Heute spielten Karpaty ihr drittes Saisonspiel – erneut zu hause – gegen Olimpik. Nach je einer Niederlage und einem Sieg stand man mit nur drei Punkten auf einem durchaus schmeichelhaften vierten Platz. Im letzten Spiel gegen diesen Gegner war in der letzten Rückrunde nach einer der besten Saisonleistungen ein verdienter Sieg eingefahren worden. Bei den Gästen standen übrigens zwei alte Bekannte im Aufgebot: Pavlo Ksyonz der viele Jahre in Lviv gespielt hatte, sowie Evhen Zubejko, der nach einem kurzen und recht erfolgreichen Gastspiel von Sergio Navarro abgegeben worden war.

Bei der Aufstellung wurde wieder auf die bewährte 3:5:2-Formation vertraut, nachdem im ersten Saisonspiel das Experiment mit einem 4:3:3 gründlich schief gelaufen war. Im Tor stand wieder Kuchynskyj, davor die drei Innenverteidiger Miroshnichenko, Fedetskyj und Mehremic, davor ein Mittelfeld mit Mykushko, Verbnyj, Holodyuk, Di Franco und Lebedenko, davor die Doppelspitze mit Shved und Carrascal.
Auf der Ersatzbank warteten Torwart Penkov, Verteidiger Borodaj, Mittelfeldspieler Klyots und Hutsulyak sowie die Offensivspieler Méndez, Remenyuk und Vargas.
Das Spiel begann mit kräftigem Sommerregen, wie man ihn in Lviv kennt und “liebt”. Karpaty spielten dominant und “spanisch” mit Ballbesitz und flüssigem Passspiel, während Olimpik sich in die eigene Hälfte zurückzog und auf Kontergelegenheiten hoffte. Das wirkte schon früh zimelich gefährlich, da die Hausherren allein in den ersten 10 Minuten viermal im gegnerischen Strafraum auftauchten und beim Abschluss nur jeweils gerade noch ein Bein dazwischen kam. Diese Angriffe waren schön bis zum Ende gespielt worden, und es war eher Glück für Olimpik als Abschlussschwäche bei Karpaty zu verdanken, dass nicht schon ein Tor gefallen war.
Es dauerte eine Viertelstunde, dass überhaupt ein Ball auf das Tor von Kuchynskyj kam, der verlangte ihm dann allerdings auch eine sehenswerte Parade ab. Ansonsten dominierten aber die Hausherren, freilich ohne hinten völlig aufzumachen.
Nach 31 Minuten fiel der mehr als überfällige Führungstreffer. Lebedenko bekam im Mittelfeld den Ball und lief damit die linke Außenlinie entlang bis etwa an die Strafraumgrenze, von wo er den Ball diagonal in den Strafraum flankte, wo Di Franco, der nun wirklich nicht gerade ein Riese ist, den Ball in aller Ruhe einköpfen konnte. Das war so etwas wie ein Startschuss. Nur vier Minuten später stürmte Maryan Shved aus der eigenen Hälfte die rechte Außenlinie entlang wiederum bis an die Strafraumgrenze, aber anstatt zu flanken, zog er ein wenig nach innen und schoss dann mit links unhaltbar ins linke Dreieck. Die Führung war auch in dieser Höhe zu diesem Zeitpunkt hochverdient. Karpaty waren in allen Belangen die bessere Mannschaft.
Nun wurde Olimpik etwas aktiver, und es wurde auch gleich gefährlich. Nach 38 Minuten kam eine Flanke von rechts in den Fünfmeterraum durch, und den Kopfball nach rechts unten hatte wohl jeder im Stadion schon im Tor gesehen, aber Kuchynskyj schaffte es mit einem unglaublichen Reflex irgendwie doch noch, den Ball mit dem Fuß am Tor vorbei zu lenken. Das war eine richtige Großtat. Nun ging es etwas mehr hin und her. Olimpik tauchte nun immer häufiger in der Hälfte der Gastgeber auf, und jene hatten jetzt natürlich mehr Platz für Konter, so dass das Spiel immer attraktiver wurde und es reichlich Torszenen auf beiden Seiten gab. Es ging mit einem mehr als verdienten 2:0 in die Pause.
Die zweite Hälfte begann ohne Änderungen bei Karpaty und in etwas gemächlicherem Tempo. Die besseren Chancen hatten aber weiter die Gastgebern, die nach wie vor dominant spielten und mehr Ballbesitz hatten. Olimpik versuchte ins Spiel zu kommen, war aber technisch klar unterlegen. Dennoch fiel nach 58 Minuten recht überraschend der Anschlusstreffer durch einen sehenswerter Kopfball nach einem Freistoß von rechts. Das tat dem Spiel zumindest aus der Sicht des neutralen Betrachters gut – Olimpik war zurück im im Spiel, und Karpaty mussten wieder aktiver werden. Direkt im Anschluss an das Gegentor gab es mit Rodrigo Vargas für Holodyuk auch gleich einen Offensivwechsel.
Nach 72 Minuten kam Hutsulyak für Shved, was etwas überraschend war, weil Shved bis dahin ein sehr starkes Spiel gezeigt hatte. Hutsulyak übernahm auch dessen Position, spielte also anders als in den letzten Monaten im Sturm. Er holte auch gleich einen Freistoß rechts vom Strafraum heraus, der allerdings nichts einbrachte. Nach 76 Minuten kam für Di Franco Borodaj. Das war ein Defensiv- für einen Offensivmann, so dass jetzt die taktische Aufstellung vor der Auswechselung von Holodyuk wieder hergestellt war. Borodaj holte sich dann auch gleich eine gelbe Karte für ein taktisches Foul, nachdem seine Mannschaft kurz davor noch eine weitere Großchance gehabt hatte.
Langsam wirkte der Umgang mit den Konterchancen bei Karpaty doch etwas fahrlässig. Olimpik wirkte nun deutlich gefährlicher und schien durchaus in der Lage, noch ein Tor zu erzielen, so dass ein erneuter Zweitorevorsprung hier einige Sicherheit gebracht hätte. Aber so ging es weiter mit einem mittlerweile völlig offenen Spiel. Nach 85 Minuten war es dann passiert. Dem Ausgleich ging ein schöner Spielzug voraus, ein flach fast von der Grundlinie in den Fünfmeterraum gespielter Ball, durchgelassen vom ersten und eingeschoben vom zweiten. Nun hatten wir ein ganz anderes Spiel – nach 0:2 spielte Olimpik auf Sieg, und die Karpaty-Abwehr war am Wackeln. Karpaty hatten nach wie vor ihre Chancen durch Konter, aber das fühlte sich nun ganz anders an, und die Sicherheit des fast gesamten Spiels davor war weg.
Es blieb beim 2:2, was für Karpaty richtig bitter war. Die Mannschaft hatte über weite Strecken ein richtig starkes Spiel gezeigt, war aber nicht in der Lage gewesen, diese Überlegenheit auch in einen entsprechend großen Vorsprung umzusetzen. Olimpik ist mit Glück ins Spiel zurück gekommen, hat daraus eine neue Sicherheit gewonnen und dann zumindest aus der Spielphase heraus verdient den Ausgleich erzielt.
Karpaty sind in der Abwehr immer noch nicht richtig stabil, vor allem, wenn über die Außenpositionen angegriffen wird. Das erste Gegentor war eine Standardsituation, bei der eigentlich die Verteidigung im Fünfmeterraum die Lufthoheit hätte haben müssen, und diese Art von Gegentoren haben wir auch in der Vergangenheit schon gesehen. Das Ausgleichstor war zugegebenermaßen klasse herausgespielt und schwer zu verteidigen, zumindest, nachdem der spätere Flankengeber auf der rechten Abwehrseite durch war – hier zeigte sich aber auch ein wenig wieder das Risiko der Dreierkette, wo nach Überwinden der Außensicherung neben dem Strafraum reichlich Platz ist.
Der stärkste Spieler bei Karpaty war heute Maryan Shved, der mit seinem Tempo und auch seinem sehr schönen 2:0 ständig Gefahr ausstrahlte. Carrascal ging ein wenig unter und war nicht so effektiv, wie wir ihn noch aus der letzten Saison erinnern. Lebedenko war ähnlich stark wie letzte Woche, was man auch an seiner Flanke zum 1:0 statistisch sehen konnten. Kuchynskyj hatte zunächst wenig zu tun, war dann aber, als er gefordert wurde, reaktionsschnell. An den beiden Toren war er machtlos.
Es bleiben gemischte Gefühle. Die Mannschaft hat heute richtig schönen Fußball gezeigt, sich dann aber mehr als unnötig um die Frucht ihrer Bemühungen gebracht. Die Abwehr ist zwar sicherer geworden, aber eben auch noch nicht sicher genug, und die Torausbeute war angesichts der Anzahl der Chancen am Ende zu gering, so dass starke letzte 20 Minuten von Olimpik reichten, um einen Punkt mit nach hause zu nehmen. Karpaty finden sich aktuell erst einmal im Mittelfeld wieder.