Karpaty – Oleksandriya: 0:2

Heute spielten Karpaty in ihrem ersten Spiel der neuen Saison zu hause gegen Oleksandriya. Das letzte Spiel gegen diesen Gegner war gegen Ende der vergangenen Rückrunde mit 1:2 verloren gegangen, was dazu beitrug, dass der Klassenerhalt nicht schon deutlich vor dem letzten Spieltag gesichert werden konnte. Besonders im Fokus stand heute natürlich die Defensive, wo mit 2 Torhütern und 3 Verteidigern der größte personelle Zuwachs zu Buche stand und die abgesehen davon in der letzten Saison oft der Schwachpunkt der Mannschaft gewesen war.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Das Spielsystem war heute formal ein 4:3:3 bzw. 4:4:2 mit Raute, welches aber, wenn Hutsulyak links aufrückte, fließend in das aus der letzten Saison bekannte 3:4:1:2 überging. Es stand Neuzugang Maxym Kuchynskyj im Tor, davor auf Miroshnichenko auf rechts, Fedetskyj und Lobaj zentral und Hutsulyak auf (sehr offensiv) links. Davor standen Verbnyj, Holodyuk, der den Vorzug vor Erbes bekam und Di Franco, davor Carrascal als echte Nummer 10, im Sturm Shved auf rechts und Myakushko links – somit also ein Linksfüßer auf rechts und ein Rechtsfüßer auf links, wodurch die beiden dribbelstarken Spieler von ihrer jeweiligen Seite gut den Abschluss suchen konnten. Diese Aufstellung könnte die Antwort auf die Frage geben, warum Chachua ohne Ersatz gehen durfte – heute wurde jedenfalls nicht mit Doppelsechs gespielt.

Auf der Bank saßen Herman Penkov, Lebedenko, Adi Mehremic, Oleh Borodaj, Erbes, Sanchez und Vargas.

Das Spiel begann recht munter mit Offensivaktionen von beiden Seiten. Am ehesten in die Nähe des Tores kam Oleksandriya, als Kuchynskyj aus dem Strafraum heraus musste und den Ball etwas hektisch-ungestüm ins Seitenaus schoss, was nicht unbedingt sicher wirkte. Oleksandriya kam auch in der 14. und 17. Minute zu Konterchancen, die jedoch beide nicht zu einem Abschluss aufs Tor führten.

Karpaty kamen zu ihrer ersten echten Torchance, als in der 26. Minute Shved einen sehr sehenswerten Distanzschuss abgab, den der Torwart von Oleksandrija ebenso sehenswert parierte, in der 30. Minute gab es noch einen Kopfball von Lobaj, der aber über das Tor hinweg ging. Diese Angriffe reflektierten eine langsam bessere Kontrolle, die Karpaty über das Spiel bekamen, während Oleksandrija seltener in die gegnerische Hälfte vordrangen.

Insgesamt war zu bemerken, dass Karpaty längst nicht so ungestüm angriffen wie noch in der letzten Saison, es war deutlich, dass die Spieler versuchten, Fehler zu vermeiden. Das ging ein wenig zu Lasten der Torchancen und auch der Attraktivität des Spiels. So endete die erste Hälfte 0:0.

Die zweite Hälfte begann mit einer Großchance für Oleksandriya, als Lobaj gerade noch rechts im Fünfmeterraum den Ball zur Ecke klären konnte, nachdem Kuchynskyj nicht so ganz sicher war, ob er herauskommen wollte oder nicht. Das war so eine Art Weckruf für die Hausherren, die gleich im Anschluss zu zwei sehenswerten Szenen vor dem gegnerischen Tor kamen, die aber vom Torwart ebenso sehenswert entschärft wurden. Karpaty hatten nun das Kommando und drückten auf den Führungstreffer, und das sah mitunter wie beim Powerplay im Eishockey aus. In der 50. Minute scheiterte auch Verbnyj mit eiem schönen Distanzschuss an Torwart Pankiv, der langsam richtig eingeschossen wurde.

Nach 62 Minuten wechselten Karpaty erstmals, für Rodrigo Vargas ging Shved, der nicht schlecht gespielt hatte, aber doch auch ein wenig unter seinen Möglichkeiten geblieben war. Zwei Minuten später kam Oleksandriya gefährlich in den Strafraum, und nachdem Lobaj etwas geschlafen hatte und so ein Oleksandrija-Stürmer kurz vor dem Fünfmeterraum an den Ball kam, aber wohl selber so überrascht war, dass er über das Tor hinweg schoss. Nur eine Minute später machten Fedetskyj und Lobaj gemeinsam das Zentrum auf, so dass ein Stürmer ungehindert auf Kuchynskyj zulaufen konnte, versuchte den Ball an ihm vorbeizulegen, wobei etwas die Präzision fehlte und Kuchynskyj den Ball irgendwie am Tor vorbei lenken konnte.

Nach 71 Minuten stand es dann 0:1. Nach einem Eckstoß gelang es nicht, den Ball aus dem Strafraum zu spielen, und ein Schuss von der Strafraumgrenze fand seinen Weg durch die darin versammelten Spieler beider Mannschaften ins rechte Eck. Direkt im Anschluss kam der zweite Wechsel – für Holodyuk kam Erbes im zentralen Mittelfeld – also ein positionsgetreuer Wechsel, durch den die Mannschaft nicht offensiver aufgestellt wurde. Ein solcher Wechsel kam dann aber nach 77 Minuten, als für Di Franco Sanchez kam.

Das nächste Tor erzielte aber wieder Oleksandriya in der 80. Minute. Kuchynskyj wehrte in seiner ersten wirklich starken Szene einen Schuss aus rund 7 Metern nach links ab, von wo aber der Ball wieder ins Zentrum gespielt und von da sicher abgeschlossen wurde. Damit war das Spiel faktisch entschieden, denn gegen die stark verteidigende und konternde Mannschaft von Oleksandriya waren zwei Tore Rückstand in 10 Minuten faktisch nicht aufzuholen. So war es dann auch, und am Ende stand ein für Oleksandriya etwas schmeichelhafter, aber aufgrund der guten Abwehrleistung vielleicht auch nicht ganz unverdienter Sieg in Lviv.

Es hat fast schon Tradition, dass Karpaty mit einer Niederlage in die Saison starten. Leider war die Vorstellung weit von dem entfernt, was der Mannschaft in der letzten Rückrunde das Überleben gesichert hatte.

Der Systemwechsel hat sich heute nicht bewährt. Es bringt wenig, von einer Dreier- auf eine Viererkette umzustellen, wenn der linke Verteidiger sowieso immer so weit aufgerückt ist, dass ein Innenverteidiger nach links ausweichen muss. Das soll kein Vorwurf an Hutsulyak sein, er ist einfach zu wertvoll, um die ganze Zeit hinten zu bleiben, und das Dilemma des Trainers ist hier auch überdeutlich, nur waren auch heute wieder zu viele Räume im Verteidigungszentrum offen, da Lobaj oft die linke Position besetzen musste. Hinzu kommt auch, dass Lobaj kein sehr großer Spieler ist, wodurch im Zentrum ein wenig die Lufthoheit fehlt, und schließlich, dass er sich heute auch einige Unaufmerksamkeiten leistete.

Kuchynskyj im Tor wirkte heute nicht wie ein gleichwertiger Ersatz für Oleksij Shevchenko. Er war zwar an den Toren schuldlos, aber er agierte dennoch oft unsicher und hatte bis auf seine Parade vor dem 0:2 keine wirklich überzeugenden Szenen. Man wird sehen müssen, ob er sich noch fängt oder wir bald Herman Penkov in der Startformation erleben werden.

Carrascal spielte heute weniger offensiv als in der letzten Saison. Da er heute keinen sehr starken Tag hatte, kann man noch nicht beurteilen, ob das eine gute Idee war. Generell hatte ihn in der letzten Saison ausgezeichnet, dass er der konstanteste Offensivspieler war, während sowohl Shved als auch Myakushko immer mal wieder Spiele hatten, wo sie ganz einfach nicht wussten, wo das Tor steht. Heute waren die beiden nicht schlecht, aber auch nicht wirklich stark. Einwechselspieler Rodrigo Vargas sorgte für einige Gefahr, blieb aber auch oft in der dichten Abwehrreihe hängen.