FK Lviv – Karpaty: 1:1

Heute spielten Karpaty “auswärts” in Lviv – beim FK. Nach der unglücklichen Heimniederlage gegen Vorskla am letzten Wochenende befand sich die Mannschaft schon wieder im Abstiegskampf, so dass ein Sieg Pflicht war.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Aufstellung und System waren gegenüber letzter Woche leicht umgestellt. Es war eine Art 4:5:1 mit Shevchenko im Tor, der Viererkette aus Fedetskyj, Kovtun, Borodaj und Mehremic, davor Myakushko, Erbes, Klyots, Di Franco und Shved im Mittelfeld und im Sturmzentrum Hutsulyak.

Auf der Bank saßen Torwart Kuchynskyj, Verteidiger Miroshnichenko, Mittelfeldspieler Holodyuk und Verbnyj sowie die Offensivspieler Mendez, Vargas und Ponde. Schlüsselspieler Jorge Carrascal fehlte aufgrund der vierten gelben Karte, die er sich letzte Woche gegen Vorskla zugezogen hatte.

In den Medien ist dieses Spiel gern als “Derby” bezeichnet worden. Hierzu ist allerdings zu sagen, dass sich allein aufgrund der Unterschiede in den Anhängerzahlen die traditionelle Rivalität zwischen beiden Clubs in Grenzen hält. Zudem war der FK Lviv auch nur durch eine Art Tausch mit Veres Rivne aus der dritten in die erste Liga katapultiert worden – der Oligarch machte es möglich. Beim FK stehen entsprechend auch eine ganze Reihe Spieler unter Vertrag, die in der letzten Saison noch – recht erfolgreich – für Veres gespielt hatten. Immerhin war das EM-Stadion “Arena Lviv” recht gut gefüllt, so dass einige Atmosphäre entstand.

Das Spiel begann ziemlich ausgeglichen mit zwei Mannschaften, die die Offensive suchten. FK Lviv erspielte sich dann in der Folgezeit ein Übergewicht an Chancen, während Karpaty sich mehr und mehr auf Konter verließen. Es fiel der Mannschaft sichtbar schwer, ein wenig Kontrolle zu erlangen und nach gewonnenen Zweikämpfen auch ein wenig im Ballbesitz zu bleiben. Nach einer halben Stunde wäre eine Führung für FK eigentlich verdient gewesen. Karpaty wirkten immer noch nervös und unkonzentriert. Immerhin war die Verteidigung bisher stabil. Carrascal, der in solchen Situationen gern die Initiative an sich reißt, fehlte an allen Ecken und Enden.

Die erste richtige Chance hatten Karpaty nach 36 Minuten, als nach einer Ecke der Ball aus dem Strafraum prallte und dann Klyots einen beeindruckenden Weitschuss aus gut 20 Metern auf das Tor brachte, den Bandura nur mit Mühe parieren konnte. Das war so eine Art Startschuss, denn danach wirkte Karpaty etwas sicherer und gelangten häufiger in den gegnerischen Strafraum. Kurz vor dem Pausenpfiff holte sich dann Fedetskyj noch eine Platzwunde am Kopf ab, nachdem er am Boden liegend vom bereits verwarnten Kalenchuk hart angegangen worden war, was man durchaus auch als Tätlichkeit hätte werten können, aber folgendlos blieb. Es ging torlos in die Pause.

Nach der Pause kam Fedetskyj mit dem klassischen Dieter-Hoeness-Gedächtnis-Turban auf den Platz, Wechsel gab es vorerst keine. Beide Mannschaften hatten gleich zu Beginn eine Chance, und es ging auch weiter von beiden Seiten hart zur Sache. FK war, wie auch zu Beginn des Spiels die stärkere Mannschaft, kam aber trotzdem nur selten zu Torschüssen. Nach 58 Minuten holte sich auch Fedetskyj nach einem ungestümen Tackling seine gelbe Karte. Der darauf folgende Freistoß war gefährlich und gab Torwart Shevchenko erstmals Gelegenheit, eine sehenswerte Parade zu zeigen.

Nach rund 60 Minuten hatten dann die Freunde der Pyrotechnik ihren Auftritt und versetzten das Spielfeld in einen dichten Nebel, so dass der Schiedsrichter das Spiel für 5 Minuten unterbrechen musste. Karpaty kamen danach besser wieder ins Spiel. Myakushko leitete von seiner linken Seite einen sehenswerten Angriff ein, der mit einem Schuss gerade außerhalb der linken Strafraumecke abgeschlossen und durch eine verunglückte Kopfballabwehr noch zusätzlich gefährlich wurde. Es folgte ein Konter, bei dem Augusto von Erbes verfolgt kunstvoll in den Strafraum hinein segelte, was aber völlig zu recht nicht zu einem Elfmeter führte.

Nach 73 Minuten fiel der Führungstreffer für Karpaty. Myakushko trat einen seiner gefürchteten Freistöße aus rund 30 Metern, der offenbar noch leicht von einem Verteidiger abgefälscht wurde und Bandura auf dem falschen Fuß erwischte. Das war eine Überraschung. Gleich im Anschluss ging Hutsulyak, der wenig auf die Reihe bekommen hatte, vom Platz, für ihn kam Neuzugang Ponde. Es folgte wieder ordentlich Nebel, wobei nicht so richtig klar war, ob der jetzt von den einen aus Freude oder den anderen aus Ärger produziert wurde. Das Spiel ging aber vorerst weiter, auch wenn man nicht mehr viel sehen konnte.

Die Freude über die Führung hatte aber nicht lange Bestand. Nach einem schnellen Gegenstoß über die linke Seite, während die Viererkette noch damit beschäftigt war, in der Rückwärtsbewegung ihre Positionen zu besetzten, bekam Duarte den Ball exakt in die Lücke gespielt und schloss direkt aus 7 Metern ab. Das war allein deshalb schon unnötig, weil es nach der Führung gar keinen Grund gab, so weit aufzurücken. So ging es wie gehabt weiter. Ähnlich wie in der ersten Halbzeit erspielten Sich Karpaty langsam wieder mehr Spielanteile und drängten FK in deren Hälfte zurück.

Nach 84 Minuten kam dann Mendez für Shved, drei Minuten später dann Vargas für Myakushko. Hier war offensichtlich frische Energie für die Schlussoffensive gefragt, denn mit einem Punkt konnte man angesichts der Tabellenposition kaum zufrieden sein. Aber zunächst hieß es, nicht noch in Rückstand zu geraten, denn es ging umgehend wieder in die falsche Richtung, und Shevchenko durfte eine weitere Parade zeigen. Gleich danach gab es noch eine Rettungstat mit letzter Kraft von Fedetskyj, der sich dabei leicht verletzte und seinen Turban verlor – kurz danach ging es aber zum Glück mit frischer Kopfbedeckung weiter.

In der 93. Minute hatten Karpaty noch einmal eine gute Chance auf die erneute Führung, als eine Flanke von Mendez auf der anderen Seite bei Vargas landete, der wiederum eine Flanke ins Sturmzentrum schlug, die aber Ponde knapp verpasste.

Es blieb beim insgesamt wohl leistungsgerechten 1:1, mit dem Karpaty die dringend nötige Luft nach unten verpasst haben. Durch die noch ausstehenden Spiele von Olimpik und Chornomorets dürfte der aktuelle 9. Tabellenplatz sich bis zum Ende des Spieltags noch verschlechtern.

Die Leistung heute war eher durchwachsen. Das lag sicher auch ein wenig am starken Gegner, aber es fehlte auch deutlich die Führung Carrascals, der, wenn es nicht läuft, gern das Spiel an sich reißt und auch mal hart einsteigt. Kloyts, der für ihn in die Mannschaft gekommen war, hat dabei aber durchaus ein gutes Spiel gemacht, nur ist er eben eher ein Sechser-Typ und kein Antreiber für die Offensive.

Mann des Tages war heute klar Serhij Myakushko, der ein Tor erzielte und durch seine immer wieder gefährlichen Flankenläufe für Gefahr sorgte. Torwart Shevchenko konnte heute erstmals etwas mehr zeigen, beim Tor war er machtlos. Der Gegentreffer ging auf die Kappe der Innenverteidigung Kovtun und Borodaj, die in der Rückwärtsbewegung zu lange brauchten, ihre Positionen zu besetzen, so dass die eine Lücke blieb, die Duarte dann nutzte.

Eine Enttäuschung war erneut Hutsulyak auf der Mittelstürmerposition. Das ist bemerkenswert, da er doch eigentlich ein gelernter Mittelstürmer ist, der in der letzten Saison erst ins Mittelfeld und zeitweise sogar die Verteidigung gewechselt war. Es ist zu vermuten, dass er heute den Vorzug vor Ponde erhalten hatte, weil die Mannschaft etwas defensiver aufgestellt war und er durch sein Tempo der bessere Konterspieler ist. Leider war von ihm nur wenig zu sehen – zu wenig Präsenz im Strafraum und keine Gelegenheiten im Konterspiel. Zu den drei Einwechselspielern Ponde, Mendez und Vargas ist ein Urteil nicht wirklich möglich, da sie einfach zu kurz auf dem Platz waren.

Nächste Woche geht es zu hause gegen Tabellenführer Shakhtar, und ernsthaft rechnet niemand mit einer Wiederholung des Wunders von Kyiv, so dass die Tendenz wohl weiter nach unten zeigt.