Stal’ – Karpaty: 0:1

Heute spielten Karpaty in der Abstiegsrunde auswärts gegen Stal’. Nachdem Zirka heute gegen Chornomorets gewonnen und in der Tabelle wieder an Karpaty vorbeigezogen waren, standen Karpaty vor dem Spiel wieder auf einem Relegationsplatz.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Karpaty begannen in der gleichen Besetzung wie letzte Woche, bis auf Nesterov, der den gelbrotgesperrten Lobaj ersetzte. Im Tor stand Shevchenko, davor stand die Dreierreihe aus Fedetskyj, Nesterov und Miroshnichenko, dann die Doppelsechs mit Verbnyj und Erbes, davor Di Franco, Carrascal und Hutsulyak und im Sturm Myakushko und Shved. Auf der Bank saßen neben Torwart Mysak wieder nur zwei defensive Feldspieler, Lebedenko und Holodyuk, der Rest offensiv: Akulinin, Sanchez und Vargas. Chachua ist zur Zeit nicht im ersten Kader, er hat, wie auch Pidkivka, gestern für die zweite Mannschaft gespielt.

Karpaty begannen gewohnt offensiv und setzten sich von Anfang an in der Hälfte des Gegners fest. In der fünften Minute hätte Myakushko beinahe die Führung erzielt, als er kurz vor dem Strafraum allein an den Ball kam, aber zu lange brauchte, um ihn zu kontrollieren, so dass noch ein gegnerischer Spieler intervenieren konnte. Stal’ versuchte sich hin und wieder mal in der Hälfte der Gäste und sorgte da durchaus auch für Probleme.

Ab Minute 25 wurde Stal’ etwas mutiger, und das Spiel schwappte hin und her. Die Führung für Karpaty erzielte dann Carrascal in der 36. Minute, als er einen von einem Verteidiger aus dem Strafraum gespielten Ball abfing, von links diagonal in den Strafraum eindrang, dabei noch elegant einen Gegenspieler umkurvte und sicher verwandelte. Mit 0:1 ging es in die Pause.

Nach der Pause begannen Karpaty ohne personelle Änderungen, und die zweite Hälfte begann, wie der größte Teil der ersten verlaufen war. Karpaty attackierten, hatten auch einige Schüsse aufs Tor, die aber oft zu harmlos waren, um für wirkliche Gefahr zu sorgen.

In der 62. Minute erzielte dann Myakushko nicht die Führung. Der Torwart war nicht in der Lage gewesen, den Ball festzuhalten, und er prallte zu einem Verteidiger, dem Myakushko den Ball aber abnahm und diesen dann mit aller Zeit der Welt über das Tor setzte. Nach 69 Minuten stand es immer noch 0:1. Shved bakam den Ball an der Strafraumgrenze vor die Füße und verfehlte bei freier Schussbahn und reichlich Zeit das Tor deutlich.

Kurz darauf gab es einen Doppelwechsel – für Shved und Di Franco kamen Holodyuk und Sanchez, also ein etwas defensiverer Ersatz im Mittelfeld und ein Tausch im Sturm. Karpaty wurden immer überlegener, und Stal’ konnte sich zunehmend nur noch mit Fouls retten. In der 76. Minute war es für den bereits gelbverwarnten Hrachov eines zu viel, und Karpaty hatten einen Mann mehr auf dem Platz.

Das Spiel sah nun mehr und mehr wie Eishockey aus, es gab eine ganze Reihe von Freistößen und Eckstößen. Stal’ war platt, es kam kaum noch ein Pass an. Dass immer noch kein weiteres Tor gefallen war, wirkte zunehmend lustig. In der 86. Minute bekam Myakushko am Rande des Fünfmeterraumes stehend den Ball von Carrascal direkt auf den Fuß geflankt und schaffte es, ihn neben das Tor zu setzen.

Es gab dann kurz vor Schluss doch noch die eine oder andere Offensivaktion von Stal’ – sie lagen ja nur ein Tor zurück, und da wäre doch ein Punkt durchaus erreichbar, oder? In der 88. Minute durfte sich Carrascal seinen Applaus abholen, für ihn kam der bolivianische Nationalstürmer Rodrigo Vargas zu seinem Debüt. Der wollte es auch gleich richtig wissen und sprintete einige Male ordentlich in den gegnerischen Strafraum, um Pässe des Gegners abzufangen. Er blieb bis zum Spielende ohne Ballkontakt.

Am Ende stand ein einerseits hochverdienter und andererseits viel zu knapper Sieg gegen einen schwachen Gegner. Dass bei diesem Spielverlauf nicht mindestens 4 Tore erzielt worden sind, ist fast schon eine Blamage. Gleichzeitig hat die Mannschaft selbst bei diesen schwachen Gegner defensiv wieder ziemlich gewackelt. Gegen eine Mannschaft aus der ersten Hälfte der geteilten Tabelle würde so etwas unweigerlich krachende Niederlagen bedeuten.

Man konnte heute wieder gut sehen, wie abhängig die Mannschaft von Carrascal ist. Er war überall auf dem Platz, kämpfte, dribbelte, brachte seine Mitspieler ins Spiel und schloss selber ab. Er ist der unumstrittene Kopf seiner Mannschaft und regelmäßig der beste Mann auf dem Platz. Bis zu seinem Verkauf, mit dem ja jeder fest rechnet, wird die Mannschaft noch einiges lernen müssen, um überlebensfähig zu sein. Er ist ja mit Kaufoption bis zum Saisonende geliehen, mit Glück könnte er also durchaus noch bis zur Winterpause in der nächsten Saison bleiben, aber er wird sicher gehen.

Shved und Myakushko, die in den letzten Wochen durchaus einige Male getroffen hatten, waren heute die Deppen des Tages. Beide hätten mindestens zweimal treffen müssen und vergaben eine Großchance nach der anderen. Der Rest des Mittelfelds – abgesehen von Carrascal – unterstützte die beiden ordentlich, Di Franco war gewohnt fleißig, und Hutsulyak sorgte mit seinem Tempo und körperlicher Präsenz für einige Gefahr.

Die Defensive bleibt ein Risikofaktor. Die Dreierkette ist ohne weitere Absicherung überfordert. Unter Dolub hatten ja Hutsulyak und Miroshnichenko auf den Flügeln vor der Dreierkette gespielt, was hinten für deutlich mehr Sicherheit gesorgt hatte. Das aktuell gespielte System mit der Doppelsechs als einzige Absicherung vor der Verteidigung ist sehr riskant – Di Franco und Hutsulyak können so weit aufgerückt nicht verhindern, dass doch immer mal wieder Bälle in deren Rücken geraten und dann der Weg bis zur Grundlinie praktisch frei ist.

Immerhin ist die Mannschaft jetzt wieder aus der Relegationszone herausgekommen und steht auf dem 9. Platz. Gegen die meisten Mannschaften der Abstiegsrunde sollten Leistungen wie heute und in den letzten Wochen reichen, so dass es eine gute Chance gibt, die Klasse zu halten. Sollte das gelingen, wird man nach der Sommerpause wieder gegen die Shakhtars, Dynamos und Vorsklas der Liga spielen, und dann wird angesichts des heute Gezeigten guter Rat teuer.