Karpaty – FK Lviv: 0:1

Heute gab es das “Derby” zwischen Karpaty und FK Lviv (welches freilich nur durch die Übertragung des Ligaplatzes von “Veres” an “FK” durch den Clubeigentümer in der Sommerpause möglich geworden war). Karpaty haben ihr erstes Spiel unter dem neuen Trainer überraschend letztes Wochenende bei Vorskla mit 4:0 gewonnen, dennoch dürfte beiden Clubs jetzt schon ein Platz in der Runde der letzten 6 sicher sein, so dass es letztlich vor allem darum ging, sich ein möglichst großes Polster vor den drei letzten Plätzen zu verschaffen.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Das System war das gleiche vom letzten Wochenende, und bei der Aufstellung war auf zwei Positionen gewechselt worden: es gab ein 3:4:3 mit Kuchynskyj im Tor, Sandokhadse, Papa Gueye und Mehremic als Dreierkette hinten, davor das Mittelfeld aus Myakushko, Tolotschko (der Klyots ersetzte, der sich gestern beim Training verletzt hatte), Hongla und Slyva (für den gelbgesperrten Hutsulyak), davor Shved, Debelko und Di Franco.

Auf der Bank saßen Torwart Penkov, Verteidiger Kovtun und Busko, Mittelfeldspieler Bedoya und Offensivspieler Yoda, Ponde und Vargas. Wie schon letzte Woche gab es also keinen Einwechselspieler für das zentrale Mittelfeld, interessant.

Das Stadion war deutlich schlechter gefüllt, als das noch im Hinspiel der Fall gewesen war, dennoch war es natürlich deutlich voller als das sonst zur Zeit meist der Fall ist.

Das Spiel begann auf beiden Seiten eher behutsam – bei Karpaty entsprach das in etwa der Taktik, die letzte Woche so erfolgreich gewesen war. Auch brauchten beide Seiten ein wenig, ihren Spielfluss zu finden, so dass es am Anfang wieder häufige Ballverluste im Mittelfeld gab. Beide Mannshaften versuchten immer wieder, durch lange Bälle das Mittelfeld zu überwinden, die dann aber praktisch nie ankamen.

Das erste, was ein wenig wie eine Chance wirkte, hatten Karpaty nach 6 Minuten, als Shved sich im Mittelfeld den Ball erkämpfte und auf den auf der rechten Seiten nach vorn laufenden Myakushko spielte, der sich dann an der Strafraumgrenze mit einem schönen Haken in Position zum Schuss brachte, der aber blockiert wurde. Danach ging es immer noch mit relativ wenig Spielfluss auf beiden Seiten weiter, aber so ab Minute 10 kamen Karpaty langsam besser ins Spiel und erarbeiteten sich die etwas größeren Spielanteile.

Es passierte aber weiter nicht viel aufregendes. Roman Slyva holte sich eine verdiente gelbe Karte ab, FK hatte noch eine Ecke, und erst nach 24 Minuten gab es wieder etwas Erwähnenswertes: Hongla hatte Di Franco sehr schön an der Strafraumgrenze angespielt, der stand noch mit dem Rücken zum Tor, drehte sich auf dem Absatz und ließ einen ganz sehenswerten Schuss los, der aber dem Torwart direkt in die Hände flog.

Nach 31 Minuten holte sich Papa Gueye, der bisher bärenstark gespielt hatte, eine etwas diskussionswürdige gelbe Karte. Manche hatten ja über seine Verpflichtung gelästert, aber auch heute war er im Abwehrzentrum der absolute Chef und las mit seiner ganzen Erfahrung das Spiel des Gegners.

Völlig überraschend stand es dann plötzlich nach 34 Minuten 0:1, und niemand verstand so richtig, was eigentlich passiert war. Ein Freistoß aus dem Niemannsland kam hoch in den Strafraum, wo ein ziemliches Gedränge von Freund und Feind herrschte, Mehremic verpasste den Ball, Kuchynskyj segelte vorbei, und der Ball rollte ganz einfach ins Tor. Diese Slapstick-Einlage kam natürlich zur Unzeit, hatten doch Karpaty ihren Gegner in dieser Phase gut im Griff gehabt.

Nach 40 Minuten zeigte Shved, von dem man bisher praktisch nichts gesehen hatte, dass er auch noch da war: er bekam nach einem kurz ausgeführten Eckstoß den Ball rechts vom Strafraum, schlug einen Haken, aber statt zu flanken, ging er mit dem Ball in den Strafraum, wo er nur mit Mühe und auf Kosten eines weiteren Eckstoßes gestoppt werden konnte.

In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hätte der Ausgleich fallen müssen. Myakushko lief richtig stark bis auf die rechte Grundlinie durch und passte diagonal flach auf den völlig frei stehenden Di Franco, der kläglich vergab. Er ist leider bei allen seinen Qualitäten kein Knipser, das zeigte sich leider wieder einmal mehr. So ging es mit einem dem Spielverlauf nach sehr glücklichen 0:1 in die Pause. Irgendwie hatte immer noch niemand so recht kapiert, wie es eigentlich dazu gekommen war.

Die zweite Hälfte begann ohne personelle Änderungen und mit einem Schreckmoment bei Karpaty, als Shved nach einem eigentlich harmlos aussehenden Foul verletzt liegen blieb, aber nach kurzer Behandlungspause wieder auf den Platz kam. Karpaty mussten nun kommen, um den Rückstand aufzuholen, taten sich aber sehr schwer. Ähnlich wie bereits in der ersten Halbzeit kamen die allermeisten langen Pässe nicht an, so dass man immer wieder zurücklaufen musste, was kraftraubend war und keinen Spielfluss aufkommen ließ.

Nach 53 Minuten kam Ponde für Debelko, der wie immer sehr fleißig gearbeitet und auch seine physische Stärke eingebracht, aber dabei auch so einige technische Schwächen offenbart hatte – letztlich ein Wechsel Technik gegen Brechstange, etwas unerwartet bei diesem Spielstand.

Karpaty rückten nun stärker auf als noch in der ersten Hälfte und versuchten, den Gegner in seiner Hälfte einzuschnüren, was jeweils für kurze Phasen gelang, aber meist irgendwann durch einen Fehlpass beendet wurde. Fehler machte der Gegner genauso, aber der führte ja bereits.

Nach 63  Minuten feierten einige Fans Sylvester nach und zündeten ein zünftiges Feuerwerk, das wohl ein wenig vom eher tristen Geschehen auf dem Platz ablenken sollte, und die Spieler durften sich a Spielfeldrand eine kleine Erfrischung nehmen. So stand man dann auf und neben dem Platz und wartete, dass es wieder weiter ginge, aber die Feuerwerker hatten offenbar gerade erst richtig Gefallen an ihrem Tun gefunden.

Irgendwann wurde es Schiedsrichter und Spielern zu langweilig, und es ging rund 5 Minuten später trotz anhaltender Knallerei weiter. Den Karpaty-Spielern schien das irgendwie gut getan zu haben, denn sie erspielten sich gleich im Anschluss zwei Chancen – vor allem Myakushko hatte dabei ein paar gute Szenen.

Schon in der Pause vorbereitet, kam nun, nachdem 69 Minuten gespielt worden war, der zweite Wechsel – für Di Franco, der nicht seinen besten Tag gehabt hatte, Yoda kam. Das war logisch, waren doch bisher alle irgendwie aussichtsreichen Angriffe über rechts gekommen, während links elles irgendwie hängen geblieben war. Zwei Minuten später holte sich Myakushko eine gelbe Karte ab, die man auch nicht unbedingt hätte geben müssen – ärgerlich.

So verging die Zeit, und es wurde langsam knapp für Karpaty. Nach 76 Minuten forderten die Karpaty-Spieler vehement einen Elfmeter, nachdem nacheinander Ponde und Shved im Strafraum zu Fall gekommen waren. Nach etlichen Wiederholungen schien es dann aber doch so, dass der Schiedsrichter zu recht weiter laufen ließ.

In der 85. Minute gab es eine erneute Unterbrechung des Spiels, wobei eigentlich niemand so richtig verstand, weshalb mehrere Minuten nicht weitergespielt werden durfte – Feuerwerk war jedenfalls nicht zu vernehmen. FK Lviv hatte einen Freistoß, etwa 25 Meter vom Tor entfernt. Der ging in die Mauer, Karpaty versuchten, einen Konter einzuleiten, bekamen ein Foul gegen sich gepfiffen, und es ging wieder in die andere Richtung. So lief das immer wieder.

Direkt vor Beginn der Nachspielzeit, hatten Karpaty eine weitere Großchance: Myakushko war wieder einmal bis auf die Grundlinie durchgelaufen und flankte flach an die Strafraumgrenze, wo Yoda stand, dessen nicht schlechter Schuss aber von Bandura abgewehrt werden konnte.

Es folgten 9 Minuten Nachspielzeit, was angesichts der langen Unterbrechungen absolut in Ordnung war. Karpaty hatten wieder mehr Chancen, aber es fehlte immer wieder etwas. Ein eigentlich notwendiger Handelfmeter wurde nicht gegeben, und dann lag erst einmal Adamyuk eine Weile auf dem Boden und stand danach wieder, als wäre nichts gewesen. Sandokhadse spielte nun Mittelstürmer, der auf hohe Flanken wartete, die freilich nur selten durchkamen. Aber es nützte alles nichts. Es blieb beim 0:1.

Das war eine absolut fürchterliche und dabei völlig unnötige Niederlage. Karpaty gerieten durch ein Slapstick-Tor in den Rückstand, FK spielte danach vor allem auf Spielverhinderung, Karpaty fehlten die spielerischen Mittel, diesen Riegel zu durchbrechen, und wenn sie es mal schafften, dann spielten sie ihre Chancen nicht aus.

Das Spiel war von beiden Seiten schwach. Vor allem bekam man kaum mal Spielzüge zu sehen, die nicht schon im Ansatz durch völlig unnötige Ballverluste im Ansatz scheiterten. FK hatte durch den glücklichen Treffer den entscheidenden Vorteil, da sie ab dem Moment nichts mehr für das Spiel tun mussten.

Bei Karpaty war der Unglücksrabe des Tages Mehremic, der ansonsten eigentlich gut gespielt hatte, aber durch seinen Fehler das Tor verschuldet hatte. Ansonsten fiel noch Myakushko positiv auf, der mit seinen Flankenläufen für einige Gefahr sorgen konnte sowie Hongla, der ruhig, überlegt und mit wenig Fehlern spielte. Gueye war wie immer die Ruhe in Person und verhinderte Schlimmeres.

Bei den beiden “Neuen” hinterließ Tolotschko einen unauffälligen Eindruck, bei Slyva auf der linken Seite merkte man aber doch, wie sehr Hutsulyak fehlte. Slyva wirkte darüber hinaus in der ersten Hälfte auch ausgesprochen nervös und brachte kaum einen Pass an den Mann. In der zweiten Hälfte wurde das etwas besser, aber auch seine Flanken in der Schlussphase hatten nicht die notwendige Genauigkeit.

Debelko arbeitete viel aber zeigte einige Schwächen beim Verarbeiten von flachen kurzen Pässen an der Strafraumgrenze. Ponde hatte kaum Möglichkeiten, sich in Szene zu setzen.

Durch die Niederlage von Olimpik gestern rutschen Karpaty mit dieser Niederlage nicht wieder auf einen Relegationsplatz ab. Das Erreichen der ersten 6 ist nun auch rechnerisch nicht mehr möglich. Nächste Woche geht es nach Kharkiv, um sich die übliche Klatsche gegen Shakhtar abzuholen, und übernächste Woche endet die Vorrunde mit einem Heimspiel gegen Mariupol, die für einige etwas unerwartet aktuell auf einem Euro-League-Platz stehen.