Was eigentlich schon auf der Hand lag, ist jetzt (halb) offiziell: aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine kann die Saison in den Profiligen nicht zuende gespielt werden und wird somit jetzt abgeschlossen. Es bleiben allerdings einige Fragen offen.

Wie in der ukrainischen Presse zu lesen war, erklärte Andrij Pavlenko, der Präsident des ukrainischen Fußballverbands:
Die Entscheidung war einstimmig [das vorzeitige Ende der UPL-Saison]. Die Vereine haben offenbar ihre Entscheidung getroffen, die dann vom UAF-Exekutivkomitee noch genehmigt wird. Das ist richtig so, weil das Kriegsrecht verlängert worden ist und dadurch nach dessen Beendigung nicht mehr genug Zeit bleiben wird, die Saison zuende zu spielen. Wir werden die Entscheidung offiziell treffen, sobald wir das Protokoll erhalten haben. Dieselbe Entscheidung wird in der PFL über den Abbruch der Meisterschaften in der Perscha und Druha Liha [ukr. 2. und 3. Liga] getroffen.
Nach unserem Verständnis werden unsere Klubs die Möglichkeit haben werden, die Ukraine bei den europäischen Wettbewerben zu vertreten. Deshalb ist es wichtig, dass das genehmigte Protokoll [der Entscheidung der UPL-Clubs] der UEFA vorgelegt wird. Werden die Spieler [dann zu den Spielen] reisen können? Ich bin zuversichtlich. Ich bin sicher, dass wird bis dahin die Raschisten besiegt haben werden. Und dann ist das ohnehin keine Frage mehr.
Interessant war auch die Frage, ob russische Clubs in der nächsten Saison zu den europäischen Wettbewerben zugelassen werden, antwortete Pavlenko:
Folgendes: Ich spreche jeden Tag mit [Aleksander] Čeferin und meinen Kollegen bei der UEFA, dies ist genau das Thema, das ich im Blick behalte. Ich bin sicher, sie bald eine Antwort auf diese Frage erhalten werden – ein paar Wochen noch, und diese Frage wird offiziell besprochen.
Bei der Versammlung der UPL-Clubs war, so der Journalist Ihor Burbas auf seinem Telegram-Kanal, folgendes beschlossen worden:
Die aktuelle UPL-Tabelle wird von den Vereinen als endgültig anerkannt. Und die Entscheidung ist einstimmig. Alle haben für Shakhtars Sieg in der Meisterschaft gestimmt, sogar deren Rivale Dynamo.
5 Mannschaften aus der Ukraine werden an den Europapokalen der UEFA teilnehmen: Shakhtar und Dynamo in der Champions League, Dnipro-1 in der Europa League, Zorya und Worskla in der European Conference League.
Der ukrainische Pokal wird nicht ausgespielt und vermutlich als „abgesagt“ gewertet werden, da zu wenig Spiele stattgefunden haben. Die endgültige Entscheidung darüber wird gesondert vom Fußballverband getroffen werden.
Der Vorschlag der UPL-Clubs zum Abschluss der Saison 2021/2 muss noch endgültig vom Exekutivkommitee des Verbands genehmigt werden.
Für die nächste Saison behalten alle lebensfähigen Eliteklubs ihren Platz, d.h., niemand wird sportlich in die Perscha Liha [ukr. 2. Liga] absteigen. Wer und wie viele in die UPL aufsteigen, wird am 25. Mai entschieden. Außerdem werden dann die Termine für den Beginn der nächsten Saison geprüft. Gebe Gott, dass sie es dann bereits werden sicher planen konnten. Ruhm der Ukraine!
Wichtig ist auch diese Klärung: Da die Saison nicht zuende gespielt ist, gilt die Meisterschaft darin als nicht ausgespielt
Shakhtar werden weder Titel noch Medaillen verliehen. Das heißt, die Entscheidung der Vereine über die Ergebnisse der Saison zielte in erster Linie darauf ab, die endgültigen Tabellenplätze und die Vertretung der Ukraine in den Europapokalen festzulegen.
Die hier genannten Details beziehen sich natürlich vor allem auf die UPL. Zwar besteht kein Zweifel daran, dass auch hier die Saison nicht zuende gespielt wird, aber für die niederklassigen Clubs ist natürlich allein schon in Bezug auf die finanzielle und Kaderplanung die Frage von Auf- und Abstieg wichtig. Hierzu gibt es bislang keine offizielle Information. Wie Tribuna berichtet, soll in diesen Tagen ein Treffen der PFL-Clubs stattfinden, in dem ähnlich wie im o.g. Treffen der UPL-Clubs beschlossen wird, auf welche Art nun genau die Saison beendet wird.
Wir erinnern uns daran, dass Karpaty zur Zeit in der Gruppe A der Druha Liha [ukr. 3. Liga] auf dem ersten Platz und somit auf einem direkten Aufstiegsplatz stehen. Tatsächlich dürfte aber, selbst wenn der Krieg – was wir alle hoffen! – bald beendet sein sollte, für manche Clubs in den unteren Spielklassen eine Fortsetzung des Spielbetriebs schlicht unmöglich sein, etwa, weil sie sich in besetzten Regionen befinden, weil die Infrastruktur durch die russischen Invasoren beschädigt oder zerstört wurde oder auch, weil die jeweilige Finanzierung weggebrochen ist. All dies sind Dinge, die auch Mitte/Ende Mai, wenn im Verband Entscheidungen getroffen werden, noch völlig offen sein dürften. Ein nicht unwahrscheinliches Szenario wäre, dass es nur Auf- aber keinen Abstieg geben wird, da ohnehin aus den genannten Gründen einige Teams aus den beiden unteren Profiligen ausscheiden werden.