Heute spielten Karpaty ihr drittes Spiel in der Abstiegsrunde der Premier Liha zu hause gegen Tabellenletzten Chornomorets’. Nachdem man letzte Woche aus eigener Dummheit bei Desna 2:1 verloren hatte, war der Druck heute schon wieder spürbar größer geworden. Hinzu kam, dass Trainer Fabri aufgrund eines Trauerfalls in der Familie nach Spanien zurückgereist war und heute nicht auf der Bank sitzen konnte.

Die Aufstellung entsprach in wesentlichen Zügen der Erwartung. Gespielt wurde im üblichen 3:4:3 mit Kuchynskyj im Tor, davor die Dreierkette mit Sandokhadze, Nesterov und Kovtun (Mehremic ist nach Streitigkeiten um Finanzielles in die U21 versetzt worden), davor Myakushko, Klyots, Hongla und Slyva sowie im Angriff Di Franco, der wiedergenesene Ponde und Shved.
Auf der Bank saßen Torwart Penkov, Innenverteidiger Papa Gueye, Außenbahnspieler Busko und Hutsulyak sowie für die Offensivabteilung Jungspund Lyakh, Mendez und Debelko. Das Fehlen von Mehremic war aus sportlicher Sicht mit Sicherheit ein großer Verlust, aber der Verein ist hier offenbar – ähnlich wie zuvor mit Denys Miroshnichenko, der seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte – fest entschlossen, “Revolten” (ob berechtigt oder nicht) im Ansatz zu ersticken. “Elfmeterkiller” Yoda war ebensowenig im Kader, wobei der Grund unklar war.
Das Spiel begann wie üblich in der Ära Fabri mit ruhig aufbauenden Gastgebern, die bemüht waren, erst einmal Sicherheit und Kontrolle zu beginnen. Chornomorets’ hatte allein dadurch relativ viel Raum und kam so das eine oder andere Mal in die gegnerische Hälfte, ohne allerdings dabei besonders gefährlich zu wirken. So richtig in Gang kamen Karpaty nicht, und in der ersten Viertelstunde passierte nicht viel nach vorn. Erst nach knapp 15 Minuten hatte Myakushko eine schöne Offensivaktion auf seiner rechten Seite, die immerhin eine Ecke einbrachte.
Das hatte ein wenig von einem Impuls, denn fortan verlagerte sich das Spiel deutlich in die Hälfte von Chornomorets’, und es gab sogar einen Schuss von Shved in der 24. Minute, der allerdings direkt in die Arme von Torwart Kozhukhar landete. Gleich eine Minute umkurvte Shved rechts vom Strafraum einige Verteidiger und spielte dann flach in die Mitte, wo ihn gleich zwei seiner Mannschaftskameraden verpassten – das hätte die Führung sein müssen.
Jetzt ging es etwas mehr hin und her, und nach 38 Minuten hatte nun Chornomorets’ seinerseits eine große Chance, die ganz ähnlich ablief – ein schön in die Mitte gespielter Ball verpasste Freund und Feind. Die Karpaty-Abwehr wirkte in solchen Szenen nicht besonders souverän. Die letzten 5 Minuten vor der Pause gehörten dann also wieder mehr den Gästen. Es ging ohne Tore in die Kabine.
Karpaty gingen ohne Wechsel in die zweite Hälfte und gingen die deutlich aktiver an, als sie die erste begonnen hatten. Nach 50 Minuten durfte Myakushko mal wieder aus seiner Lieblingsdistanz einen Freistoß abfeuern, der vom Torwart nur abgewehrt werden konnte, der aber den Nachschuss dann immerhin noch am Tor vorbei leiten konnte.
Nach 57 Minuten kam – positionsgerecht – Hutsulyak für Slyva, und nach 60 Minuten dann Kevin Mendez für Ponde, für den Shved ins Sturmzentrum wechselte, so dass Mendez die rechte Flanke besetzen konnte. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt weitgehend offen. Karpaty wirkten zwar insgesamt etwas stärker, dabei aber nicht so zwingend, dass man jetzt unbedingt im nächsten Moment den Führungstreffer erwartet hätte. Chornomorets’ hielt im Rahmen seiner Möglichkeiten dagegen und war bei Kontern gefährlich.
Das Spiel flachte weiter ab. Es waren schon 70 Minuten gespielt, und beiden Seiten fehlten die zündenden Ideen, die das gegnerische Tor in Gefahr gebracht hätten. In der 74. Minute verletzte sich Hongla, der allein von der Mittellinie bis an die Strafraumgrenze gegangen war und bei seinem Dribbling einen Tritt ins Sprunggelenk abbekommen hatte, was der Schiedsrichter aber nicht einmal als Foul erkannte. Das hätte eigentlich eine schöne Freistoß-Chance geben können, schlimmer war aber, dass Hongla deutlich angeschlagen wirkte.
Es waren mittlerweile 80 Minuten gespielt, es stand immer noch 0:0, und es sah nicht aus, als ob sich daran noch etwas ändern würde. Für die letzten 10 Minuten durfte dann auch Debelko noch einmal heran. Für ihn ging Mittelfeldspieler Klyots, auf dessen Position Di Franco nach hinten rückte. Die Devise war jetzt also die volle Offensive. Das war auch notwendig, da Olimpik durch den Heimsieg gegen Arsenal bereits auf einen Punkt herangekommen war. Nach 85 Minuten hatte Chornomorets’ seine große Chance auf die Führung, was aber Kuchynskyj mit einer Heldentat verhinderte – die eher unbeweglichen Innenverteidiger zeigten sich wieder einmal anfällig für Tempodribblings.
Chornomorets’ spielte jetzt aggressiver und mit Pressing, womit Karpaty nicht gut zurecht kamen und oft im Spielaufbau schon den Ball verloren. Es gab 3 Minuten Nachspielzeit. In den letzten Sekunden bekam Chornomorets’ noch einmal einen Freistoß etwa 19 Meter vor dem Tor – der Ball landete aber in der Mauer. Das war die letzte Chance eines schwachen Spiels, das alles in allem leistungsgerecht torlos 0:0 endete.
Sowohl Spiel als auch Resultat waren eine große Enttäuschung. Die Mannschaft hatte letzte Woche ja bei der Niederlage bei Desna zeitweise richtig schönen Fußball gespielt, aber davon war heute nichts zu sehen. Das sah alles ideenlos und ohne Biss aus. Chornomorets’ dürfte aktuell die schwächste Mannschaft der Liga sein. Sie spielten im Rahmen ihrer Möglichkeiten, aber mit viel Herz, und das reichte heute für einen Punkt, durch den sie jetzt mit Arsenal gleichzogen, aber aufgrund des schlechteren Torverhältnisses dennoch letzter bleiben.
Zu den Leistungen der Spieler kann man nicht viel sagen. Außer Kuchynskyj und Myakushko hatte heute niemand Normalform. Kovtun spielte in der linken Innenverteidigung ohne Fehler, aber wenn man an die Leistungen denkt, die Mehremic dort schon gezeigt hatte, kann man damit nicht so richtig glücklich sein. Nesterov war OK, Sandokhadze lässt sich immer noch zu leicht ausspielen. Selbst Shved kam heute nicht so richtig in Gang.
Ein Abend, den man am liebsten schnell wieder vergisst.