Heute spielten Karpaty ihr vorletztes Spiel vor der Aufteilung der Liga in Meisterschafts- und Abstiegsgruppe zu hause gegen Oleksandriya. Die Konkurrenz hatte bereits früher gespielt und allesamt keine Punkte gesammelt, wodurch der Abstand auf den vorletzten Platz heute zumindest nicht größer werden konnte. Der Gegner galt mit einem mehr als doppelt so großen Kaderwert als deutlich stärker, besser wurde es auch dadurch nicht, dass Karpaty nicht mit Bestbesetzung antreten konnten.

Gespielt wurde wieder in einem 4:2:3:1, wobei es einige Überraschungen gab. Im Tor stand heute Kanibolotskyj, der den Vorzug vor Kudryk erhalten hatte. Die Viererkette bestand aus Martins, Giorgadze, Hall und Dubinchak, Neuzugang Pryjma hatte es also nicht in die Startformation geschafft. In der Doppel-„6“ standen erwartungsgemäß Klyots und Nasaryna, davor das offensive Mittelfeld aus Lyakh, Kosak und Prytula, der den linken Flügel für den gesperrten Pasich besetzte, und schließlich als einsame Spitze Matar.
Auf der Bank fanden sich ebenfalls einige unerwartete Namen. Neben Torwart Kudryk und Innenverteidiger Pryjma war da die Nachwuchs-Mittelfeldspieler Oleksij Sytsch und Vassyl Runich, Jurij Tlumak, Oleksij Khakhlyov sowie Hisham Layous für die Offensive. Alexadru Boiciuc hatte gestern für die U21 gespielt und war gar nicht im Kader. Ansonsten fehlten natürlich weiter die verletzten Tanchyk, Deda
Die ersten Minuten gehörten klar den Gästen, es dauerte 7 Minuten, bis Karpaty überhaupt mal in die Nähe des gegnerischen Tors kamen. Im Anschluss entwickelte sich ein munteres hin und her, wo beide Mannschaften ihre Offensivaktionen hatten – ein anständiges Niveau, vor allem, wenn man die Witterungsbedingungen – Schneeregen – betrachtete.
Nach 19 Minuten konnte sich Kanibolotskyj das erste Mal richtig zeigen: er wehrte mit einem starken Reflex einen platzierten Schuss aus etwa 8 Metern in seine untere rechte Ecke ab – das war ein Ball, den nicht jeder gehalten hätte. Karpaty gewannen nun im Spielaufbau und Kombinationsspiel zunehmend Sicherheit, was angesichts der Klasse des Gegners durchaus überraschend wirkte.
Genau in diese Phase hinein ertönte zum Entsetzen aller plötzlich ein Pfiff, und es gab Elfmeter für Oleksandriya. Keiner wusste so recht wofür, auch die Wiederholung konnte keinen Aufschluss geben – eine klare Fehlentscheidung. Tretiakov verwandelte, und es stand wieder einmal 1:0 für den Gegner. Trainer Roman Sanzhar hatte sich in den letzten Pressekonferenzen ja schon ziemlich über die Schiedsrichterleistungen beschwert, das wird dieses Mal wohl nicht anders sein, und er hat nach diesem Katastrophen-Pfiff wirklich jeden Grund dafür.
Der Spielfluss war nun erst einmal weg, und Oleksandriya bekam wieder Überhand. Zum Glück konnte ein weiteres Gegentor vor der Pause verhindert werden, es ging mit dem unverdienten 0:1 in die Kabinen.
Die zweite Hälfte begann mit einem Wechsel – Layous kam für Kosak. Der Boden war durch den anhaltenden Schneeregen noch schwerer bespielbar geworden, es gab immer wieder Gleichgewichtsprobleme, und ein kontrollierter Spielaufbau wurde fast unmöglich. Nach 57 Minuten traf dann Tretiakov zum 0:2, und das Spiel war gelaufen. Natürlich mussten Karpaty angreifen, das war durch den schlechten Boden aber noch schwieriger geworden, es kam zu Ballverlusten und dann eben zu solchen Situationen.
Nach 60 Minuten kamen Khakhlyov für Klyots und Pryjma für Giorgadze – aus dem 4:2:3:1 wurde ein 4:1:2:3, natürlich ein Risiko, aber viel schlimmer konnte es ja ohnehin kaum noch kommen. Aber es ist ja auch egal. Das 0:3 fiel nach 72 Minuten, natürlich, die Verteidigung war aufgerückt, da passiert so etwas. Nummer 4 kam nach 88 Minuten.
Dieses Resultat ist völlig unverdient, und es ist durch genau eine Schlüsselszene in der ersten Halbzeit herbeigefühft worden – den unberechtigten Elfmeterpfiff, durch den die Mannschaft in der zweiten Hälfte bei immer schlechteren Bodenverhältnissen dem Rückstand hinterher rennen musste. Man kann ihr nichts vorwerfen. Sie hat bis zur letzten Minute aufopferungsvoll gekämpft, und sie war bis zu diesem Elfmeter auch spielerisch völlig ebenbürtig gewesen.
Man soll ja mit solchen Behauptungen vorsichtig sein, aber das, was hier heute passiert ist, ist ganz einfach ein Skandal. Der Schiedsrichter hat das Spiel entschieden. Er hat der Mannschaft die Früchte ihrer Leistung geraubt und natürlich auch die Punkte. Das, was wir heute gesehen haben, ist eine riesige Sauerei.