Karpaty immer tiefer in eigentlich nicht möglich geglaubte Abstiegsgefahr bringt.

Die Katastrophe will nicht enden. Erneut eine Niederlage, und erneut gegen eine Mannschaft, die man absolut hätte schlagen müssen. Der erste Treffer für Arsenal war irregulär, ein Elfmeter wurde nicht gegeben, der den Ausgleich hätte bringen können, aber all das kann eigentlich keine Entschuldigung sein. Die Mannschaft ist vor dem Tor nicht gefährlich genug. Mariyan Shved ist die einzige Ausnahme, und der wird nach dem Platzverweis heute auch im nächsten Spiel fehlen.

Gegner wie Arsenal und vor zwei Wochen Chornomorets’ muss man schlagen, ohne wenn und aber. Wenn man dazu nicht in der Lage ist, muss das Konsequenzen haben. Die Mannschaft hat eigentlich ausreichend Potenzial, aber sie verliert ein Spiel nach dem anderen. Mögen die Experten sich darüber den Kopf zerbrechen.