Karpaty – Vorskla: 0:1

Heute ging es nach der Länderspielpause in der Liga mit einem Heimspiel gegen Vorskla weiter. Letztes Wochenende war die Mannschaft in Danzig zu einem Freundschaftsspiel angereist, welches 1:0 gewonnen wurde und bei dem die Neuzugänge Mykyta Shevchenko, William De Camargo sowie Cristian Ponde zum Einsatz gekommen waren. Während Shevchenko nicht viel zu tun hatte, hatten die beiden neuen Angreifer einige sehenswerte Szenen, u.a. den durch De Camargo herausgeholten Elfmeter, den Ponde souverän verwandelte.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Es wurde wieder das fast schon gewohnte 4:3:3 gespielt, allerdings gab es beim Personal eine Überraschung. Torwart Kuchynskyj, der in den letzten Wochen ausgesprochen stark gespielt hatte, musste Neuzugang Mykyta Shevchenko weichen. In der Viererkette spielten der nach dem Tod seines Vaters zurückgekehrte Fedetskyj, Kovtun, Borodaj und Lebedenko (Mehremic war nach seiner gelbroten Karte aus dem letzten Spiel heute gesperrt). Im Mittelfeld standen Erbes, Carrascal und Di Franco, im Angriff Shved, Neuzugang Ponde (der ja ein echter Mittelstürmer ist) und Myakushko.

Auf der Bank saßen Torwart Kuchynskyj, Verteidiger Miroshnichenko, Mittelfeldspieler Verbnyj und Holodyuk sowie die Angreifer Hutsulyak, Mendez und Neuzugang De Camargo.

Vorskla ist eine spielstarke Mannschaft, und das wurde gleich in den ersten Minuten des Spieles deutlich – ähnlich wie zuvor gegen Zorya hatte der Gegner etwas mehr Spielanteile, und Karpaty hatten Schwierigkeiten, ihren gewohnten Ballbesitzfußball zu spielen.

Die erste nennenswerte Chance im Spiel hatten Karpaty mit einem Freistoß aus etwa 17 Metern, den Myakushko ausführte, aber leicht über das Tor setzte. Das war die Einleitung zu ein paar schönen Ballstaffetten vor dem Tor der Gäste, das aber ebenso nichts einbrachte und dann einem munteren hin und her wich, das durchaus attraktiv anzuschauen war und bei dem beide Seiten ihre Möglichkeiten hatten. Das ging so für eine Weile weiter, allerdings zeichnete sich zum Ende der ersten halben Stunde langsam eine leichte Dominanz der Hausherren ab. Myakusho setzte nach 25 Minuten einen fulminanten Freistoß aus fast 30 Metern in die Mauer, was wohl richtig weh getan haben dürfte.

Ärgerlich war eine unnötige gelbe Karte für Carrascal, die er sich für ein kleines Intermezzo mit dem gegnerischen Torwart verdient hatte. Wenig später gab es auch noch eine für Kovtun, vorher war schon Di Franco verwarnt worden, so baute sich hier doch ein gewisses Bedrohungspotential auf, wobei auch zu sagen ist, dass der Schiedsrichter in dieser Phase plötzlich etwas kleinlich wirkte,nachdem er etwas früher noch nach einem brutalen Foul an Lebedenko durch Dalku nur gelb gezeigt hatte.

Nach 33 Minuten hätte Vorskla eigentlich in Führung gehen müssen, nachdem sie Kulach im Strafraum wunderschön freigespielt hatte, der den Ball aber unbedrängt über das Tor schoss. Danach änderte sich weiter wenig am bereits erwähnten hin und her, und es ging mit einem insgesamt zu dem Zeitpunkt leistungsgerechten torlosen Unentschieden in die Pause.

Nach der Pause kamen Karpaty mit zwei Spielerwechseln zurück – Maryan Shved, der nach der Länderspielpause (er hatte für die U21 gespielt) offenbar noch etwas erschöpft war, blieb in der Kabine, für ihn kam William De Camargo, und für Ponde kam Hutsulyak. Somit waren nun alle drei späten Neuzugänge zu einem Einsatz gekommen. Der neue Brasilianer führte sich gleich wieder gut ein mit einem schönen Sprint, der seiner Mannschaft immerhin eine Ecke einbrachte. Fünf Minuten in der zweiten Halbzeit hatten dann beide Mannschaften nacheinander eine hochkarätige Chance, in Führung zu gehen – Vorskla spielte seinen Angriff aber nicht richtig zuende, und praktisch im Gegenzug entwickelte sich eine sehenswerte Kombination, die in eine einige Zentimeter zu lang gespielten Pass in den Fünfmeterraum endete, so dass Ponde nicht an den Ball kam.

Karpaty waren nun am Drücker, und De Camargo sorgte mit seinem Tempo für einige Lücken in der Abwehr der Gäste. Vorskla kam dabei immer wieder zu seinen Chancen, die auch für einige Gefahr sorgten, allerdings wirkte die Abwehr bei Karpaty besser organisiert als zu Beginn der Saison, und auch fehlt Vorskla zur Zeit ein wenig die gnadenlose Effizienz der letzten Saison, was man auch an der derzeitigen Platzierung in der Tabelle sehen kann.

Nach rund 70 Minuten waren Karpaty eigentlich permanent im Angriff, und ein Führungstreffer lag in der Luft. Hutsulyak hatte einige gute Möglichkeiten, mit denen er aber nichts anfing. Es ging auch mitunter ziemlich hart zur Sache, und es gab noch einige weitere gelbe Karten. Vorskla verteidigte trotz des großen Drucks sehr geschickt, ohne sich wie noch vor drei Wochen Arsenal Kyiv einfach nur hinten hinein zu stellen. Es stellte sich aber bei der Anzahl der Chancen dennoch zunehmend die Frage, warum kein Treffer gelingen wollte.

Nach 84 Minuten kam Nazar Verbnyj für Erbes, der viel gelaufen war und erschöpft wirkte. Es wurde also am taktischen Konzept nichts geändert. Das Spiel war nun allerdings auch schon etwas abgeflacht, und man mochte nicht mehr glauben, dass doch noch ein Tor fallen könnte. Aber es fiel, und zwar für Vorskla. Ein schöner Volley perfekt flach ins rechte Eck, Shevchenko war durch die Abwehrspieler vor ihm die Sicht versperrt und hatte keine Chance, den Ball zu halten.

Nach der Euphorie vom Sieg bei Dynamo kehrte heute Ernüchterung ein. Vorskla ist ein unbequemer Gegner, der schwer zu schlagen ist, aber wenn man das gesamte Spiel betrachtet, wäre mindestens ein Punkt für Karpaty hier verdient gewesen. Ein wenig haben sie sich selber geschlagen, denn bei den vielen Chancen, die sie hatten, hätte etwas Zählbares herauskommen müssen. Es kam aber nicht, und so endete der Abend erneut mit einer unnötigen Heimniederlage.

Das Resultat stellte die eigentlich starke Leistung der Karpaty-Abwehr etwas auf den Kopf. Die Viererkette hatte über 90 Minuten hinweg gut gearbeitet und hätte eine weiße Weste verdient gehabt. Über die Leistung von Torwart Shevchenko kann man unmöglich etwas sagen, er war kaum gefordert und beim Gegentor machtlos.

Vorn hatten wir zur Halbzeit zwei Wechsel gesehen. Einer davon, De Camargo für Shved, brachte eine Menge frischen Wind ins Spiel, und der Neue ist eine deutliche Verstärkung der Mannschaft. Auf der Mittelstürmerposition kam Hutsulyak für Ponde, und das war im Rückblick keine guter Entscheidung. Ponde ist ein klassischer Mittelstürmer, zwar nicht sehr hochgewachsen, aber mit viel Energie im Strafraum. Hutsulyak hingegen fühlte sich in dieser Position sichtlich unwohl; trotz seiner Größe strahlte er nicht die physische Präsenz aus, die wir bei Ponde gesehen hatten.

Somit verläuft die Saison für Karpaty weiter durchwachsen, und die Mannschaft ist erneut unter ihren Möglichkeiten geblieben.