Olimpik – Karpaty: 0:2

Heute spielten Karpaty auswärts im Dynamo-Station in Kyiv gegen Olimpik Donetsk. Das letzte Spiel gegen diesen Gegner war zu hause krachend mit 0:3 verloren gegangen, es gab also einiges gutzumachen.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Im Spielsystem und der Aufstellung hatte sich seit dem Sieg gegen Zirka letzte Woche ein wenig geändert, für mich sah das aus wie ein 3:4:1:2 mit Shevchenko im Tor, einer Dreierreihe aus Fedetskyj, Nesterov, Miroshnichenko in der Verteidigung, davor Myakushko, Verbnyj, Erbes und Hutsulyak und Di Franco als hängende Spitze (oder Zehner, wie man’s nimmt) und Shved und Carrascal im Sturm, wobei Die Franco und Carrascal eigentlich ständig die Position tauschten. Mir scheint, als sollten die etwas defensiver agierenden Myakushko und Hutsulyak die zuvor doch arg wackelige Verteidigung stabilisieren. Die Bank war der der letzten Wochen ebenfalls ähnlich, aber an einigen Stellen verändert: Torwart Mysak, dann mit Lebedenko und dem offenbar schon einigermaßen genesenen Sandokhadze zwei Verteidiger, Holodyuk und mit Sanchez, Remenyuk und Akulinin drei Offensivkräfte. Lobaj und Vargas waren heute also nicht im Aufgebot.

Karpaty begannen nicht ganz so stürmisch wie in den letzten Spielen, was damit zu tun haben dürfte, dass der Gegner durchaus spielstark ist, auch wenn er üblicherweise eher auf Konter setzt. Karpaty hatten auch die ersten Chancen, an denen meist Carrascal beteiligt war. Nach 15 Minuten hatten die Gastgeber ihre erste Chance, und die war gleich richtig gefährlich, als aus einem Konter (wie auch sonst) heraus ein Stürmer aus 6 Metern frei zum Torschuss kam, aber an Shevchenko scheiterte.

So ging es dann mehr hin und her, und das war alles durchaus nicht langweilig. Das Spiel hatte auch einige Intensität, wobei Olimpik etwas robuster zu Werke ging, auch wenn nach 20 Minuten die erste gelbe Karte an Carrascal ging. Das ist in gewisser Hinsicht bemerkenswert, da Carrascal ja ein Edeltechniker ist, der das gar nicht nötig hätte, es zeigt aber auch, wie engagiert er bei der Sache ist und seinen Mitspielern signalisiert dagegenzuhalten.

Nach 22. Minuten gingen Karpaty in Führung. Verbnyj hatte den Ball an der Mittellinie erkämpft und nach vorn geschlagen, Carrascal, an der Strafraumlinie leicht rechts stehend ließ ihn von der Brust abtropfen, so dass er genau Shved auf den Fuß fiel, der damit in den Strafraum lief, noch einen Verteidiger ausspielte und dann seelenruhig einschoss – als ob er nicht noch eine Woche vorher eine Großchance nach der anderen kläglich vergeben hätte (aber die waren wohl zu einfach gewesen).

Es ging weiter mit gelben Karten. In der 28. Minute war der Empfänger Olimpiks Pasich für ein grobes Einsteigen gegen Carrascal und gleich anschließend Fedetskyj, der beim Kampf um den Ball sehr unglücklich in Torwart Kychak gerutscht war – definitiv unabsichtlich, aber sehr unvorsichtig und schmerzhaft. Es blieb auch danach robust, und es gab immer wieder Unterbrechungen nach Fouls, aber Fußball wurde auch gespielt – Karpaty mit mehr Offensivdruck, Olimpik mit Kontern.

Dann gab es in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, buchstäblich in den letzten Sekunden noch Elfmeter. Interessanterweise war dieser nicht gegen, sondern für Karpaty gepfiffen worden – der Grund war ein Foul an dem in den Strafraum stürmenden Carrascal, und der Pfiff war völlig berechtigt. Der von Shved getretene Strafstoß wurde aber vom sehr gut reagierenden Kychak abgewehrt. So ging es mit 0:1 in die Pause.

Die zweite Hälfte begann ohne Wechsel bei Karpaty. Olimpik gingen etwas aktiver zur Sache, schließlich hatten sie einen Rückstand aufzuholen. Das Spiel war auch weiterhin ziemlich hart und von Unterbrechungen geprägt. Obwohl Karpaty einen eher technischen Fußball spielen, waren sie auch kräftig dabei, und es gab in kurzer Abfolge einige Freistöße für Olimpik kurz vor dem Strafraum. Nesterov holte sich in der 55. Minute mit einem ziemlich planlosen Tackling im Halbfeld eine einigermaßen überflüssige gelbe Karte ab, somit führten Karpaty auch in dieser Disziplin.

Zunächst spielte sich das Spiel weitgehend in der Karpaty-Hälfte ab, und von Karpaty war vor dem gegnerischen Tor erst einmal noch nicht viel zu sehen gewesen, bis sie in der 58. Minute ihrerseits konterten. Carrascal bekam auf Höhe der aufgerückten Verteidigung den Ball zugespielt, vermied dabei gut eine Abseitsposition, lief noch ein wenig auf das Tor zu und vollendete mit einem wunderschönen Heber über den Torwart hinweg zum 0:2.

Olimpik wirkten nach dem Treffer ein wenig geschockt, und der Druck der Anfangsminuten ließ spürbar nach, während ihrerseits Karpaty wieder mehr in der gegnerischen Hälfte zu finden waren. Sie hatten auch einige schön herausgesielte Chancen, von denen eine ganze Reihe vom guten Olimpik-Torwart vereitelt wurden.

Nach 67 ging der ja bereits gelbbelastete Carrascal vom Platz, für ihn kam Sanchez, der vor zwei Wochen ja auch in der zweiten Hälfte gekommen war und einen starken Eindruck hinterlassen hatte. Der machte es auch gleich geschickt und ließ sich in Strafraumnähe foulen, so dass Myakushko zu einem seiner Freistöße Anlauf nehmen konnte, der zwar gut ausgeführt wurde, aber nichts einbrachte. Karpaty spielten jetzt lockerer auf, und das war gar nicht so hässlich. Shved brachte sich nach 72 Minuten an der Strafraumgrenze selbst in eine gute Schussposition und schloss mit einem sehenswerten Distanzschuss ab, den der Torwart ebenso sehenswert abwehrte.

Nach 75 Minuten kam der nächste “junge Wilde” – Andrij Remenyuk – für Myakushko, kurz darauf Holodyuk für Erbes. Karpaty fingen den Gegner jetzt meist in der Mitte ihrer Hälfte ab und spielten dann schnelle Gegenstöße nach vorn, wobei man die Sache jetzt nicht mehr so übermäßig ernst nahm, da waren doch einige Bälle für die Galerie zu beobachten. In der 89. Minute hätte Olimpik eigentlich verkürzen müssen, als Shevchenko mit einer Blitzreaktion einen Schuss aus etwa 9 Metern parierte. Fast im Gegenzug kam dann Verbnyj aus ähnlicher Entfernung zum Schuss, scheiterte aber an dem herausstürmenden Kychak. Es blieb beim hochverdienten 0:2 Auswärtssieg für Karpaty.

Durch den heutigen Dreier und auch die Resultate der anderen Mannschaften in der Abstiegsrunde konnten sich Karpaty nun ein wenig Abstand auf die Relegationsplätze verschaffen. Nach dem deutlichen Heim-0:3 im Hinspiel war ein vom Spielverlauf her so deutlicher Sieg nicht zu erwarten gewesen. Die Leistung gegen den bisherigen Tabellensiebten heute war eine deutliche Steigerung gegenüber den letzten Spielen, die zwar gewonnen wurden, aber durch defensive Unsicherheit und Ineffizienz vor dem Tor geprägt gewesen waren.

Die Mannschaft wirkte vorne effizienter – auch wenn dies kein Kantersieg war, sah man doch nicht so kläglich vergebene Chancen wie in den letzten Wochen. Hinten war endlich einmal nicht sofort Panik, wenn der Gegener in Strafraumnähe kam. Aus meiner Sicht spielt hier eine Rolle, dass Myakushko und Hutsulyak auf den Außenpositionen im Mittelfeld deutlich defensiver eingestellt waren und hinten stabilisierten, wodurch die Dreierkette innen etwas zusammenrücken und die Räume vor dem Tor besser besetzen konnte.

Shved zeigte sich nach seiner Chancentod-Vorstellung am letzten Wochenenede stark verbessert – sein Führungstreffer war sehenswert, und man hatte überhaupt den Eindurck, dass er wieder wusste, wo das Tor steht. Carrascal war natürlich wieder der beste Mann auf dem Platz. Über die letzten Wochen ist mir auch immer wieder Verbnyj aufgefallen, der nach der Rückkehr von seiner Leihe zu Rukh nun vollkommen zu recht Stammspieler ist: physisch präsent und resolut, dabei aber meist fair, sichere Pässe und auch gute Szenen in der Offensive. Erbes neben ihm ist ähnlich sicher, aber eher ein Bälleverteiler als ein Abräumer, der heute einige schöne Pässe gespielt hat, ohne jedoch dabei zu sehr aufzufallen. Die Dreierkette hinten war bis auf die Szene in der 89. Minute fast fehlerfrei, und Torwart Shevchenko hatte einen wirklich starken Tag.

Alles in allem war das ein Spiel, das Mut macht. Hoffen wir, dass das keine Ausnahme bleibt.