Heute spielten Karpaty in der Abstiegsrunde zu hause gegen Zirka. Das letzte Spiel war nach einer sehr schwachen Leistung bei Karpaty 0:0 ausgegangen. In der letzten Woche hatten Karpaty allerdings eine gute Leistung gezeigt beim 3:1-Sieg über Chornomorets. Letztere haben allerdings am Samstag drei Punkte geholt, wodurch die unteren vier Clubs nur druch wenige Punkte getrennt sind.

Karpaty spielten weitgehend unverändert gegenüber letzer Woche, nur der verletzte Sandokhadze fehlte, stattdessen spielte Ivan Lobaj in der Innenverteidigung. Es gab also wieder ein 3:2:3:2 mit Shevchenko im Tor, Miroshnichenko, Fedetskyj anders als letzte Woche innen und Lobaj links als Dreierkette, Verbnyj und Erbes im zentralen defensiven Mittelfeld, Di Franco, Carrascal und Hutsulyak im offensiven Mittelfeld und eine Doppelspitze bestehend aus Myakushko und Shved. Da alle Sperren abgesessen waren, stand der gesamte Kader zur Verfügung, auf der Bank saßen Mysak (Pidkivka hatte wieder bei der Nachwuchsmannschaft im Tor gestanden), Lebedenko, Holodyuk, Vargas, Cortes, Akulinin und Remenyuk – also wieder nur je ein Verteidiger und defensiver Mittelfeldspieler im Ersatz, der Rest ausschließlich Offensivkräfte.
Das Spiel begann wie üblich mit Ballbesitz und Offensivspiel bei Karpaty. Die wohl aussichtsreichste Chance hatte Hutsulyak nach 10 Minuten, als er auf seiner linken Seite steil geschickt wurde und nach innen zog, wobei aber nichts heraus kam. Wie eigentlich immer in der letzten Zeit drehte sich das Spiel weitgehend um Carrascal, der immer wieder im Mittelfeld gesucht wurde und der überall auf dem Platz zu finden war. Von Zirka war in den ersten 20 Minuten nicht viel zu sehen, was aber auch zu erwarten war, da sie meist auf Konter setzen, bei denen sie dann abar auch oft sehr effizient sind.
In der 23. Minute stand es 1:0 für Karpaty. Carrascal hatte sich an der rechten Außenlinie den Ball erkämpft und an Verbnyj abgespielt, dessen Flanke dann Hutsulyak aus 6 Metern per Kopf verwandelte. Eigentlich war das ein untypisches Tor für Karpaty, die ja zur Zeit lieber flach in den Strafraum hinein kombinieren, und genau solche Bälle haben auf der Bank sitzenden Hightower Akulinin über Wochen gefehlt, der ja eben eher ein Vollstrecker im Strafraum als ein Kombinationsspieler ist. Aber Hutsulyak ist ja auch nicht gerade kleinwüchsig und hat als gelernter Mittelstürmer ein gutes Kopfballspiel.
Nun war ja die logische Frage, wann es Elfmeter oder alternativ ein Kontertor für Zirka geben würde. Vorerst war von denen im gegnerischen Strafraum nicht viel yu sehen. Ab Minute 36 waren sie dann aber etwas häufiger zu Gast in der Karpaty-Hälfte und brachten sogar einige Schüsse auf das Tor von Shevchenko, wodurch sie für die erste Halbzeit sogar einen leichten statistischen Vorteil erreicht haben dürften. In der Nachspielzeit hätte Lobaj dann ganz gut vom Platz fliegen können, als er bei einem Freistoß vor dem gegnerischen Strafraum von seinem Gegenspieler geschubst wurde und sich mehr als reichlich revanchierte. Der Schiedsrichter beließ es aber bei Gelb für beide. So ging es mit 11 gegen 11, 1:0 und ohne irgendeinen Elfmeter in die Pause.
Die zweite Halbzeit begann ohne Wechsel und mit einigen Angriffsaktionen von Zirka, und nach 49 Minuten wurden deren Bemühungen auch von Erfolg gekrönt – eine von der rechten Grundlinie flach in den Fünfmeterraum gespielte Flanke, wo Bilonoh ungedeckt einschießen konnte. Das ist wieder ein gutes Beispiel für das Spiel beider Mannschaften – Karpaty machen zu wenig aus ihrem Ballbesitz, und Zirka ist spielerisch deutlich unterlegen, aber bei wenigen Chancen sehr effizient.
Dann wurde es turbulent. In der 54. Minute musste Lobaj mit gelbrot vom Platz, das war fast mit Ansage, nach seiner dummen Aktion in der ersten Halbzeit. 4 Minuten später stand es aber auch hier gleich, Hovhannisiyan bekam einem Foul ebenfalls die Ampel. Um die Dreierkette hinten wieder zu füllen, ging Erbes, und Lebedenko besetzte die Lücke links hinten. Das Spiel war jetzt viel ausgeglichener als noch in der ersten Halbzeit. Zirka übernahm häufiger die Initiative. Im Grunde brauchten beide Mannschaften dringend drei Punkte, um nach diesem Spiel nicht in der Relegationszone zu stehen. Für den neutralen Zuschauer war das gut, aber Karpaty-Fans hatten allen Grund, mit der magere Ausbeute der ersten Halbzeit zu hadern.
In der 65. Minute fiel dann die erneute Führung für Karpaty. Nach einem schönen Doppelpass mit Carrascal spielte Shved von der linken Strafraumecke scharf und flach in die Mitte, wo Myakushko aus 5 Metern vollstreckte – im Grunde ein durchaus ähnliches Tor wie der zwischenzeitige Ausgleich für Zirka zuvor. Das Tor brachte etwas mehr Sicherheit ins Spiel bei Karpaty, die nun wieder stärker das Spiel dominierten.
In der 75. Minute war dann auch für Tyupa Feierabend, der nach einem rüden Einsteigen gegen Myakushko völlig verdient die zweite Gelbe Karte gab, nun ging es also 10 gegen 9 weiter. Überhaupt wirkte die Abwehr bei Zirka zunehmend überfordert und und musste immer häufiger zu unfairen Mitteln gleichen, vor allem die Dribbelkünstler Carrascal und Myakushko bekamen so einiges ab.
In der 81. Minute kam Remenyuk für Myakushko, vermutlich, um durch dessen Tempo für etwas mehr Gefahr im Konterspiel zu sorgen. Zirka hatten sich zu diesem Zeitpunkt etwas gefangen und investierten wieder mehr ins Angriffspiel, um vielleicht doch noch den Ausgleich zu erreichen. In der 87. Minute ging Verbnyj vom Platz, für ihn kam Routinier Holodyuk, der sich gleich eine Minute später nach einem üblen Tackling eine gelbe Karte abholte. Es ging jetzt durchaus munter hin und her, und Karpaty waren jetzt das Team, das verstärkt auf Konter setzte. Sie hatten noch eine ganze Reihe Möglichkeiten, ihren Vorsprung zu erhöhen, es blieb aber letztlich beim 2:1.
Am Ende steht ein vollkommen verdienter 2:1-Sieg. Auch heute hätte der Sieg eigentlich höher ausfallen müssen, ein 3:1 wäre dem Spielverlauf wohl gerecht geworden, aber die Mannschaft schafft es nach wie vor zu wenig, aus ihrem Kombinationsspiel heraus überhaupt zu Torschüssen zu kommen, und bei denen mangelt es zudem immer noch an Killerinstinkt.
Das Spiel bei Karpaty dreht sich komplett um Carrascal. Zum Glück ist er gesund und formstark, aber ohne ihn dürften Spiele wie das heutige erheblich spannender verlaufen. Lobaj hat heute durch seine unsinnige Aktion in der ersten und dann den Platzverweis in der zweiten Hälfte die Krise in der Verteidigung noch verstärkt. Sandokhadze wird wohl noch eine Weile ausfallen, Lobaj ist gesperrt, so bleiben aktuell nur noch die Außenverteidiger Miroshnichenko, Fedetskyj und Lebedenko sowie Nesterov übrig.
Immerhin sind die Leistungen letzter Woche und von heute ansprechend gewesen, und wenn die Mannschaft es schafft, auch in den nächsten Spielen ähnlich aufzutreten, sollte der Abstieg eigentlich kein Thema sein. Andererseits ist die Logik der Abstiegsrunde auch die, dass die direkten Konkurrenten sich gegenseitig die Punkte abnehmen, so dass sich auch nach zwei Siegen die Tabellenposition schnell wieder ändern kann.