Heute spielten Karpaty auswärts bei Chornomorets’ das Duell der Relegationsplätze mit Chornomorets’ auf Platz 11 und Karpaty auf Platz 10. Keine der beiden Mannschaften konnte aufgrund des Abstands auf Platz 9 aus der Relegationszone herausspringen. Bei Karpaty wächst der Druck auf Trainer Morais spürbar an, nachdem es seit dem überraschenden Auswärtssieg bei Dynamo am 2. September keinen Dreier mehr gegeben hat.

Aufstellung und System waren gegenüber letzter Woche wieder geändert worden. Es gab dieses Mal ein 4:4:2 mit Shevchenko im Tor, einer Viererkette aus Miroshnichenko, Borodaj, Mehremic und Lebedenko, davor Shved, Erbes, Klyots und Carrascal und im Sturm Ponde und Hutsulyak.
Auf der Bank saßen Kuchynskyj, Kovtun, Verbnyj, Tolotschko, Myakushko, Mendez und der wiedergenesene Sanches. Kapitän Fedetskyj und Di Franco fehlten durch Gelbsperre.
Das Spiel begann für Karpaty nach Maß. Bereits nach 2 Minuten kamen sie über die rechte Seite gefährlich vor das Tor der Hausherren, und als Carrascal den ins Zentrum gespielten Ball von halblinks direkt abnahm, prallte er an die Hand von Grachov, und es gab vollkommen zu recht Elfmeter, den Shved mit etwas Mühe verwandelte.
Der Rest der ersten Halbzeit verlief weitgehend ohne große Ereignisse. Die Spielanteile waren in etwa verteilt. Das war im Grunde ziemlich arm an Torszenen, bis auf einen verunglückten Querpass von Miroshnichenko an den Torwart, der aber so ungenau war, dass er vor jenem die Fünfmeterraumgrenze entlang in die linke Strafraumhälfte rollte, wo ihn ein Chornomorets’-Spieler ihn gerade noch erwischte, sein Schuss aber von Mehremic gerade noch von der Linie geschlagen werden konnte. Eine weitere Chance hatte noch Carrascal, der sich mal wieder mit einem Dribbling im Strafraum freigespielt hatte, das Tor aber verfehlte. So blieb es aber bei der insgesamt dennoch verdienten Eintorführung für Karpaty zur Pause.

Die zweite Hälfte begann gleich wie die erste. Einen von Shved getretenen Freistoß in der 47. Minute konnte Torwart Litowchenko noch abwehren, den abprallenden Ball staubte dann aber Ponde unhaltbar zu seinen ersten Pflichtspieltor ab. Karpaty waren nun klar die tonangebende Mannschaft und spielte die zweite Hälfte souverän herunter, ohne Chornomorets’ noch Chancen zu erlauben.
In der 64. Minute kam Myakushko für Ponde, in der 73. Verbnyj für Carrascal und in der 81. Minute Mendez für Shved. Makushko erhöhte dann in der 79. Minute nach einen Konter durch einen schönen Heber über den Torwart hinweg zu 0:3. Der Pass war kurz vor dem eigenen Fünfmeterraum von Mehremic geschlagen worden und landete dirent im Rücken der aufgerückten Chornomorets’-Abwehr, wo Myakushko ihn aufnahm und nicht mehr aufzuhalten war – wirklich sehenswert.
Es folgte eine kleine Einlage der Freunde des Feuerwerkes, dieses Mal ausnahmsweise nicht die Fans von Karpaty, sondern die der Hausherren, die ihre Unzufriedenheit lautstark kundtaten und Feuerwerkskörper auf den Platz warfen, so dass das Spiel kurz unterbrochen werden musste.
Es gab aber noch mehr – erneut war es Myakushko – dieses Mal kam der Pass in der 94. Minute von Erbes aus dem Mittelfeld und senkte sich wieder hinter die Abwehr, von wo Myakushko ihn flach ins rechte Eck steckte.
Den Schlusspunkt setzte Hutsulyak. Wieder war es ein Konter, der durch einen weiten und genauen Pass von Mehremic eingeleitet worden war, der sogar über den Torwart hinweg ging, so dass Hutsulyak an ihm vorbei stürmend den Ball ins leere Tor schießen konnte.
Dies war natürlich ein Befreiungsschlag. Man darf allerdings dabei nicht übersehen, dass Chornomorets’ neben Arsenal eine der beiden schwächsten Teams der Liga sind und als erste Kandidaten auf den Abstieg gehandelt werden, während Karpaty trotz ihrer schlechten Tabellenposition eigentlich den Anspruch haben, unter den ersten 6 zu landen.
Die Aufstellung heute war natürlich nicht zuletzt aufgrund des als schwächer eingeschätzten Gegners ziemlich offensiv: zwei echte Spitzen und dahinter zwei offensive Mittelfeldspieler auf den Flügeln war schon verglichen mit dem 4:2:3:1 der letzten Wochen mehr Schusskraft vorn zulasten des Mittelfelds.
Heute ist das voll und ganz aufgegangen, und es ist eigentlich auch eine konsequente Aufstellung, wenn man die Probleme der letzten Wochen betrachtet, wo Hutsulyak in der zentralen Angreiferposition nicht immer ganz glücklich wirkte. Heute, im Tandem mit Ponde, schien sich das perfekt zu ergänzen und das wurde auch durch die Tore, die beide heute erzielten, sehr schön illustriert: Ponde als klassicher Strafraumspieler war im rechten Moment am richtigen Ort für einen Abstauber, und Hutsulyak, der mehr von seinem Tempo und seiner Technik lebt, traf aus einem Tempogegenstoß heraus.
Die Frage wird sein, ob man es sich leisten kann, mit dieser Aufstellung auch gegen stärkere Gegner, die mehr Druck auf das eigene Tor ausüben, aufzulaufen. Immerhin sind wir hier um eine Variante reicher, die zu gegebener Zeit wieder herausgeholt werden kann.
Mann des Tages war heute zweifellos Innenverteidiger Mehremic, der mit einer regelrechten Gala seinen Fehler, der letzte Woche den frühen Rückstand herbeigeführt hatte, vergessen machte: seine Rettungstat in der ersten Halbzeit war ganz großes Kino, und ebenso waren das seine Pässe aus dem eigenen Strafraum, die zum 0:3 und 0:5 führten – das waren ganz offensichtlich keine planlos herausgeschlagenen Bälle, sondern präzise Vorlagen über die gegnerischer Abwehr hinweg – Chapeau!
Es war schön, Ponde mehr als ein paar Minuten spielen zu sehen. Er hatte in der ersten Halbzeit nicht viele Szenen gehabt, aber dann in der zweiten genau das getan, was ein Mittelstürmer tun muss, keine schlechte Ausbeute. Ob er dennoch auf Dauer ein Kandidat für die erste Mannschaft ist, lässt sich daraus allerdings noch nicht ableiten, die nächsten Spiele werden hier vielleicht mehr Aufschluss geben.
Nächste Woche Samstag geht es dann Abends auswärts gegen Olimpik, das sich zusammen mit FK Liviv in etwa in der selben Tabellenregion knapp vor Karpaty befindet.