Karpaty – Oleksandriya: 1:2

Heute spielten Karpaty zu hause gegen Oleksandriya. Nach den Siegen in den vergangenen drei Spielen hat sich die Mannschaft ein kleines Punkte-Polster zu den Relegationsplätzen aufgebaut, und durch einen Sieg heute war ein Sprung auf den 8. oder gar 7. Tabellenplatz im Bereich des Möglichen.

111.jpg
Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Formation und Aufstellung waren nach der guten Leistung der letzten Woche weitgehende unverändert: ein 3:4:1:2 mit Shevchenko im Tor, eine Dreierkette aus Miroshnichenko, Nesterov und Lobaj, ein Vierermittelfeld aus Myakushko, Erbes, Verbnyj und Hutsulyak, dann Di Franco auf der Zehnerposition und davor Carrascal und Shved. Auf der Bank saßen ein paar neue Gesichter: wie gehabt Torwart Mysak und Verteidiger Lebedenko, dann im zentralen Mittelfeld Klyots und die Offensivspieler Remenyuk, Sanchez, Akulinin und Vargas. Kapitän Fedetskyj und Veteran Holodyuk waren aufgrund Gelbsperre aus dem letzte Spiel nicht dabei.

Es waren noch keine 4 Minuten gespielt, als Karpaty in Führung gingen. Innenverteidiger Nesterov nutzte eine unübersichtliche Situation vor dem Tor nach einem Eckball, um aus ca. 6 Metern Distanz einzuschießen. Das war natürlich ein Einstand nach Maß, und die Gäste standen sofort unter einem gewissen Druck, selber die Offensive zu suchen. Es entwickelte sich in den folgenden ein recht schnelles Spiel, in dem beide Mannschaften etwa gleich stark wirkten, dabei jedoch auf beiden Seiten auch keine Torszenen erspielen konnten. Karpaty wirkten dabei längst nicht so dominant, wie sie es in den vergangenen Wochen getan hatten.

Über den ersten Torschuss konnten wir uns dann erst wieder in der 21. Minute freuen, als Carrascal sich nach Pass vom Starken Hutsulyak mit einem kleinen Haken eine Lücke an der Strafraumgrenze erspielte, dessen Schuss aber keine Gefahr für den gegnerischen Torwart war. Nun wurde es noch etwas lebhafter, kurz danach tauchte Myakushko nach einem schönen Dribbling im Strafraum auf, verlor aber nach einer weiteren Drehung die Kontrolle über den Ball und konnte nicht abschließen. Im Anschluss begann Oleksandriya stärker zu werden und hatte seinerseits einige gute Möglichkeiten vor dem Karpaty-Tor, die aber nichts einbrachten. Die Karpaty-Abwehr wirkte zwar nicht so wackelig wie noch vor einigen Wochen, aber dennoch auch nicht ganz sattelfest. Nach 34 Minuten wurden die Bemühungen schließlich belohnt – Oleksandriya nutzte eine Überzahl im Karpaty-Strafraum, wo nur die drei Innenverteidiger vier Stürmern gegenüberstanden. So konnte in aller Ruhe ein Stürmer freigespielt werden und abschließen. Der Ausgleich war zu diesem Zeitpunkt absolut verdient.

Karpaty wirkten nach dem Ausgleich etwas verunsichert, und es sah einige Zeit lang mehr nach einer Führung für die Gäste als denn für die Hausherren aus. Es blieb aber mit dem insgesamt verdienten Unentschieden zur Pause.

Die zweite Halbzeit begann ohne personelle Änderungen bei Karpaty, die gleich begannen, auf die erneute Führung zu drängen. Myakushko konnte nach wenigen Minuten zu einem seiner gefürchteten Direktfreistöße anlaufen, der aber nichts einbrachte. Es war aber auch zu sehen, dass Oleksandriya gut vorbereitet in dieses Spiel gegangen war und nicht vorhatte, sich wie letzte Woche Olimpik einschnüren zu lassen. Und wie ein Flashback zu den Spielen vor der Siegesserie der letzten Wochen fiel nach 51 Minuten die Führung für die Gäste – nach einem Konter. Wieder wirkte die Karpaty-Verteidigung nicht souverän, zu weit aufgerückt und dann überlaufen, während das Mittelfeld sehr weit entfernt unterwegs war.

Es folgten energische Angriffe der Hausherren, die gleich im Anschluss zwei Chancen durch den sehr agilen Myakushko hatten, der immer wieder mit schnellen Dribblings in den Strafraum gelangte. Karpaty wirkten nun wieder richtig überlegen, und Oleksandriya konnte die Angriffe immer wieder nur mit Fouls stoppen. Nach 61 Minuten wurde ein sehr schön herausgespieltes Tor von Mariyan Shved wegen Abseits abgepfiffen, die Entscheidung schien aber korrekt.

Nach 62 Minuten kam der Bolivianer Rodrigo Vargas, ein schneller und dribbelstarker Offensivspieler, zu seinem ersten etwas längeren Einsatz, für ihn ging der defensive Mittelfeldspieler Christian Erbes vom Platz. Bei dem bekannt konterstarken Gegner und angesichts der noch 25 verbleibenden Minuten war das eine ziemlich gewagte Umstellung. In der 75. Minute wurde es noch offensiver – für Innenverteidiger Nesterov kam Stürmer Catriel Sanchez. Wie für diese Wechsel die Formation geändert wurde, konnte ich nicht erkennen.

Es ging jedenfalls offensiv weiter. Karpaty erhöhten den Druck und die Südamerikaner zeigten Kunststückchen, das alles offenbar in der Hoffnung, dass der Gegner den Ball gar nicht erst bekäme, um damit zu kontern. So richtig wollte das aber auch nicht gelingen, der Gegner kam doch immer wieder zu Gegenangriffen, immerhin aber, ohne die Verteidigung wieder völlig entblößt vorzufinden. Nach 84 Minuten kam dann Hightower Akulinin für Shved – es sollte nun also in den letzten Minuten wenigstens noch durch die Luft gelingen.

Das ging weiter und weiter so, aber es gab kein Durchkommen, dafür zunehmend Frust. Der manifestierte sich in der 88. Minute in einer vollkommen überflüssigen gelben Karte gegen Carrascal. Torwart Shevchenko war Dauergast im gegnerischen Strafraum, es gab noch Freistöße und Ecken, aber es blieb am Ende bei einer 1:2 Heimniederlage.

Dieses Spiel war natürlich ein Rückschlag und eine herbe Enttäuschung. Das heutige Spiel sah so ganz anders aus als noch das der letzten Woche, obwohl die jeweiligen Gegner vom Niveau und der Spielweise her einander durchaus ähnlich waren. Während Olimpik letzte Woche vergeblich vor allem durch Härte versuchten, das Kombinationsspiel zu stören, sahen wir heute bei Oleksandriya ein gutes Stellungsspiel und Ballsicherheit, was Karpaty das Kombinationsspiel entscheidend erschwerte. Man muss sagen, dass der Trainer seine Mannschaft hervorragend eingestellt hatte. Der Sieg war dennoch etwas glücklich – aufgrund der Spielanteile wäre eine Punkteteilung wohl verdient gewesen, aber hier wurde in jedem Fall schön gezeigt, wie man gegen Karpaty spielen muss.

Carrascal ist durch seine gelbe Karte heute nur noch eine weitere von einer Sperre entfernt. Da nur noch drei Spiele ausstehen, könnte das nächste Woche bei Chornomorets oder übernächste Woche bei Zirka passieren. Heute war er nicht so überragend wie in den letzten Spielen. Sowohl Hutsulyak als auch Myakushko waren in der Offensive sogar ein wenig auffälliger, allerdings stabilisierten sie heute nicht so effektiv wie noch letzte Woche die Dreierkette hinten, die ohne Kapitän Fedetskyj heute nicht immer sattelfest wirkte. Die eingewechselten Stürmer Vargas und Sanchez machten beide einen guten Eindruck, beide technisch stark und schnell, aber so richtig gut beobachten konnte man sie heute nicht, da das Spiel zum Zeitpunkt ihrer Einwechselungen nur noch ein einziges Anrennen war.

Vielleicht war es ganz gesund, heute ein wenig auf den Boden der Tatsachen gebracht worden zu sein. Die Leistung war größtenteils gut, aber der Gegner hatte die richtigen Antworten. Das ist die Hausaufgabe, mit der sich das Trainerteam nun wird beschäftigen müssen.