Karpaty – Olimpik: 1:2

Heute spielten Karpaty zu hause gegen Trainer Sanzhars früheres Team Olimpik, einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Heute war ein Sieg geradezu Pflicht.

olimpik.jpg
Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Gespielt wurde wieder im alten 4:3:3 (das je nachdem, wie tief die Außenspieler vorn aufrückten, auch 4:2:3:1 genannt werden konnte). Im Tor stand in Vertretung für den gesperrten Kudryk und den immer noch verletzten Pidkivka erstmals U21-Torwart Andrii Artym, davor in der Viererkette Martins, Veremiyenko Vakulenko und Dubinchak, im Mittelfeld Nasaryna, Ponde und Klyots und in der Offensivabteilung Jennings, Deda und Lyakh.

Auf der Bank saßen Torwart Saderejko, Mittelfeldspieler Yakimets‘, Vojkovic und Di Franco sowie lauter Stürmer – Hutsulyak, Boiciuc und Layous. Hall fehlte gelbgesperrt, und Trainer Sanzhar hatte offenbar keinen Innenverteidiger bei der U21 gefunden, den er als Ersatz für gut genug befunden hätte. Also mussten heute alle Verteidiger gesund bleiben. Interessant war auch die Variante mit dem schnellen und wendigen, dabei aber kleinen und wenig Lufthoheit ausstrahlenden Deda als Mittelstürmer und dahinter Ponde auf der „10“. Vom Neuzugang Melvyn Lorenzen fehlte jede Spur.

Das Spiel begann mit Hausherren, die den Ball laufen ließen und Feldvorteile hatten. Allerdings gab es bei diesem Spiel immer wieder kleine Aussetzer in der Abwehr, so dass nach 4 Minuten Artym im Stile eines Manuel Neuer aus dem Tor stürmen und durch eine beherzte Grätsche von dem allein heranstürmenden Sahedi klären.

Karpaty gingen dann durch einen etwas kuriosen Treffer in Führung – Nasaryna traute sich mal einen Weitschuss aus rund 20 Metern zu, der flach zwischen Freund und Feind hindurch flog und – eigentlich – Torwart Krynskyj in die Arme, der den Ball allerdings nicht kontrollieren konnte, so dass er quasi durch die Beine ins Tor rollte. Dieser Treffer gab erst einmal Sicherheit, und das Kombinationsspiel bei Karpaty wurde flüssiger.

Dennoch fiel nach 25 Minuten ziemlich überraschend der Ausgleich aus einer Standardsituation, einem Freistoß, der von der rechten Karpaty-Abwehrseite als Flanke in den Strafraum geschlagen von Tsymbalyuk eingeköpft wurde. Das saß, und die frisch gewonnene Sicherheit war schon wieder ziemlich dahin – Karpaty waren zwar noch immer die spielbestimmende Mannschaft, doch gab es wieder mehr Ballverluste, und das Spiel wirkte wieder bei weitem nicht so zielstrebig wie noch nach dem Führungstreffer.

Die erneute Führung hatte Rostyslaw Lyakh nach 41 Minuten auf dem Fuß – eine Flanke von Martins war irgendwie durchgekommen, er schoss aus kurzer Distanz, aber Krynskyj kriegte irgendwie noch seine Hand dazwischen und lenkte den Ball an die Latte. Und wo sich alle schon mental auf die Pause vorbereitete, klingelte es: Sahedi bekam den Ball steil in den Strafraum gespielt, der direkt diagonal abzog und die Kugel am völlig überrascht wirkenden Artym vorbei hämmerte. Also waren wir wieder beim gewohnten Bild – es ging mit Rückstand in die Kabine.

Die zweite Hälfte begann mit einem Wechsel: Hutsulyak kam für Lyakh. Die Hausherren hatten gerade in den ersten Minuten erhebliche Mühe, Spiel und Gegner unter Kontrolle zu bekommen, und Olimpik eroberte sich immer wieder ohne allzuviel Mühe den Ball. Das Spiel plätscherte in den folgenden Minuten vor sich hin, und tatsächlich hatten die Gäste die deutlich besseren Chancen – Artym hatte gleich mehrere Gelegenheiten, sich verdient zu machen.

Es wurde auch nicht besser dadurch, dass Vakulenko verletzt vom Platz musste. Für ihn kam „Allzweckwaffe“ Yakimets‘. Nach 68 Minuten wechselte Sanzhar zum letzten Mal – für Ponde kam Vojkovic. Es folgte eine Reihe gefährlicher Situationen vor dem Olimpik-Tor, wobei nach einer unübersichtlichen Szene im Anschluss an einen Eckball die Karpaty-Spieler einen Elfmeter forderten, der aber nicht gegeben wurde. Weiter ging es mit noch rund 20 Minuten zu spielen.

Karpaty rannten nun an, aber das alles wirkte wenig zielstrebig, und so richtige Chancen entstanden praktisch keine. Das Ganze wurde auch durch die Witterungsbedingungen nicht gerade erleichtert – der Nebel wurde immer dicker, und man konnte bei Flanken schon nicht mehr sehen, wo der Ball eigentlich hingehen sollte. Das Ganze war nur schwer zu ertragen, und es endete verdient in einer Heimniederlage gegen eine Mannschaft, die noch vor wenigen Wochen wie der sichere Absteiger gewirkt hatte.

Der erhoffte Befreiungsschlag ist misslungen. Und die heutige Leistung war alles in allem so schwach, dass man sich wirklich Sorgen machen muss. Trainer Sanzhar dürfte spätestens jetzt wohl keine Lust mehr haben, ans Telefon zu gehen, wenn es klingelt.

Die Entscheidung für Lyakh und Deda anstelle erfahrenerer Spieler erfüllte ja in gewisser Weise die Forderung, die eigene Jugend mehr einzubeziehen, aber Deda als Mittelstürmer fand vor allem in der zweiten Hälfte überhaupt nicht mehr statt, und da er nicht genügend physische Durchsetzungskraft mitbringt, dürfte er auf der Flanke deutlich besser funktionieren.

Ob Kudryk oder Pidkivka das zweite Gegentor hätten verhindern können, ist natürlich Spekulation. Nur hätte es gar nicht erst zu diesem Torschuss kommen dürfen, wenn die Innenverteidigung aufgepasst hätte. Das Spiel nach vorn sah über weite Strecken gefällig aus – bis etwa 20 Meter vor dem Tor, ab da war es weitgehend einfallslos und ungefährlich.

Die Mannschaft leidet seit dem Weggang Shveds unter mangelnder Torgefahr. Keiner der vielen neuen – und jungen – Offensivspieler hat daran bisher etwas ändern können. Die Frage bleibt: kann ein anderer Trainer aus dieser Mannschaft mehr Durchsetzungsvermögen herausholen, oder mangelt es hier einfach an Klasse?

Nächste Woche gibt es wohl wieder Haue, es geht auswärts gegen Zoriya. Das einzige Glück zur Zeit ist, dass sowohl Lokalrivale FK Lviv als auch Vorskla zur Zeit noch schlechter sind. Ein schwacher Trost.