Karpaty – Zoriya: 0:1

Heute spielten Karpaty ihr viertes Heimspiel in Folge, dieses Mal ging es gegen Zoriya. Zoriya steht ja aktuell noch in der Qualifikation zur Gruppenphase der Europa League und hatte in der vergangenen Woche zu hause 1:1 gegen Braga gespielt. In der UPL sind beide Mannschaften punktgleiche Tabellennachbarn.

111.jpg
Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Karpaty traten mit einer Variation der Formation der letzten beiden Spieltage an, ein 3:4:1:2, mit Kuchynskyj im Tor, Miroshnichenko, Fedetskyj und Mehmeric als Dreierkette, davor Myakushko, Verbnyj, Di Franco und Lebedenko, dann Hutsulyak auf der Zehnerposition und der Doppelspitze aus Shved und Carrascal.

Auf der Bank saßen Torwart Penkov, Verteidiger Borodaj, Mittelfeldspieler Erbes und Holodyuk sowie die Offensivkräfte Vargas, Mendes und U17-Spieler Danilo Sikan, der als Megatalent gilt und zum ersten Mal im Kader der ersten Mannschaft stand.

Das Spiel begann sehr ausgeglichen und mit Offensivaktionen beider Seiten. Zoriya war ganz offensichtlich bemüht, durch aggressives Spiel das typische Offensivspiel der Hausherren im Ansatz zu verhindern, und jene wirkten darüber irritiert. So ging es schön hin und her, wobei es aber auch physisch ziemlich zur Sache ging. Das war alles ganz nett anzusehen, eine wirkliche Torchance war aber nicht dabei – bis nach 12 Minuten Myakushko einen seiner gefürchteten Distanz-Freistöße losließ, der beinah aus einer Entfernung von knapp 30 Metern den Führungstreffer erzielt hätte, das Tor aber knapp verfehlte.

Eine Großchance von Zoriya ließ nun auch nicht mehr lange auf sich warten – nach 16 Minuten rollte der Ball, nachdem der herausstürmende Kuchynskyj getunnelt worden war, auf das leere Tor zu, und Artem Fedetskyj legte einen ordentlichen Sprint hin, um den Ball noch gerade vor der Linie wegzuschlagen. Nun wurde es richtig turbulent. Praktisch im Gegenzug bekam Shved den Ball auf etwa 11 Meter vor dem Tor auf den Fuß, konnte ihn aber nicht am Torwart vorbei spielen. Jetzt war es ein richtiges Fußballspiel. Kuchynskyj durfte sich gleich anschließend beweisen und einen scharf, aber nicht sehr platziert gesetzten Schuss parieren. Es begann eine Druckphase von Zoriya, die auch in den folgenden Minuten einige Torchancen hatten, und Kuchynskyj bekam nun richtig zu tun.

Nach einer halben Stunde stand es immer noch 0:0, und Kuchynskyj, der nun richtig warmgeschossen war, war der beste Mann auf dem Platz. Karpaty kamen kaum aus ihrer Hälfte heraus (was aber immerhin den Vorteil hatte, dass sie hinten einigermaßen die Räume dicht bekamen und ordentlich verteidigten – wobei aber dennoch so einiges aufs Tor durchkam. Erst in den letzten 10 Minuten der ersten Halbzeit gelang es den Hausherren, sich durch einige durchaus aussichtsreiche Konter etwas Luft zu verschaffen. Es ging mit einem für Karpaty eher schmeichelhaften 0:0 in die Pause.

Die zweite Halbzeit begann ohne Wechsel bei Karpaty und gleich mit einem Knaller, als Miroshnichenko von der rechten Strafraumecke abzog und mit seinem diagonalen Flachschuss wiederum nur knapp das Ziel verfehlte. Zoriya blieb zwar gefährlich, aber Karpaty erspielten sich nun mehr Gelegenheiten vor dem gegnerischen Tor. Nach 58 Minuten ging Jorge Carrascal, der eine durchwachsene Partie erlebt hatte, und für ihn kam Rodrigo Vargas. Am Spiel änderte sich dabei wenig. Karpaty spielten weiter etwas offensiver, während Zoriya zwar in Gegenstößen gefährlich blieb, aber selber weniger Druck ausübte.

Nach 76 Minuten fiel dann das 0:1 – die Außenspieler im Mittelfeld waren aufgerückt, und so war nach dem “üblichen Muster”, das schon die meisten Gegentore in der letzten Zeit ermöglicht hatte, ein großes Loch, wo die rechte Außenverteidigung hätte sein sollen, so dass nach einem schnellen Konter über rechts und einem flach in die Mitte gespielten Ball der Stürmer in der Mitte keine Mühe hatte, den Ball im Tor unterzubringen.

Als Reaktion darauf kam Neuzugang Kevin Mendez für Di Franco und drei Minuten später noch Danilo Sikan für Myakushko. Karpaty hatten nun alles auf dem Platz, was (hoffentlich) vorne etwas bewirken könnte. Das reichte allerdings nicht mehr. Es blieb bei der halb unglücklichen und halb verdienten 0:1 Heimniederlage.

Dies war das erste Spiel gegen eine Mannschaft der Top-4. Diese Einstufung mag etwas willkürlich wirken, sie basiert allein auf der subjektiven Beurteilung der Spielstärke. Zoriya hat das Spiel über weite Strecken dominiert, und am Ende profitierten sie von der unvorsichtigen Spielweise der Gastgeber, die ihnen auf diese Art ein einfaches Kontertor erlaubten. Das macht den Verlust zweier Punkte letzte Woche gegen Olimpik besonders schmerzhaft.

Wir können es jede Woche wiederholen: die Abwehr ist, wenn die Außenspieler Myakushko und Lebedenko aufgerückt sind, auf den Außenpositionen offen, so dass ein schneller Konter auf einer der Außenpositionen bis zur Grundlinie gespielt und von da in den Strafraum geflankt werden kann, wo die Dreierkette zu weit auseinander gezogen ist. Auf diese Art sind nun schon einige Gegentore in dieser Saison gefallen, und das muss das Trainerteam auch so bemerkt haben. Ein Versuch, dem zu begegnen, war die Umstellung auf eine Viererkette, die am ersten Spieltag so gründlich schief gegangen war.

Wir sahen heute zwei Premieren – Kevin Mendez und Danilo Sikan, die aber beide erst nach dem Rückstand auf den Platz kamen und nichts mehr bewirken konnten. Ein Urteil über deren Leistungen ist aufgrund der kurzen Zeit, die sie auf dem Platz standen, nicht möglich.

Mann des Tages war heute zweifellos Torwart Kuchynskyj, und auch Artem Fedetskyj gebührt ein besonderes Lob für einige Großtaten. Im Offensivspiel war Shved heute der Auffälligste, und auch Myakushko hatte mit seinem Distanzfreistoß eine bemerkenswerte Szene.

Karpaty müssen nun nächste Woche im ersten Auswärtsspiel bei Desna unbedingt punkten, um sich nicht gleich wieder im Abstiegskampf wiederzufinden. Die Aufgabe sollte eigentlich zu schaffen sein, aber egal gegen welchen Gegner – das Trainerteam wird sich mit der Frage nach der Balance zwischen Angriffsspiel und notwendiger sicherere Defensive befassen müssen.