Shakthar – Karpaty: 5:0

Heute spielten Karpaty auswärts gegen Shakhtar Donetsk ihr vorletztes Spiel vor der Aufteilung der Liga in Meisterschafts- und Abstiegsgruppe. Die Mannschaft war durch eine Gelbsperre und einige Verletzungen stark geschwächt, so dass selbst gegen einen ebenfalls nicht in Bestbesetzung auflaufenden Gegner heute eigentlich nur die Frage war, ob man irgendwie ein absolutes Debakel würde verhindern können.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Die Formation war wie unter Trainer Fabri üblich das 3:4:3 der letzten beiden Wochen, und die Aufstellung enthielt einige Lücken an kritischen Stellen: im Tor stand Penkov statt Kuchynskyj, davor die Dreierkette mit Kovtun rechts, der den gelbgesperrten Papa Gueye ersetzte, Sandokhadze, der auf die zentrale Position gerückt ist und Mehremich links. Im Mittelfeld spielten Myakushko, Tolotschko, Hongla und Hutsulyak und im Sturm Yoda, Ponde, der den Vorzug vor Debelko erhalten hatte und Di Franco.

Auf der Bank saßen U21-Keeper Saderejko, der hochveranlagte Innenverteidiger Avramenko aus der U21 und Zharkevskyj aus der U19, die Flügelspieler Slyva und Busko sowie die Offensivkräfte Debelko und Vargas. Für das zentrale Mittelfeld gab es auch dieses Mal keinen Ersatz. Die wohl prominenteste und kritischste Lücke in der Aufstellung war Marian Shved, der wie auch Dmytro Klyots und Kuchynskyj wegen Verletzung fehlte.

Das Spiel spielte sich von Anfang an wie erwartet in der Hälfte von Karpaty ab, die entsprechend weit zurückgezogen begannen. Es dauerte dann auch nur 5 Minuten bis zum ersten Tor: Kovalenko bekam den Ball rechts vom Tor schön auf den Fuß, nachdem die Abwehr nur noch hatte zuschauen können, wie der Ball nacheinander über sie hinweg und durch sie hindurch gespielt wurde. Ein zweistelliges Resultat deutete sich an.

Tatsächlich wurde das Spiel nun aber ein wenig abwechslungsreicher, weil Karpaty sich nicht mehr hinten hinein stellten. Yoda einige Male sein Tempo zeigen konnte, und Myakushko kam direkt mal in den Strafraum des Gegners hinein, wo er es dann aber mit der Angst bekam und den Ball ganz einfach irgendwo hin spielte. Trotzdem machte es doch etwas mehr Spaß auf diese Weise, als einfach nur darauf zu warten, den Kasten vollgehauen zu bekommen.

Nach 18 Minuten Yoda schön einige Gegner umspielte und in den Strafraum hinein gelangte, wo dann aber mit dem Ball nichts mehr anzufangen er wusste, zu Boden ging und auf einen Elfmeter hoffte, den er aber nicht bekam. Immerhin sah das schon ein wenig wie Fußball aus, und Tempo ist bei solchen Leistungsunterschieden faktisch das einzige, womit man sich ein wenig Hoffnung auf einen Torerfolg machen kann.

Hin und wieder machte dann Shakthar wieder ein wenig ernst, und wenn sie in die Nähe des Gästetors kamen, dann brannte es gleich lichterloh. Immerhin waren nun schon über 20 Minuten vergangen, und es war erst ein Tor gefallen, man konnte also doch wieder auf ein einstelliges Resultat hoffen.

Als man gerade zu beginnen dachte, dass es so etwas wie ein offenes Fußballspiel geben könnte, machten die Hausherren dann mal eben das 2:0 nach einem Freistoß von links in den Strafraum hinein. Es brauchte nur mal wieder ein bisschen schnell gespielt werden, und das Thema war durch. Das 3:0 ließ dann auch nicht lange auf sich warten: Maicon haute einen direkten Freistoß aus rund 20m ins Tor, schön um die Mauer herum, da gab es für Penkov nichts zu halten. Penkov konnte einem schon leid tun. Die Tore waren alle unhaltbar, und wo er nun endlich mal eine Chance hatte, in einem Pflichtspiel zwischen den Pfosten zu stehen, musste das dann ausgerechnet so ein Spiel sein, wo ihm die Dinger nur so um die Ohren flogen.

So ging es mit 3:0 in die Halbzeit. Positiv war vor allem, dass im Parallelduell Dynamo gegen Arsenal Kyiv mit einem Tor mehr führte. Hatte Akhmetov vielleicht doch nicht genug in seinen Luxuskader investiert? So etwas war ja schon fast eine Provokation.

Es ging ohne personelle Änderungen in die zweite Hälfte. Karpaty begannen offensiv und auf der Suche nach einem Ehrentor. Dass man am Spielausgang noch etwas würde ändern können, glaubte ohl kaum jemand ernsthaft, aber sich ohne Gegenwehr abschlachten lassen, wollte man dann doch nicht.

Nach 52 Minuten fiel dann nicht das 4:0, als Ismaili das Tor nicht traf, hier hätte es aber ebenso gut kingeln können. Ebensowenig brauchte Taison eine Minute später einen Freistoß im Tor unter. Man muss lernen, sich über kleine Dinge zu freuen.

Was nur eine Frage der Zeit gewesen war, passierte dann nach 63 Minuten. Bei einem Tempogegenstoß bekam Kovalenko den Ball etwa an der Strafraumgrenze völlig unbehindert auf den Fuß und hämmerte ihn dann unhaltbar ins rechte Eck. Armer Penkov. Aber das hatten wir ja schon. Somit stand es im Fernduell um den höheren Heimsieg mit Dynamo nun unentschieden.

In der 71. Minute kam dann der “übliche” Wechsel, dieses Mal nur umgekehrt – Ponde ging, Debelko kam. Beide sind sie nicht die schnellsten und keine idealen Konterspieler, aber im Grunde war das auch egal. Kurz danach durfte Rodrigo Vargas noch mal für 15 Minuten spielen; für ihn ging Tolotschko. Vargas ging nach links außen, und Di Franco rückte ins zentrale Mittelfeld zurück.

Nur wenige Minuten später bekam dann auch noch Hongla die zweite gelbe Karte. Die Entscheidung war ein absoluter Witz, und entsprechend erregt war er, zeigte dem Schiedsrichter einen Vogel, wofür es dann möglicherweise doch noch eine längere Sperre geben könnte. Den Freistoß verwandelte Taison 5:0 mit “Bande”, er schonss Mehremic an, von dessen Bein der Ball unhaltbar abgelenkt wurde. Penkov, der direkt danach in Großaufnahme gezeigt wurde, hatte Tränen in den Augen. Man konnte es ihm nicht verdenken. Praktisch alles, was aufs Tor kam, war entweder absolut unhaltbar oder verfehlte einfach das Tor, das war nur noch deprimierend.

Für die letzten 5 Minuten kam dann noch Busko zu seinem Einsatz, er ersetzte auf der rechten Seite Myakushko. Das hatte aber natürlich keine auch nur in irgendeiner Weise interessante Auswirkung. In der Nachspielzeit durfte Penkov dann doch noch einen Ball halten, konnte sich darüber aber auch nicht so recht freuen, weil direkt danach der Abseitspfiff ertönte, es hätte also ohnehin nicht gezählt. So gewann dann Akhmetovs Spielzeug ohne größere Mühe mit 5 Toren, und Karpaty hätten sich die Reise wie üblich sparen können.

Ein Fazit nach einem solchen Spiel zu ziehen ist schwierig. Karpaty sind wie im Hinspiel auch schon komplett unter die Räder geraten. Sich hinten einzumauern funktioniert nicht, wenn die eigenen Verteidiger zwar groß, aber zu langsam sind, um schnell gespielten Spielzügen etwas entgegensetzen zu können. Das ist ein Defizit, hat aber gegen die meisten Ligakonkurrenten nicht so gravierende Auswirkungen. Als dann die Mannschaft offensiver spielte, fehlte ihr ohne Shved die Durchschlagskraft und lud darüber hinaus natürlich auch noch zu Kontern ein.

Penkov war das arme Schwein des Tages. Er hat sich absolut nichts vorzuwerfen, aber nach einem solchen Spiel hat man als zweiter Torwart natürlich keine Chance, sich für die Stammposition zu empfehlen. Das ist sehr schade, denn Penkov ist ein interessanter und talentierter Spieler, der für so wenig Spielzeit eigentlich zu gut ist.

Im Mittelfeld wirkte Tolotschko sicherer als noch letzte Woche und konnte sich empfehlen. Hongla war wie in den letzten Wochen auch schon stark, und seine zweite gelbe Karte war eine grobe Fehlentscheidung, die freilich die heutige Niederlage für seine Mannschaft noch teurer gemacht hat.

Myakushko war wieder sehr aktiv und sorgte für so ein kleines bisschen wie Gefahr in der gegnerischen Hälfte. Vor ihm auf der Rechtsaußenposition auch Yoda zu gefallen wusste. Mit seinem Tempo und seiner Dribbelstärke war er einer der auffälligeren Spieler seiner Mannschaft, nur mit dem Abschluss er es nicht so richtig hat. Allerdings ist wohl genau dieses Defizit der Grund, dass er überhaupt bei Karpaty gelandet ist – wäre er auch noch gefährlich vor dem Tor, hätte man ihn sicher nicht für lau nach Lviv holen können.

Am nächsten Sonntag kommt dann Mariupol zu Gast, und da wird es dann doch wieder ernst. Dass man gegen Shakthar keine Punkte holen würde, gilt ja bekanntlich für den gesamten Rest der Liga genau so, aber nun müssen dringend wieder etwas Zählbares her.

Shakhtar hingegen sollte vielleicht einfach den Spielbetrieb einstellen, stattdessen mit dem Rest der Liga vereinbaren, mit wie vielen Toren die jeweils verlören und dann nur noch die vier Spiele gegen Dynamo austragen. Nicht, dass das dann noch irgendein Element von Spannung hätte, aber das hat es ja auch so nicht. Reiche brasilianische Bergarbeiter halt.