Heute spielten Karpaty zu hause gegen den Tabellenletzten, Arsenal, ihr zweites Spiel unter dem neuen Trainer, José Morais.
Bei Formation und Aufstellung war heute eine Änderung zu sehen, es wurde ein 4:3:3 gespielt mit Kuchynskyj im Tor, davor einer Viererkette aus Miroshnichenko, Kovtun, Mehremi, und Lebedenko, einem Mittelfeld aus Erbes, Di Franco und Holodyuk und davor Shved, Carrascal und Myakushko im Sturm. Kapitän Artem Fedetskyj fehlte, vermutlich, weil in dieser Woche sein Vater gestorben war.

Auf der Bank saßen Torwart Penkov, Verteidiger Borodaj, Mittelfeldspieler Klyots, Verbnyj, Hutsulyak und Mendez sowie Angreifer Vargas.
Das Spiel begann mit mehr Ballbesitz bei Karpaty, wobei es auf beiden Seiten keine wirklichen Torchancen gab. Die Hausherren waren um Kontrolle bemüht, und Arsenal verfügte über nur begrenzte Mittel. Gefährlich wurde es zum ersten Mal, als bei einem Konter Miroshnichenko seinen Gegner kurz vor der rechten Strafraumseite unfair vom Ball trennte und dafür verdient gelb sah. Der darauf folgende direkte Freistoß konnte von Kuchynskyj pariert werden. Einen weiteren Strafstoß aus aussichtsreicher Position erhielt Arsenal gleich drei Minuten später, nach 27 Minuten, 17 Meter vor dem Tor, nachdem Erbes eigentlich ganz unnötig von hinten versucht hatte, an den Ball zu kommen und dabei den Gegenspieler traf. Die Position war noch weit besser als zuvor, und dieses Mal flog ein vollkommen unhaltbarer Freistoß von Orikhowskyj über die Mauer hinweg ins Tor. Das 0:1 war völlig überraschend, hatte doch Arsenal bisher keinen einzigen Spielzug zuende gespielt.
Karpaty erhöhten nun etwas den Druck. Das Tempo war dabei eher etwas geringer als das in den bisherigen Sielen üblich war, und es kamen auch weiter keine richtigen Torchancen zustande. Hoffnung kam in der 35. Minute auf, als Myakushko zu einem seiner gefürchteten Freistöße aus rund 20 Metern Distanz ansetzte, der Ball konnte allerdings von einem Abwehrspieler abgelenkt werden.
Und plötzlich stand es 0:2. Shved hatte auf der rechten Seite in der Mitte der eigenen Hälfte den Ball vertändelt, hinten war reichlich Platz, und Hryn’ schob ins linke Eck ein. Das war ja schon fast ein deja vu – wieder stand es kurz vor der Halbzeit 0:2 gegen ein eigentlich deutlich schwächeres Team, wobei bisher die Leistung der Mannschaft anders als letzte Woche im Offensivspiel wenig zwingend war. Es gab noch eine Chance direkt vor dem Pausenpfiff, die aber nichts einbrachte, und mit einem tiefen Schock ging es in die Halbzeit.
Die zweite Halbzeit begann bei Karpaty mit einem offensiven Wechsel: für Holodyuk kam Rodrigo Vargas, der in die Sturmspitze rückte, während Carrascal die Zehnerposition besetzte. Es ging auch gleich etwas schwungvoller zur Sache als noch in der ersten Hälfte. Gleich nach 5 Minuten nach der Pause hatten Karpaty ihre Chance für den Anschlusstreffer – Shved war im Strafraum gefoult worden, und Carrascal trat zum Elfmeter an – der das Dreieck traf und nichts ins Tor ging. Das 1:2 fiel dafür 5 Minuten später: Christian Erbes bekam an der Strafraumgrenze den Ball hinter die Abwehr gespielt und legte ihn technisch sehr sehenswert am Torwart vorbei ins Tor. Nun waren noch 35 Minuten Zeit, um aus diesem Spielstand doch noch etwas Zählbares zu machen.
Die nächste Chance hatte aber Arsenal mit einem weiteren Freistoß, bei dem Kuchynskyj die Gelegenheit zu einer schönen Parade bekam – er hatte in der ersten Halbzeit drei Bälle aufs Tor bekommen, wovon zwei im Netz waren, ohne dass er daran schuld gewesen wäre. Karpaty machten jetzt deutlich mehr Druck. Nach 63 Minuten hatte Vargas eine gute Chance, als Carrascal sich rechts durchgespielt und dann in die Mitte gepasst hatte, doch der Schuss war zu unplatziert und landete direkt in den Armen des Torhüters. Gleich anschließend konnten wir ein beeindruckendes Dribbling von Lebedenko an der Strafraumgrenze bewundern, der am Ende aber auf dem offenbar etwas glitschigen Untergrund ausrutschte und nicht abschließen konnte.
Nach 74 Minuten gab es einen weiteren Wechsel: Hutsulyak kam für Myakushko. Karpaty rannten zu diesem Zeitpunkt an und schnürten Arsenal um ihren Strafraum herum ein, wo sich fast wie beim Handball eine dichte Verteidigungsreihe gebildet hatte – das ging natürlich reichlich eng zu, und die Techniker bei Karpaty, etwa Carrascal, Shved und Lebedenko, versuchten sich häufig mit Dribblings in Abschlussposition zu bringen. Nach 81 Minuten kam dann der letzte Wechsel – Kevin Mendez kam für Torschütze Erbes. Gleichzeitig wurde dann noch Piris vom Platz gestellt, ohne dass so ganz klar war wofür. So verstrichen die wertvollen Minuten, und immer noch stand es 1:2 zu hause gegen den (noch-) Tabellenletzten, der natürlich konsequent versuchte, zu verlangsamen, was zu verlangsamen ging.
Die Spieler wirkten zunehmend verzweifelt. Alles, was sie versuchten, blieb in den vielen Beinen im Arsenal-Strafraum hängen. Ständige, sich hinziehende Verletzungspausen ließen einen Spielfluss auch nicht erst aufkommen. So blieb es bei der 1:2 Heimniederlage.
Die heutige Niederlage war – genau wie der Punktverlust letzte Woche – völlig unnötig und stellte den Spielverlauf auf den Kopf. Arsenal hatte über das gesamte Spiel kaum mehr als 4 Chancen, wovon zwei verwandelt wurden. Karpaty konnten sich danach gegen die sehr dicht stehende Abwehr kaum durchsetzen, hatten aber – nicht zuletzt durch den vergebenen Strafstoß – ausreichend Chancen, um das Spiel für sich zu entscheiden. Von einer positiven Veränderung unter dem neuen Trainer ist somit vorerst nichts zu bemerken.
Das 4:3:3 Spielsystem war ja auch schon unter Boychyshyn im ersten Saisonspiel ausprobiert worden und war da spektakulär gescheitert. Das war heute nicht so schlimm, aber die Mannschaft wirkte dennoch taktisch etwas unsicher, vor allem in der ersten Hälfte. Was die Besetzung des Mittelfelds durch zwei (eher langsame) “Sechser” und dem offensiven Di Franco sollte, ist im Spielverlauf nicht deutlich geworden. Und das etwas “dünnere” Mittelfeld wirkte sich nicht unbedingt positiv auf den Spielfluss aus.
Was die Leistung einzelner Spieler betrifft, sind Mehremic und Lebedenko hervorzuheben. Andere, wie Shved, Myakushko und Carrascal, arbeiteten fleißig, konnten aber nicht glänzen. Rodrigo Vargas als Sturmspitze war eine Enttäuschung – er war wie immer fleißig, doch erneut im Abschluss einfach zu schwach.
Wie es nach dieser Niederlage weiter gehen soll, ist nicht ganz klar. Die “einfachen” Gegner sind fast alle schon gespielt worden, und gegen Shakhtar oder Dynamo sind kaum Punktgewinne zu erwarten. Die Tendenz zeigt weiter nach unten.