Heute spielten Karpaty ihr drittes Saisonspiel, das von vielen nach den erwarteten Auftaktniederlagen gegen Dynamo und Shakhtar als das erste „richtige“ Saisonspiel betrachtet wurde. Der Gegner war Mariupol, die in der vergangenen Woche zu hause gegen Alkmaar ihr Hinspiel im Playoff um die Euroleague-Gruppenphase gespielt hatten.

Bei der Aufstellung gab es gegenüber den letzten zwei Spielen nur eine Änderung. Es gab wieder ein 4:3:3, mit Pidkivka im Tor, davor Martins, Kovtun, Vakulenko und Dubinchak, im Mittelfeld Klyots, Verbnyj und Vojkovic und im Sturm Hutsulyak, der von einer Verletzung zurückgekehrte Ponde, der Karpenko ersetzte und Di Franco.
Auf der Bank saßen Torwart Kudryk, Neuzugang Kutscher, Mittelfeldspieler Tolotschko und Yakimets‘ und die Offensivspieler Layous, Karpenko und Remenyuk.
Das Spiel begann mit vorsichtigem Offensivspiel der Hausherren, die sichtlich bemüht waren, erst einmal Sicherheit und Ballbesitz zu gewinnen. Die erste richtige Chance hatte aber Mariupol mit einem Eckball nach 5 Minuten, den Pidkivka aus dem Strafraum fausten konnte, dabei aber mit Martins zusammenstieß, woraufhin beide erst einmal behandelt werden mussten.
Karpaty hatten ihre erste gefährliche Szene dann nach 8 Minuten: Vojkovic tauchte auf dem linken Flügel auf und flankte von dort flach vor das Tor, leider an Freund und Feind vorbei.
Das „offizielle“ 4:3:3 wurde dabei wie auch schon letzte Woche gegen Shakhtar sehr variabel interpretiert: Hutsulyak und Di Franco waren viel im Mittelfeld zu sehen, während Vojkovic im Grunde eine klassische 10 spielte und immer mal wieder als zweite Spitze oder auf den Flügeln in Erscheinung trat – alles in allem sah das mehr nach 4:2:3:1 aus mit Klyots und Verbnyj auf der Doppelsechs.
Mariupol war schon allein aufgrund der größeren individuellen Klasse der Spieler gefährlich und wäre nach 18 Minuten beinahe zum Führungstreffer gekommen, als Kovtun einen kleinen Konzentrationsaussetzer hatte und eine flach an den Fünfer gespielte Flanke verpasste. Sein Gegenspieler war aber mindestens ebenso überrascht, und der Schuss ging gut einen halben Meter neben das Tor.
Nach 24 Minuten stand es dann aber doch 0:1. Topalov wurde steil zwischen den aufgerückten Martins und Kovtun hindurch geschickt, die ihn nicht mehr einholen konnten und lochte souverän links unten ein. Die Art, auf die dieser Treffer zustande kam, erinnerte doch schon ein wenig an ähnlich leichte Gegentreffer, die für die Mannschaft in der letzten Saison fast schon symptomatisch waren. Offenbar verleitete der auf dem Papier schwächere Gegner als die der letzten beiden Wochen ein wenig dazu, ein wenig die taktische Disziplin schleifen zu lassen.
Es dauerte aber nicht lang bis zum Ausgleich – bereits 5 Minuten später schlug Hutsulyak von seiner rechten Seite mit seinem starken linken Fuß eine sich schön dem Tor entgegendrehende Flanke links vor das gegnerische Tor, wo Vojkovic frei stand und einfach nur den Fuß hinhalten musste. Das war natürlich vollkommen verdient, gleichzeitig muss man doch sagen, dass Fehler wie der, der zum Rückstand geführt hatte, eigentlich doppelt bestraft gehören.
Gleich Danach hatten Karpaty noch zwei sehenswerte Chancen, um ihrerseits in Führung zu gehen, aber das wäre wohl zu viel des Guten gewesen, so blieb es erst einmal beim 1:1, mit dem die Mannschaften dann auch in die Halbzeitpause gingen.
Nach Wiederanpfiff ging es ohne personelle Änderungen weiter. Auch an der taktischen Einstellung hatte sich nichts geändert.
Mariupol hatten die erste Chance mit einem Flachschuss aus rund 15 Metern, der nur knapp das Tor verpasste – Pidkivka wähe da wohl nicht herangekommen. Auf der anderen Seite ging es mit einem Freitoß aus rund 30 Metern weiter, der gefährich in den Strafraum flog, den aber Vakulenko nicht aufs Tor zu bringen vermochte.
Noch einmal richtig gefährlich wurde es nach 55 Minuten, als es der Karpaty-Abwehr nicht gelang, den Ball aus dem Strafraum zu schlagen und Freund wie Feind herumstocherten, bis schließlich zum Eckball geklärt wurde.
Karpaty spielten nun etwas offensiver und mit mehr Pressing. Ein Unentschieden war natürlich zu wenig nach dem Saisonauftakt mit 0 Punkten und 0 Toren aus zwei Spielen. Nach 63 kamen Layous und Karpenko für Vojkovic und Ponde.
Praktisch im Anschluss gab es gleich die nächsten Aufreger: Hutsulyak sah völlig zu recht für eine Schwalbe im Strafraum gelb, und Klyots, der bereits zu Beginn der zweiten Hälfte verwarnt worden war, bekam die Ampel für ein rüdes Einsteigen gegen Fedorchuk – man hätte ihn wohl vorher bereits auswechseln sollen, denn auf seiner Sechserposition kann man harte Zweikämpfe nicht immer ausschließen. Andererseits darf man sich schon die Frage stellen, warum ein erfahrener Spieler wie Klyots sich in dieser Situation zu einem solchen Einsteigen hinreißen lässt.
Nun war die Mission natürlich deutlich schwieriger geworden. Verbnyj musste nun allein im defensiven Mittelfeld für Sicherheit sorgen, und er wirkte schon den ganzen Tag nicht besonders sicher, wenn er am Ball war. Karpaty schalteten nun auch taktisch wieder einen Gang zurück – es wurde wieder mehr Wert auf Ballsicherung gelegt und nicht mehr so weit aufgerückt gespielt.
Nach 77 Minuten wurde es wieder richtig gefährlich. Bei einem Konter hatte Di Franco Vakula mit der Hand im Gesicht getroffen, wofür es nur gelb gab, offenbar, weil der Schiedsrichter sich nicht entscheiden konnte, ob es Absicht war oder nicht. Der darauf Freistoß aus guter Schussentfernung brachte aber nichts ein.
Nun begann eine Drangphase Mariupols, die hier natürlich die Chance sahen, in Überzahl drei Punkte nach hause zu bringen. Karpaty verlegten sich auf Konter. Nach 81 Minuten kam bei einem solchen Konter Verbnyj im Strafraum zu Fall und forderte einen Elfmeter, den man durchaus hätte geben können. Es ging aber ohne weiter.
Pidkivka leistete sich kurz vor Schluss einen Fehler, der durchaus zu einem Tor hätte führen können – bei einem Eckball segelte er am Ball vorbei durch den Strafraum, woraus der Gegner aber keinen Profit schlagen konnte. Es nützt nichts, immer wieder großartige Reflexe zu zeigen, wenn ein solcher Fehler ein Spiel entscheidet – man wird sehen, ob ihm vielleicht doch noch Kudryk den Stammplatz wird streitig machen können.
Das Spiel endete 1:1 Unentschieden. Das Resultat kann man als wohl insgesamt leistungsgerecht betrachten – Karpaty hatten mehr Spielanteile, Mariupol war bei seinen wenigen Gelegenheiten gefährlicher. Durch den Platzverweis von Kapitän Klyots war es in den letzten Minuten des Spiels noch einmal richtig eng, aber die Mannschaft hielt mit Engagement und auch etwas Glück bis zum Schluss dagegen.
Hervorzuheben waren heute vor allem der überall zu findende Dubinchak und Vakulenko hinten, dann auch wieder Di Franco und Vojkovic. Layous und Karpenko hatten das Pech, dass direkt nach ihrer Einwechslung die Mannschaft schon in Unterzahl war und das taktische Konzept damit komplett ausgehebelt war.
Die Problemzone bleibt der Angriff. Das Spiel in Verteidigung in Mittelfeld wirkte einigermaßen sicher und mitunter sogar sehenswert. Aber immer, wenn es vor das gegnerische Tor ging, fehlte wieder einmal der letzte Biss – darüber konnte Hutsulyaks Geniestreich, der zum Ausgleich führte, auch nichts ändern. Konsequenterweise sagte auch Trainer Chyzhevskyj im Interview später, dass nach wie vor eine Priorität auf dem Transfermarkt ein erfahrener Angriffsspieler ist, der der Mannschaft direkt helfen kann.
Aus dem erhofften Sieg ist nichts geworden, aber immerhin ist die Mannschaft die rote Laterne los, und nächste Woche geht es bei Olimpik gegen den wohl wichtigsten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg.