Die Transfers in der Winterpause 2016/2017

In Winterpause 2016/2017 gab es bei Karpaty einige bemerkenswerte Änderungen.

Zunächst wurden drei absolute Leistungsträger für extrem wenig Geld abgegeben (wobei man bei den Ablösesummen immer etwas vorsichtig sein muss, weil oft nicht durchdringt, welche Nebenabsprachen da noch dran sind):

  • Volodymyr Kostevych, hochtalentiertes Eigengewächs und Stammspieler im linken Mittelfeld, wurde an Lech Poznan nach Polen verkauft.
  • Gustavo Blanco Leschuk, praktisch der einzige, der da vorn irgendwie Durchschlagskraft hatte, wurde nach sehr starker Hinrunde an Shakhtar Donetsk verkauft, offenbar, weil sein Vertrag im Sommer ausgelaufen wäre und er wegen attraktiver Angebote der Konkurrenz nicht unterzeichnen wollte.
  • Rechtsverteidiger Vasyl Kravets, der in dieser Saison sehr auf sich aufmerksam gemacht hatte, wurde mit Kaufoption nach Spanien an CD Lugo verliehen.

Ansonsten gab es die bei Karpaty schon fast übliche Entlassungswelle, d.h., mit Spielern, die nicht mehr benötigt wurden, wurden Verträge aufgelöst. Das war bei Artur Karnoza ziemlich überraschend, da der doch einige gute Spiele gemacht hatte.

Weil zur Zeit fast alle ukrainischen Clubs Probleme haben, ihre Spieler zu bezahlen, werden kaum noch überhaupt Ablösesummen gezahlt. So gab es bei Karpaty auch einige Qualität für lau:

  • Innenverteidiger Oleksiy Dytyatev und die nur kurz zuvor abgegebene Clublegende im Mittelfeld Oleh Holodyuk kamen aus Poltava.
  • Defensivmittelfelder Artem Filimonov und Torwart Evgen Borovyk wechselten aus Odessa. Letzterer soll nach Karriereende in den Trainerstab wechseln, mit Roman Pidkivka, der die Hinrunde gut gespielt hat, ist ein sehr talentierter Torwart schon im Wartestand.
  • Stürmer Viktor Khomchenko kam aus Lutsk, wo er wegen Problemen mit dem Trainer nicht mehr Bestandteil der Planung war.

Wenn man sich die Mannschaft anschaut, wirken diese Transfers nicht unbedingt alle wie strategische Verstärkungen. In der Verteidigung gab es Verbesserungsbedarf und einen Abgang, der zu kompensieren war.

Im zentralen Mittelfeld scheint mir Filimonov eher so ein Gelegenheitskauf zu sein (freilich ein guter), denn da war eigentlich fast schon Gedränge: Ambrosi Chachua spielt eine gute Saison, Dmytro Klyots ist noch jung, entwickelt sich aber, im offensiven zentralen Mittelfeld gibt es Khudob’yak, während in den Winger-Positionen rechts und links wenig Alternativen gibt: Ksyonz ist gesetzt, aber links hinterlässt Kostevych eine Lücke. Zaviisky rechts ist noch sehr jung und muss noch etwas wachsen.

Vorn war die größte Lücke. Topscorer Blanco war gegangen, und Neuzugang Khomchenko ist ganz einfach nicht in der selben Liga. Hinzu kommt, dass Kadimyan, Puchkowsky, Gabriel und Karnoza alle herausgeworfen worden waren, so dass es da ziemlich dünn aussah.

Das war dann die Situation, wo wir uns alle fragten, was da noch kommt. Da die Mannschaft mit -6 Punkten in die Saison gestartet und immer noch mit einigem Abstand Tabellenletzter war, gab es hier einigen Grund zur Sorge.

Wie bei Karpaty üblich, wurden erst mal einige Junioren ins erste Team befördert und durften sich bei den Testspielen zeigen: die zentralen Angreifer Maksym Salamakha und Dmytro Zayikyn sowie auf dem linken Flügel Maksym Hrysyo. Letzterer ist der einzige, der Stand jetzt noch im ersten Kader steht, die anderen beiden wurden wieder in die U21 zurück versetzt. Hier war also noch keine Lösung in Sicht.

Dann gab es noch einen vollkommen unbekannten Brasilianer, Rogerio Alves dos Santos (“China”) aus der U21 von Atlético Juventus in Brasilien, der bei einigen Testspielen mitmachen durfte. Es wurde dann recht bald verkündet, dass man ihn verpflichten wollte, offiziell wurde aber der Vollzug erst nach einigen Wochen verkündet. Der Mann ist noch jung, und ob er sich durchsetzen wird, muss sich zeigen. Einige Male hat so etwas ja funktioniert (z.B. Lucas oder auch Blanco), aber oft auch gar nicht (wie gerade mit Gabriel).

Und dann kam Kamerad Zufall zur Hilfe. Der als großes Talent betrachtete Oleksiy Hutsulyak kam von seiner Leihe aus Spanien zurück und erklärte, er wolle wieder in der Heimat spielen. Wie weit das wirklich Heimweh oder einfach nur der Misserfolg dort war, weiß wohl nur er. Jedenfalls traute man dem einiges zu, was aber bisher noch nicht so richtig in die Tat umgesetzt wurde.

Der größere und wohl für die Saison kritische Zufall war, dass Dynamo Kyiv klamm ist und mit dem Kader Geld sparen muss. Stürmer Oleksandr Hladky, der schon vor einigen Jahren mal ein Jahr auf Leihe bei Karpaty gespielt hatte, spielte in der Planung von Trainer Rebrov keine Rolle mehr und sollte verkauft werden – zunächst nach Russland, was der Spieler aber aus politischen Gründen ablehnte. So kam in letzter Minute ein Leihgeschäft mit Karpaty zustande. Der Spieler ist noch immer in guter Erinnerung und sehr populär, und er hat mehr als die Qualität, die durch den Abgang von Blanco entstandene Lücke zu schließen.

Er hat seit Beginn der Rückrunde schon dreimal getroffen und hat der Mannschaft endlich die lange vermisste Durchschlagskraft gegeben. Er ist ähnlich wie Blanco sehr kopfballstark, aber dabei etwas beweglicher und technisch versierter (mein Gefühl). Ich fürchte, dass nach dieser Saison aber wieder Schluss sein wird, ich kann mir nicht vorstellen, dass Dynamo den bei dann noch 2 Jahren Restvertrag umsonst ziehen lässt.

So haben wir nun Gedränge im Sturm. Wie gesagt, zwei Spieler sind schon wieder in die zweite Reihe gerückt, aber Karpaty haben jetzt für die zentrale Sturmposition neben Hladky noch Hutulyak, Khomchenko und China, was bei einem 4:2:3:1-Spielsystem faktisch bedeutet, dass hier eine Position vierfach besetzt ist. Man wird sehen.

So haben Karpaty nun – womit wirklich keiner gerechnet hat – den Kader tatsächlich verstärkt und sind in guter Verfassung. Die rote Laterne hat Volyn übernommen, auf dem vorletzten Platz steht Dnipro, was aber vor allem an den 12 Punkten Abzug wegen finanzieller Probleme liegt.

Jetzt geht es in die “Playoff”-Runde, wo die unteren 6 Clubs gegen den Abstieg spielen. Wenn Karpaty so weiter machen, werden sie damit wohl nichts zu tun haben. Aber es ist ja noch früh.