Transferrückblick Winterpause

Nachdem es dem Club gelungen war, seine Neuzugänge trotz Transfersperre zu registrieren, wird es Zeit für einen kleinen Rückblick auf die Transfers bei Karpaty. Wir hatten ja im Sommer einen regelrechten Kaufrausch erlebt, wo einige “Legionäre” sowie ukrainische Spieler, die im Ausland gescheitert waren. Entsprechend war der Kader viel zu groß, und es wurden eine ganze Reihe Spieler verliehen (hier die meisten bei Rukh) sowie in der U23 geparkt.

Zunächst schauen wir mal, wie die Neuzugänge aus dem Sommer eingeschlagen sind:

Mario Arques war ein kompletter Flop, Roman Debelko war fleißig, aber torungefährlich, Frederico Pereyra oft ein Risiko in der Verteidigung, Jurij Tkachuk schaffte es nicht in die erste Mannschaft. Tkachuk wurde verliehen, Debelko, Pereyra und Arques landeten in der U23, wobei Pereyra kurz vor der Winterpause noch auf einige Spiele kam.

In der Kategorie “so lala” fanden sich Guido Corteggiano, Redvan Memeshev, Mariyan Shved, Leonid Akulinin und Oleksandr Hladkyj. Corteggiano hatte einige ordentliche Auftritte, spielte dann aber zum Ende der Hinrunde immer weniger, Memeshev machte bei seinen Kurzauftritten auch keinen schlechten Eindruck, kam aber letztlich nicht an Ksyonz, Hutsulyak, Myakushko und Miroshnichenko vorbei, landete daher auch in der U23. Shved und Akulinin brauchten etwas, um es ins Team zu schaffen und spielten zum Ende der Hinrunde häufiger mal. Hladkyj konnte einfach nicht an seine bärenstarke Rückrunde der vergangenen Saison anknüpfen.

Wirkliche Verstärkungen waren Oleksij Hutsulyak, Fernando Tissone, Jorge Carrascal, Francesco Di Franco und Sergej Myakushko. Hutsulyak war eine Überraschung – eigentlich gelernter Mittelstürmer, wurde aus ihm ein richtig guter linker Mittelfeldspieler, der auch defensiv stark ist. Tissone zeigte sich als erfahrener Sechser, der vor der Abwehr abräumen und Bälle verteilen konnte, Carrascal und Di Franco sind technisch versierte und schnelle Offensivspieler. Der wohl spektakulärste Neuzugang war Sergej Myakushko, der zwei tolle Freistoßtore aus großer Distanz erzielte und es sogar zu einem Kurzeinsatz in der Nationalmannschaft brachte.

Die Mannschaft hatte und hat ein großes Problem: bei offensiver Spielweise (wo man auch mal Gegentore kassiert) brauchte sie viel zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen.

In der Winterpause ging es nun darum, Ballast abzuwerfen und einige personelle Lücken zu füllen: in der Innenverteidigung fehlte mindestens ein erfahrener Spieler und vorne ganz einfach Feuerkraft.

Ballast wurde tatsächlich einiger abgeworfen, wobei auch einige Überraschungen dabei waren. Arques, Pereyra, Corteggiano, Memeshev und Filimonov (der von seiner Leihe zurück gekommen war) verließen, wie zu erwarten war, den Club. Hladkyj, der nur bis zur Winterpause verpflichtet worden war, ging ebenfalls, was angesichts seiner schwachen Form und dem vermutlich hohen Gehalt nur logisch war. Markowytsch, Debelko und Tkachuk wurden erneut verliehen.

Fernando Tissone ging zu Aves nach Portugal, was für die Mannschaft definitiv ein Verlust ist. Weiterhin – und das ist überraschend – verließen zwei ältere Spieler, die wenig vorher noch absolute Leistungsträger gewesen waren, den Club: Pavlo Ksyonz hatte seinen Stammplatz an Sergej Myakushko verloren, und Kapitän Ihor Khudob’yak, der zuletzt auch nur zweite Wahl gewesen war, ging ebenfalls. Somit wurde der Kader um deutlich verkleinert. 

Zugänge gab es aber auch. Zu nennen wäre da zunächst ein Heimkehrer nach Leihe bei Rukh, der blieb: der defensive Mittelfeldspieler Nazar Verbnyj. Hinzu kam Innenverteidiger Nika Sandokhadze aus Georgien und zwei offensive Kolumbianer: Yhonatan Bedoya und Maurício Cortés. In den letzten Tage wurden noch zwei weitere Neuzugänge verkündet: Towart  Oleksiy Shevchenko (zuletzt vereinslos) hat unterschrieben. Außerdem wurde Christian Erbes, ein 28-jähriger defensiver Mittelfeldspieler aus Argentinien verpflichtet, der ganz offenbar die Lücke stopfen soll, die durch
den Abgang von Fernando Tissone entstanden war. Letztlich stehen somit 12 Abgängen 7 Zugänge gegenüber.

Nach einigen Testspielen in der Winterpause und den Ligaspielen gegen Zorya und Olimpik, folgt nun eine kleine Bewertung.

In der Verteidigung ist mit Sandokhadze ein Spieler, der in etwa auf dem Niveau seiner Mitspieler steht, hinzugekommen, so dass dort kein so dramatischer Engpass mehr besteht. Die Frage wird sein, ob weiter mit einer Dreierkette und davor zwei hängenden Mittelfeldspielern auf den Außenpositionen gespielt wird. Solange das der Fall ist, braucht man im Grunde hinten drei echte Innenverteidiger. Hier hat man Fedetskyj (der auch in der Innenverteidigung stark ist), Nesterov, Lobaj, Sandokhadze und als Backup Senytsya – nicht üppig, aber ggf. noch gerade ausreichend. In dieser Konstellation ist Linksverteidiger Lebedenko etwas außen vor, der eben eher ein klassischer Außen- als Innenverteidiger ist. Das ist schade, denn er zeigt eine Menge Talent.

Im Mittelfeld sind die Außenpositionen (allgemein das offensive Mittelfeld) gut besetzt: Miroshnichenko, Myakushko, Hutsulyak, Di Franco, Bedoya, Cortes, Shved haben genug Qualität. Bedoya und Cortes könnten sich zu echten Verstärkungen entpuppen, das ist aber aktuell noch schwer zu sagen, da sie sich noch in der Phase der Anpassung an den ukrainischen Fußball befinden. Im zentralen Mittelfeld haben wir Holodyuk, Chachua, Klyots, Verbnyj und Erbes. Ob Erbes nun die selbe
Klasse wie Tissone hat, wird sich freilich erst zeigen müssen. Zumindest ist er
etwas jünger und könnte dem Club entsprechend etwas länger erhalten
bleiben. 

Im Sturm sieht die Sache unverändert aus: Akulinin ist der einzige echte Mittelstürmer. Einige der Spieler, die ich im Mittelfeld gelistet habe, können diese Rolle auch ausfüllen, aber auf ganz andere Art. Akulinin ist lang, etwas unbeweglich, dabei aber kopfballstark, während die Mittelfeldspieler eher technisch beschlagen und beweglich sind. Das ungelöste Problem bleibt hier, dass keiner der Genannten hier bisher einen echten Killerinstinkt offenbart hat.

Eine kritische Frage wird sein, ob Neuzugang Erbes im defensiven Mittelfeld ein adäquater Ersatz wird für den starken Tissone.

Im Tor kann sich Pidkiwka auf Wettbewerb gefasst machen: Neuzugang
Shevchenko hat Erfahrung und könnte in der Rückrunde durchaus den Vorzug
erhalten. Das wäre zwar schade für das talentierte Eigengewächs, aber
jener ist auch noch jung und kann – wie zuvor aus der Konkurrenz mit
Borovyk – durchaus gestärkt aus dieser Situation hervorgehen. Hier kann man neugierig sein.

Fazit: Wir sehen, dass der Kader ganz offenbar verjüngt werden soll, was
eigentlich schon mal kein schlechtes Signal ist. Nur zwei Spieler,
Holodyuk und Fedetskyj, sind 30 oder älter, der Großteil der Mannschaft
ist 24 Jahre oder jünger. Der Kader ist an einigen Stellen, wo das nötig
war, verstärkt worden, hier sind die neuen Kolumbianer durchaus
vielversprechend.

Das Fehlen an Durchschlagskraft im Sturm dürfte aber immer noch die entscheidende Schwäche sein. Die Mannschaft in der Offensive vor allem flach, so kommt Hightower Akulinin kaum ins Spiel. Die gesamte Offensivabteilung braucht einfach viel zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen. Es ist kein echter Knipser gekommen, der hier einen Unterschied machen könnte, somit wird man hier mit dem vorhandenen “Material” an den bekannten Schwächen arbeiten müssen. Ob das am Ende zum Klassenerhalt reicht, wird sich zeigen.