Eine der kürzlich angekündigten Neuigkeiten könnte ein neuer Ausrüster sein. Offizielles ist dazu nicht bekannt, es gibt aber einige Anzeichen, die diese Annahme plausibel erscheinen lassen.

Seit vielen Jahren laufen Karpaty in Ausstattung des spanischen Herstellers Joma auf, die man als Fan online und im legendären „Fanat“ in der Mykola-Woronyj-Straße käuflich erwerben konnte. Im Jahr 2019 wurde die Kollektion sogar noch um die Trikots der ukrainischen Nationalmannschaft erweitert, die zuvor von adidas auf Joma gewechselt war.
Verträge mit Ausstattern sind immer befristet, und vor Ablauf ist es üblich, dass beide Seiten bewerten, ob es für sie interessant ist, die Partnerschaft fortzusetzen. Verschiedenen Quellen zufolge laufen in diesem Jahr die Verträge sowohl der Grünweißen als auch der „Sbirna“ mit Joma aus (oder sind bereits abgelaufen, was aufgrund der chaotischen Terminverschiebungen aufgrund der COVID-19-Pandemie zu Verzögerungen geführt hat). Aktuell spricht einiges dafür, dass sowohl Karpaty als auch der Nationalmannschaft ein Ausrüsterwechsel bevorsteht, und zwar aus unterschiedlichen, dabei aber z.B. durchaus miteinander verbundenen Gründen. Vorsicht, jetzt wird es etwas spekulativ!
Karpaty spielten bis Ende letzter Saison in der UPL und waren für Joma der wichtigste Verkäufer ihrer Waren in der Westukraine, wofür Karpaty auch – einem Erstligaclub gebührend – mit eigenen Designs versorgt wurden (wie etwa 2017 das weiße Heimtrikot mit der Stadtsilhouette Lvivs auf der Vorderseite). Mit „Fanat“ stand ein gut ausgestattes Geschäft mitten im Stadtzentrum zur Verfügung, wo zudem auch noch die Trikots der Nationalmannschaft verkauft wurden. Joma konnte so seinen Namen präsentieren und auch einigen Umsatz machen.
Seit dieser Saison spielen Karpaty in der Druha Liha (ukr. 3. Liga), standen kurz vor der Auflösung und im Mittelpunkt verschiedener Skandale. In dieser neuen Situation qualifiziert sich der Club nicht gerade als Werbeträger für eine Marke, die versucht, sich langsam in den besseren Ligen der Welt zu etablieren. Durch die Schließung von „Fanat“ fehlt ein wichtiger Endpunkt zum Kunden, und ob der Internet-Shop das kompensieren kann, scheint fraglich. Würde auch noch die Nationalmannschaft den Ausrüster wechseln, wäre Lviv noch weniger interessant und würde zu einem reinen Zuschussgeschäft werden.
Bei der Nationalmannschaft sieht es gerade umgekehrt aus: Als sie bei Joma unterschrieb, galt sie als eine der schwächeren in Europa, weshalb sie für die prestigeträchtigen Marken wie adidas, Nike, Puma etc. sich offenbar nicht ausreichend interessant war. Nach den starken Vorstellungen des letzten Jahres präsentiert sich die Sache nun anders, also warum weiter mit einem Hersteller arbeiten, der (noch) nicht als Topmarke gilt?
Somit, würden sich die obigen Überlegungen bewahrheiten, müssten sich Karpaty einen neuen Ausrüster suchen, weil sie für Joma uninteressant geworden sind, während Joma selber für die Nationalmannschaft uninteressant geworden ist, die ihrerseits die Qual der Wahl zwischen einigen attraktiven Angeboten haben dürfte.
Für Karpaty hieße das: man wird sich mit einem der weniger renommierten Ausrüster zufrieden geben müssen. Ob es wieder ein individuelles Karpaty-Design oder einfach nur Ware von der Stange gibt, wird abzuwarten sein. Wichtig wäre, dass die Waren des neuen Ausrüsters preisgünstig sein müssten, da ein solcher Ausrüster so ein Geschäft nicht bezuschussen würde (das würde sich aktuell angesichts der Situation des Clubs nicht lohnen) und der Club selber zu wenig Geld hat, um sich einen Verkauf der Fanartikel ohne eine eigene Gewinnspanne leisten zu können. Aufgrund der Pandemie und der daraus resultierenden ökonomischen Probleme, dürfte kaum ein Fan aktuell bereit oder in der Lage sein, sich hochpreisige Fanartikel zu kaufen.
Welche der bekannten Hersteller kämen denn dann für die Grünweißen in Frage?
- Die Top-Hersteller adidas, Puma und Nike haben kein Interesse an einem Club wie Karpaty.
- Italienische Hersteller wie kappa, Lotto und Macron gelten als zu teuer.
- Amerikanische Hersteller wie New Balance und Under Armour etablieren sich aktuell auch eher am oberen Ende, insofern wären die als zukünftiger Partner eher eine Überraschung.
- Jako gilt als preiswert genug, hat aber gerade erst Stadtrivalen FK Lviv unter Vertrag genommen. Zwei Clubs mit dem selben Ausstatter in der selben Stadt dürften für den Hersteller wenig interessant sein.
- Genau so sieht es aus mit Kelme, mit denen der andere Stadtrivale FK Rukh ab nächster Saison auflaufen wird (dem Vernehmen nach habe Shakhtar darauf bestanden, das einzige UPL-Team in Puma zu sein, weswegen jene ihre Zusammenarbeit mit Rukh beenden mussten).
- Umbro oder Hummel haben Mannschaften sowohl in den stärkeren als auch schwächeren Ligen unter Vertrag, aber ob die ukrainische Druha Liha für die interessant wäre, scheint nicht sehr wahrscheinlich.
Die Liste ist sicher nicht vollständig, sie hinterlässt aber das ungute Gefühl, dass es am Ende keiner der oben genannten sein könnte. Aber muss es denn ein „bekannter Name“ sein? Grundsätzlich muss in der Ukraine, wo Sportmarken einen hohen Stellenwert haben, wohl „ja“ lauten. Aber wenn sich keiner findet, könnte man sich der Sache auch ganz anders nähern:
- Für einen ukrainischen Sportartikelhersteller könnte eine Zusammenarbeit mit einem Club wie Karpaty ein Gewinn sein: ein Name, den bis dato keiner kannte, gewinnt Öffentlichkeit. Für den Club wären die zu erwartenden niedrigen Kosten von Vorteil: man kann die Ware günstig verkaufen und am Ende sogar noch eine Gewinnspanne herausziehen.
- Manche Clubs, wie z.B. der FC Southampton in England, haben ihre Ausstattung zwischenzeitig als eigenes Produkt produzieren lassen. Hier wäre die Marge für den Verein sogar noch größer, und man hätte komplette Freiheit bezüglich des Designs.
Ob es überhaupt dazu kommt, bleibt abzuwarten. Der Club hat ja diese Woche angekündigt, man habe einen Vertrag mit einem neuen Partner abgeschlossen, was dann bald schon offiziell bekannt gegeben werde. Vielleicht handelt es sich dabei um nichts anderes als einen neuen Ausstatter? Wir werden sehen!