Dynamo – Karpaty: 5:0

Heute spielten im (möglichen) Schicksalsspiel für Trainer Sergio Navarro Karpaty in Kyiv bei Dynamo.

Im Vergleich zur Heimniederlage letzte Woche gegen Vorskla stand praktisch eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz. Die Formation war so eine Art 4:2:3:1 mit Mysak im Tor, davor Miroschnichenko, Nesterov, Lobaj und Orest Lebedenko, ein junger Linksverteidiger aus der U21, der heute sein Debüt feierte. Im defensiven Mittelfeld standen Tkachuk und Chachua, davor Klyots, Khudob’yak und Hutsulyak, als Sturmspitze wieder Ribas. Aufgrund von Verletzungen fehlten nach wie vor Ksyonz, Hrysyo und Corteggiano.

Interessant ist, dass heute mit Ribas nur ein einziger spanischsprachiger Spieler auf dem Platz stand, d.h., Pereira, Arques, die in den ersten beiden Spielen in der Startformation standen, waren beide nicht dabei. Dafür war zum ersten Mal Neuzugang Tkachuk dabei. Ansonsten war dies zum ersten Mal in dieser Saison wieder eine typische Karpaty-Aufstellung mit vor allem Spielern aus der eigenen Jugend bzw. solchen die schon lange dabei sind.

Das Spiel begann wie auch in den letzten zwei Wochen mit einigen gefälligen Angriffen von Karpaty, die aber kein Resultat zeigten. Dynamo brauchte allerdings nur drei einigermaßen gefährliche Angriffe, um in der 10. Minute nach einem sehenswerten Dribbling von Yarmolenko dann durch Buyalskyj in Führung zu gehen. Lebedenko in der linken Verteidigung wirkte hier ziemlich überfordert, obwohl er davor in einigen Zweikämpfen gegen Yarmolenko noch recht gut ausgesehen hatte.

Das Spiel ging nach dem Tor im Grunde ähnlich weiter. Karpaty waren um offensive Aktionen bemüht, Dynamo wirkte abgeklärt und war mit eigentlich jedem Angriff gefährlich. Es hätte nach 20 Minuten durchaus schon 2:0 stehen können. Zum Ende der Halbzeit schienen Karpaty das Spiel ein wenig besser kntrollieren zu können, die Passquote wurde besser, und sie kamen einige Male zu durchaus ernstzunehmenden Möglichkeiten. So ging es ohne zählbare Veränderungen in die Pause.

Die zweite Halbzeit begann ohne Auswechselungen, allerdings wechselte Hutsulyak auf rechts und Klyots auf links. Karpaty begannen mit einigen sehenswerten Angriffen, vor allem Hutsulyak war sehr aktiv und erkämpfte einige Bälle in der gegnerischen Hälfte. Nach 5 Minuten hätte eigentlich der Ausgleich fallen müssen – Chachua spielte schön diagonal auf Klyots links, der bis zur Grundlinie durchzog und den Ball scharf und flach Ribas vor die Füße spielte, der es aber kurz vor dem 5er stehend nicht schaffte, den Ball direkt aufs Tor zu spielen.

Wie in der ersten Halbzeit traf dann aber Dynamo – Zyhankov bekam in einer ganz ähnlichen Situation den Ball diagonal in den Strafraum gespielt und machte es besser als Ribas. Zu dem Zeitpunkt wirkte die 2:0 Führung für Dynamo allerdings schon etwas schmeichelhaft, da Karpaty spielerisch durchaus mithalten konnten und auch viel kampfstärker waren als noch in den letzten zwei Wochen. Dann fiel in der 58. Minute das 3:0 durch Mbokani nach einem schön herausgespielten Konter. Das war schon ziemlich hart. Nach 61 Minuten stand es 4:0, erneut durch Tsyhankov, der nach einem noch gut von Mysak parierten Distanzschuss an der richtigen Stelle war und den Ball aus 3 Metern einköpfte.

Anschließend kam Neuverpflichtung Di Franco für Khudob’yak und Arques für Chachua. Na gut, viel schlimmer konnte es ja nicht mehr werden. Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass danach die Forderung der Heimfans erhört wurde und Husev auf den Platz kam, er ersetzte Yarmolenko. Er ist mit vollem Recht eine Club-Ikone, und ich freue mich über jedes Spiel, das er macht und darüber, wie er immer Vollgas gibt..

Das Spiel war natürlich gelaufen. Karpaty griffen weiter an und versuchten, doch noch irgendwie ein Tor zu erzielen. Dynamo versuchte, das Spiel zu kontrollieren, was ihnen aber immer weniger gelang. Aber letztlich war es wieder wie schon gerade vorher, es stand plötzlich 5:0, wieder Tsyhankov, eher ein Zufallstreffer, aber das passte dann schon irgendwie alles perfekt zusammen. Am Ende durfte Andrij Busko noch ein paar Minuten für Lebedenko linken Verteidiger spielen.

Kommen wir zum Fazit. Dass die “Löwen” hier nichts holen würden, war im Grunde anzunehmen gewesen. Das Resultat – 5:0 – war freilich eine regelrechte Hinrichtung, und wenn die Gerüchte, dass Trainer Navarro schon auf der Abschussliste steht, stimmen, dann dürfte das heute genau den Grund geliefert haben, den die Vereinsführung gebraucht hat.

Ich muss allerdings sagen, dass heute weit mehr von dem zu sehen war, was Karpaty eigentlich ausmacht: Leidenschaft, Kampfgeist, nie aufgeben – das war kein Vergleich zu der leblosen Vorstellung letzte Woche gegen Vorskla, und sie hätten heute ein weit knapperes Ergebnis verdient gehabt, vor allem auf jeden Fall auch mindestens ein Tor.

Ein paar Beobachtungen zu den Spielern: Hutsulyak war eher schwach ins Spiel gekommen, legte aber vor allem in der zweiten Hälfte richtig zu. Tkachuk konnte sich nicht so richtig zeigen, kämpfte aber, was gegenüber der pomadigen Spielweise von Arques eine Wohltat ist. Lebedenko war am Anfang der Respekt anzumerken, in der zweiten Halbzeit hatte er gerade auch in Offensivaktionen einige gute Szenen. Lobaj war richtig stark, ich kann absolut nicht verstehen, warum er in den zwei Spielen davor nicht in der Startformation war. Klyots war auch gut, wenn auch nicht so stark wie in einigen Spielen Ende letzter Saison. Khudob’yak war nicht so auffällig wie sonst, und von Ribas war ich auch nicht so richtig begeistert – er hätte unbedingt sein Tor machen müssen, und mir fehlt hier einfach die reife und technisch starke Spielweise von Hladky, der übrigens offenbar jetzt einen Club in der Türkei gefunden hat, der anders als Karpaty bereit ist, seinen Gehaltsvorstellungen zu entsprechen. Di Franco war zu kurz auf dem Platz, um wirklich etwas zu zeigen.

Ich verstehe auch nicht, was jetzt eigentlich das Konzept des Trainers ist. In den ersten Spielen hat er eigentlich stärkere Spieler auf der Bank gelassen, erst heute stand zum ersten Mal eine Mannschaft auf dem Platz, die im Großen und Ganzen dem Leistungsniveau der einzelnen Spieler angemessen war. Nach einer solchen Klatsche und dem Abrutschen ans Tabellenende wird es nun verdammt schwierig, wieder das notwendige Selbstvertrauen zu tanken, um da wieder heraus zu kommen. Es klingt blöd, aber mit der Leistung heute hätten die sowohl Zirka als auch Vorskla geschlagen. So muss sich Navarro nun wohl einige Fragen gefallen lassen.