Olimpik – Karpaty: 3:2

Heute spielten Karpaty in der Abstiegsrunde der Premier Liha im Kyiver Dynamo-Stadion bei Tabellennachbar Olimpik Donetsk. Beide Mannschaften trennten vor dem Spiel nur ein Tor, und mit einem Sieg würde Olimpik in der Tabelle an Karpaty vorbeiziehen.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Die Aufstellung enthielt eine unangenehme Überraschung: der Topscorer und wohl wichtigste Spieler seiner Mannschaft, Marian Shved, fehlte aufgrund einer leichten Verletzung, die er sich heute bei der Vorbereitung zugezogen hatte und war überhaupt nicht im Kader. Gepsielt wurde wie üblich 3:4:3 mit Kuchynskyj im Tor, davor die Dreierkette aus Papa Gueye, Nesterov und Sandokhadze, das Vierermittelfeld mit Myakushko, Klyots, Hongla und Hutsulyak sowie dem Sturm aus Di Franco, Ponde und Yoda.

Auf der Bank saßen Torwart Penkov, Innenverteidiger Kovtun, Außenspieler Slyva und Busko und aus der Offensivabteilung Mendez, Lyakh und Debelko. Das Experiment mit Slyva stat Hutsulyak war offenbar beendet, und Kovtun hatte seinen Platz wieder an Papa Gueye verloren.

Karpaty begannen das Spiel mit dem üblichen ruhigen Passspiel, ohne einen besonderen Drang nach vorn zu entwickeln. Das lief für die ersten 5 Minuten so, danach ergriff Olimpik die Initiative und hatte einige Szenen vor dem gegnerischen Tor. Das zeigte dann schon recht bald, nach 8 Minuten, ein zählbares Resultat – ein steil gespielter Ball in den Strafraum hinein fand eine klaffende Lücke in der Innenverteidigung, und Passitsch fand sich ganz unerwartet mit reichlich Platz und freiem Schussfeld vor Kuchynskyj wieder. Das fand er ganz gut so und erzielte die Führung.

 

 

 

Mit “behutsam” war jetzt natürlich Schluss, Karpaty wirkten sofort erheblich lebhafter und hatten ihrerseits auf einmal Chancen. Warum nicht gleich? Olimpik konnte natürlich jetzt auf noch größere Lücken in der Verteidigung hoffen und setzte auf Konter. Nach 13 Minuten hätte nach einer Ecke der Ausgleich fallen müssen, Yoda schaffte es, aus 4 Metern einen Verteidiger anzuschießen, der dann zur nächste Ecke ablenkte, die ebenfalls Gefahr brachte, aber der Kopfball von Ponde ging über das Tor hinweg.

Wir hatten wieder das alte Spiel. Karpaty rannten einem frühen Rückstand hinterher und mussten dem Gegner hinten Räume öffnen. Aber das sah nun eigentlich gar nicht so schlecht aus: die Angriffe führten immer wieder zu Gefahr vor dem Tor von Olimpik – Myakushko zeigte einige seiner beeindruckenden Flankenläufen, und die Olimpik-Abwehr wirkte wirklich nicht sattelfest.

Nach 28 Minuten hatten Karpaty mit einem Strafraum aus 18 Metern eine gute Gelegenheit, allerdings zog Hutsulyak den Ball leicht über das Tor. Kurz darauf gab es das gleich noch mal von der anderen Seite des Strafraums, dieses Mal schoss Klyots direkt in die Arme des Torwats. Aber noch war nicht alles verloren. Nach 36 Minuten machte Hongla die Arbeit Yodas, lief auf der rechten Seite bis kurz vor die Grundlinie durch und flankte flach vor das Tor, wo dann Di Franco hineinrutschte und einschoss. Das Spiel war nun wieder offen, und Karpaty hatten sich den Ausgleich durch das aktivere Spiel und die insgesamt größeren Spielanteile auch verdient. Es ging auch so weiter, und bis zur Pause hätten Karpaty durchaus eine verdiente Führung erzielen können, es blieb aber vorerst beim 1:1 Unentschieden.

Die zweite Hälfte begann mit stärkeren Gästen. Karpaty spielten deutlich auf Sieg, und dass die Abwehr bei Olimpik nicht gerade sattelfest war, hatte die erste Halbzeit ja schon gezeigt. Nach 53 Minuten fiel dann vollkommen verdient der Führungstreffer für Karpaty. Hutsulyak bekam den Ball kurz vor der linken Strafraumecke, lief durch und spielte flach in die Mitte, von wo Ponde sicher verwandelte. Ein schön herausgespielter Treffer.

 

Es ging im selben Stil weiter. Karpaty griffen immer noch an und erlaubten dem Gegner nicht, sich freizuspielen. Nach 65 Minuten kam Busko für Di Franco, für den dann Myakushko nach vorn rückte. Olimpik wurde mit der Zeit wieder stärker, und so ab der 70. Minute dominierten sie das Spiel.

Nach 82 Minuten fiel dann der konsequente Ausgleich durch Passitsch nach schöner Vorarbeit. Eine Minute später war das Spiel auf den Kopf gestellt. Die Karpaty-Spieler dachten offenbar noch darüber nach, was gerade passiert war und schliefen ein wenig vor sich hin, als Passitsch völlig ungestört flanken konnte und Matar ebenso ungestört einköpfte.

Karpaty zahlten jetzt den Preis für ihr vorher zwar dominantes, aber nicht durch Tore manifestiertes Spiel. Es wurde noch einmal schnell gewechselt: Mendez kam für den entkräfteten Myakushko und kurz danach Debelko für Sandokhadze. Es gab 3 Minuten Nachspielzeit. Von der wurde maximal 1 Minute gespielt, der Rest verging mit Zeitspiel und Simulation von Olimpik-Spielern – wenn ein Schiedsrichter das nicht abzieht, dann braucht er eigentlich auch gar keine Nachspielzeit zu geben.

Dies war praktisch eine Wiederholung der Niederlage bei Desna – früher Rückstand, Ausgleich und später Gegentreffer. Wieder hätten Karpaty das Spiel für sich entscheiden müssen, scheiterten aber an ihrer schlechten Chancenverwertung und Unkonzentriertheit in der Verteidigung. Bei Führung die Abwehr derartig offen zu lassen, dass man solche Tore bekommt, ist absolut nicht zu entschuldigen.

Sie sind nun auf einen Relegationsplatz abgerutscht und – was nach dem glänzenden Sieg gegen Vorskla keiner für möglich gehalten hätte – sind ein ernsthafter Abstiegskandidat. Und das alles ohne Not. Fürchterlich.