Heute spielten Karpaty zu hause gegen den Dritten der Vorsaison, Zoriya. Nach dem Auswärtserfolg gegen Olimpik waren letzte Woche die ersten Punkte eingefahren worden, es ist aber unten sehr eng geblieben.

System und Aufstellung entsprachen größtenteils dem der letzten Woche: trotz der Defensivschwächen der letzten Woche gab es wieder ein 3:2:2:3; Pidkivka im Tor, davor Hall, Kovtun für den verletzten Kutscher und Vakulenko, davor die Außenverteidiger Martins und Dubinchak, im zentralen Mittelfeld Klyots und Verbnyj, und im Sturm Hutsulyak, Ponde und Di Franco.
Auf der Bank saßen Torwart Kudryk, Innenverteidiger Veremiyenko, für das zentrale Mittelfeld Yakimets‘, Vojkovic und Tolotschko sowie für den Turm Layous und Jennings.
Das Spiel begann mit aggressiven Hausherren, die sich über die ersten 10 Minuten einen Feldvorteil erkämpften und auch zu einigen Chancen kamen. Zoriya wirkte zunächst abwartend und setzte auf Tempogegenstöße. Pidkivka musste nach 11 Minuten zum ersten Mal einen seiner Reflexe zeigen, als nach einem Eckball aus kurzer Distanz ein Zoriya-Angreifer zum Schuss kam.
Ab etwa Minute 20 wurde Zoriya etwas aktiver und spielte mehr nach vorn. Karpaty blieben dabei aber die aggressivere Mannschaft und zeigten ein sehr aggressives Pressing, wodurch sie immer wieder vor das gegnerische Tor gelangten. Dabei wurde ständig verschoben, um in Ballnähe immer eine Überzahlsituation zu schaffen. Das sah gut aus, aber es war dennoch Zoriya, das die nächste richtige Chance hatte – ein schöner Distanzschuss von etwas außerhalb des Strafraums, den Pidkivka sehenswert abwehrte.
So ging das auch weiter. Karpaty ließen wenig zu, aber wenn der Gegner doch mal in Tornähe kam, wurde es richtig gefährlich, und Pidkivka war dann auch schon ganz gut warmgeschossen. Nach einer halben Stunde hätte man sich über einen Rückstand wohl nicht beschweren dürfen, und Pidkivka war der Mann des Moments.
Kurz vor Ende der Halbzeit hatten sich die Hausherren wieder etwas befreit und schienen Ball und Gegner wieder etwas besser unter Kontrolle zu haben. Allerdings war ja nun genau dieser zeitliche Abschnitt der, in dem gegen Dynamo und Shakhtar jeweils nach einem leichten Nachlassen der Konzentration der erste Gegentreffer gefallen war. Aber dieses Mal war es anders. Es ging nach überaus abwechslungsreichen 46 Minuten insgesamt wohl noch leistungsgerecht mit einem 0:0 in die Pause.
Es ging ohne personelle Wechsel in die zweite Halbzeit. Karpaty hatten die erste richtige Chance, als Hutsulyak sich nach 48 Minuten mit sehenswerter Dynamik allein durchtankte und aus etwa 10 Metern abzog – aber Mykyta Shevchenko im Zoriya-Tor konnte parieren. 9 Minuten später gönnte sich Verbnyj einen Weitschuss aus gut 30 Metern, der für richtig Gefahr sorgte und an die guten alten Zeiten von Myakushko erinnerte.
Aber kurz darauf waren es die Gäste, die den Führungstreffer erzielten – nach einem Eckball stieg Budkivskyj am höchsten und köpfte ziemlich unbedrängt und für Pidkivka unhaltbar ein. Das war zu diesem Moment einigermaßen überraschend. Wie allerdings dieser Platz im Strafraum zustande gekommen war, dürfte bei der Mannschaftsbesprechung nach dem Spiel ein Thema sein. Es scheint, als ob Tim Hall hier nicht nah genug an seinem Gegner gestanden hatte.
An der taktischen Einstellung änderte das freilich nichts. Karpaty drängten, Zoriya hielt dagegen. Die Emotionen schlugen hoch, und nach 66 Minuten holten sich die beiden Hitzköpfe Ponde und Di Franco unnötige gelbe Karten, wovon die für Di Franco wohl Folgen haben und zu einer Sperre im nächsten Spiel führen dürfte – ärgerlich.
Man sah den Spielern die Frustration an, und das führte zu weiteren Unkonzentriertheiten. Gerade im Vorwärtsspiel fehlte nun oft die Präzision, was zu vermeidbaren Ballverlusten führte. Nach 71 Minuten gab es zwei Wechsel in der Offensive: Layous kam für Di Franco und Jennings für Ponde. 7 Minuten später wurde es dann noch etwas offensiver: Vojkovic kam für Klyots.
Die letzten Minuten wurden noch einmal richtig hektisch. Jennings hatte eine Möglichkeit per Kopf nach einem Eckstoß, und Zoriya hatte Probleme, den Ball aus der Gefahrenzone zu kriegen. Es gab 4 Minuten Nachspielzeit, dabei mehrere Ecken, Torschüsse, aber kein Tor mehr.
Karpaty haben wieder nach gutem Spiel verloren. Auf dem Papier war das alles in Ordnung, Zoriya ist personell weit stärker besetzt, aber dem Spielverlauf nach wäre eine Punkteteilung sicher verdient gewesen.
Die Probleme in der Abwehr, die letzte Woche zu beobachten gewesen waren, haben sich heute nicht wiederholt, tatsächlich gab es keine größeren Lücken, die Zoriya hätte nutzen können – das Tor fiel ja auch nach einer Standardsituation. Leider war auch heute wieder überdeutlich, wo das Hauptproblem der Mannschaft liegt: es fehlt an einem durchsetzungsfähigen und abschlussstarken Stürmer. Hutsulyak hat sich auf seiner rechten Seite über die letzten Spiele gesteigert, aber er ist kein Vollstrecker, das gleiche gilt für Di Franco links. Ponde braucht eine gute Vorbereitung, da er weder schenll noch stark genug ist, um sich notfalls allein durchzutanken. Layous und Jennings sind beide eher filigrane Spieler, die hier nicht helfen können.
Mann des Tages war heute Torwart Pidkivka, der in der ersten Halbzeit mit großartigen Reflexen einen Rückstand verhinderte. Beim Gegentor war er völlig schuldlos. Außerdem war Dubinchak auffällig, der in seiner Spielanlage stark an Lebedenko erinnert.
Kommenden Freitag geht es dann bei Desna weiter. Das wird ein ähnlich schweres Spiel, das dann hoffentlich etwas glücklicher verläuft.