Zirka – Karpaty: 2:1

Heute spielten Karpaty auswärts bei Zirka. Die Vorrundenspiele hatten Karpaty beide knapp verloren, jetzt trafen beide Mannschaften in der Abstiegsrunde aufeinander. In der Gruppentabelle Zirka mit 5 Punkten Abstand direkt vor Karpaty.

Karpaty spielten wieder mit einem ähnlichen Spielsystem wie in den letzten Partien: Borovyk im Tor, eine Dreierkette hinten mit Nesterov, Dytyatev und Lobaj, davor zwei vorgezogene Außenverteidiger mit Matvyenko und Miroshnychenko, einer Doppel-6 mit Verbny und Filimonov, davor zwei offensive Mittelfeldspieler mit Khudobyak und Hutsulyak, davor als Spitze Hladky. Zurückgekehrt von langer Verletzung saß auf der Bank Pavlo Ksyonts, weiterhin Klyots, Chachua, Hrysyo, Zavisky und Mysak. Oleh Holodyuk fehlt immer noch verletzungsbedingt. Interessant finde ich, dass Roman Pidkivka nicht als Ersatztorwart aufgestellt war, der in der Hinrunde ja noch vor dem Zugang von Borovik Stammkeeper gewesen war.

Karpaty waren von Beginn an sehr offensiv eingestellt, spielten mit starkem Pressing und schnell aufrückender Abwehrreihe. Das klappte am Anfang noch nicht so ganz, offenbar brauchte die Verteidigung noch etwas Zeit, um sich richtig einzuspielen, so dass es in den ersten 10 Minuten einige vielversprechende Szenen vor dem Karpaty-Tor gab. Danach dominierte Karpaty immer deutlicher und spielte reihenweise Chancen heraus. Hierbei fielen vor allem Hladky auf und Hutsulyak, der sich immer besser in seiner Rolle im offensiven Mittelfeld zurechtfindet und mit guter Technik und körperlicher Präsenz einige sehr gefährliche Szenen hatte. Kapitän Khudobyak war nicht so stark wie in den letzten Partien, er wirkte etwas lethargisch, und ihm unterliefen einige ungewohnte technische Fehler.

Hauptdarsteller war allerdings der 23. Mann auf dem Feld – der Schiedsrichter ließ in der ersten halben Stunde etliche deutliche Fouls ungeahndet. In der 15. Minute musste Hladky gleich zweimal gefoult werden, bis ein Elfmeterpfiff erklang – nach dem ersten Foul saß er völlig entgeistert auf dem Rasen und konnte nicht verstehen, warum das Spiel weiterlief, raffte sich auf und wurde gleich wieder umgerempelt, woraufhin dann endlich Strafstoß gepfiffen wurde, den er hoch in die Mitte selber verwandelte.

Danach schien es nur eine Frage der Zeit, dass Karpaty noch höher in Führung gingen. Das passierte aber nicht, teils aus Pech (Hutsulyak hatte einige starke Szenen in der Vorbereitung, denen aber der entsprechende Abschluss fehlten), teils auch, weil so ein wenig der tödliche Ball nach vorn fehlte.

Danach kippte das Spiel innerhalb von 4 Minuten. Hauptfigur war zunächst wieder der Schiedsrichter – nach einem geklärten Eckball für Zirka waren Karpaty schon wieder in der Vorwärtsbewegung, verloren aber in der Mitte der eigenen Hälfte den Ball, der dann in den Strafraum hinein gespielt wurde, dort von einem Zirka-Spieler verlängert wurden und einem meterweit im Abseits stehenden Spieler zugespielt, der zwar nicht verwandeln konnte, aber dessen Aktion zu einem Chaos im Strafraum führte, aus dem heraus dann doch der Ausgleich fiel. Offenbar war der Schiedsrichter der Meinung, der Ball sei von einem Karpaty-Spieler gekommen, was aber wirklich eine Phantasie erfordert hätte, der Treffer war eindeutig irregulär. 4 Minuten später piff das Männlein erneut, dieses Mal Elfmeter für Zirka. Den konnte man mit viel gutem Willen wohl auch geben – Lobaj versuchte aus der Mitte kommend, dem links in den Strafraum hereinkommenden Zirka-Spieler den Ball vom Fuß zu spitzeln, verlor dabei das Gleichgewicht und riss den Gegner mit, wobei selbst in der Wiederholung nicht zu sehen war, ob er dabei den Ball spielte oder nicht. Nach dem Elfmeter stand es dann plötzlich 2:1 für Zirka, was das Spiel völlig auf den Kopf stellte.

Karpaty stürmten weiter, jedoch ohne zählbaren Erfolg, bis dann in der 45. Minute eine schöne Einzelaktion abgeschlossen mit einem scharfen und genauen Schuss aus der linken Strafraumhälfte heraus den 3:1-Halbzeitstand herstellte. Das war angesichst der Spielanteile höchst schmeichelhaft für die Hausherren.

Nach der Halbzeitpause kam Ksyonts für Filimonov, der nach einer frühen gelben Karte und einer gerade noch von einem Mitspieler verhinderten Kampfsport-Einlage nach einem eingesteckten schmerzhaften Tritt kurz vor einer gelbroten Karte stand. Er ging auf die linke offensive Mittelfeldposition, wofür Khudobyak ins zentrale Mittelfeld wechselte.

Die zweite Halbzeit begann gut für Karpaty. Nach einer Ecke von links wurde der Ball flach aus dem Strafraum heraus auf Hutsulyak gespielt, der mit einem sehenswerten Linksschuss flach ins rechte Eck abschloss.

In der 73. Minute sah dann Dytyatev glatt rot – offenbar für Schiedsrichterbeleidigung (ich habe nichts gehört), er hatte sich ziemlich darüber aufgeregt, einen Einwurf nicht bekommen zu haben. Das passierte gerade zu dem Moment, wo Karpaty das Spiel immer besser in den Griff bekamen und auf den Ausgleich drängten.

Borovyk rettete kurz darauf gegen einen allein aufs Tor zustürmenden Zirka-Spieler, der Verbny ganz einfach davongelaufen war – er hechtete in den Weg und fing ganz einfach den Ball weg. Fast im Gegenzug köpfte Khudobyak den Ball sehr sehenswert ein, was aber wegen Abseits nicht gegeben wurde – aus meiner Sicht eine Fehlentscheidung, wobei das für den Schiedsrichter wohl schwer zu sehen war. In der 76. Minute kam Chachua für Ksyonts – ich kann mir das eigentlich nur dadurch erklären, dass er nach seiner Verletzung noch nicht wieder 100% fit war. Chachua tauschte mit Khudobyak, der wieder weiter nach vorn ging.

Nach 85 Minuten kam dann Hrysyo für Miroshnichenko, natürlich ein Versuch, doch noch den Ausgleich zu erzwingen. Allerdings spielte Zirka jetzt mit dem Vorsprung im Rücken die Partie ziemlich abgeklärt herunter – holte sich Einwürfe und Eckbälle, die letztlich die Zeit einbrachten, das Resultat über die Zeit zu retten.

Insgesamt hätten Karpaty hier mindestens einen Punkt, eigentlich sogar alle drei mitnehmen müssen. Sie waren wirklich stark, scheiterten heute aber zu gleichen Teilen an sich selbst und an den Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, unter denen zwar beide Seiten zu leiden hatten, aber die zählbaren (das irreguläre 2:1 und das nicht gegebene Ausgleichstor von Khudobyak) beide zu Gunsten Zirkas gingen.

Karpaty sind jetzt wieder akut in Abstiegsgefahr. Wenn Dnipro ihr Spiel morgen in Lutsk gewinnen (wovon wohl auszugehen ist), sind beide punktgleich.