Arsenal – Karpaty: 2:3

Heute spielten Karpaty ihr letztes Spiel der UPL-Abstiegsrunde auswärts bei Arsenal Kyiv. Dieses Spiel stellte eine letzte, wenn auch theoretische Chance, die Relegationsspiele doch noch zu vermeiden, statt – Karpaty mussten gewinnen und Olimpik im gleichzeitig stattfindenden Spiel bei Vorskla verlieren. Dies war auch das erste Spiel nach dem Abschied von Trainer Fabri, der aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt verkündet hatte. Für den Gegner ging es heute ebenfalls um alles, da sie durch einen Sieg heute bei gleichzeitig einem Unentschieden oder einer Niederlage von Chornomorets‘ im gleichzeitig stattfindenden Spiel gegen Desna vom letzten Platz, der den sicheren Abstieg bedeutet, entkommen konnten.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Die Aufstellung war wie zuletzt auch unter Fabri ein 4:3:3 mit Kuchynskyj im Tor, davor einer Viererkette aus Miroshnichenko, Papa, Nesterov und Kovtun, einem Dreiermittelfeld aus Di Franco, Klyots und Hongla und dem Sturm aus Myakushko, Ponde und Hutsulyak.

Auf der Bank saßen Torwart Penkov, die Verteidiger Mehremic und Fedetskyj, Wingback Busko, Mittelfeldspieler Tolotschko und aus der Offensivabteilung Mendez und Debelko.

Das Spiel begann wie schon gewohnt bei Karpaty mit einem frühen Rückstand. Nach nur 4 Minuten bekam Kovpak bei einem Tempogegenstoß den Ball im Strafraum auf seinen rechten Fuß und lupfte ihn direkt über den herausstürmenden Kuchynskyj hinweg. Somit hatten wir so ziemlich exakt die gleiche Situation wie in allen bisherigen Spiele gegen Arsenal in dieser Saison. Die Gastgeber konnten sich hinten einmauern, und Karpaty mit ihrer bekannten Abschlussschwäche anrennen – es ist kein Zufall, dass Karpaty von den bisherigen drei Spielen zwei verloren und eines unentschieden gespielt hatten, und alle diese Spiele waren auf die gleiche Art verlaufen.

Karpaty ergriffen natürlich die Initiative und attackierten, was hätten sie auch anderes tun sollen. So manches Mal dürfte die sportliche Leitung der Mannschaft bereut haben, Roman Pidkivka vor ein paar Wochen herausgeschmissen zu haben, denn der Mann holte einen Ball nach dem anderen heraus und zeigte ein richtig starkes Spiel bei Arsenal.

Nach 17 Minuten hatte aber auch er keine Chance, als nach einem Eckstoß Nesterov am höchsten stieg und den Ball unhaltbar einköpfte, es stand unentschieden. Nur zwei Minuten später war das Spiel gedreht. Hongla bekam – eigentlich im Abseits stehend – den von einem Arsenal-Abwehrspieler abprallenden Ball vor die Füße und wurde gefoult, Elfmeter. Myakushko trat an und verwandelte, 2:1. In Poltava stand der derweil 1:0 für Vorskla, es fehlte noch ein Tor für Platz 9 – Drama, Baby, das ist es, was wir an diesem Club lieben und eben oft auch so hassen.

Es ging vorerst weiter nur in eine Richtung. Arsenal wirkte geschockt und schaffte es nicht, seinen berüchtigten Beton zu mischen. Karpaty hätten in der ersten Halben Stunde ganz gut mit 3 Toren Abstand führen können. Danach begannen die Gastgeber wieder etwas aktiver zu werden, und nach 33 Minuten musste Kuchynskyj ganz in die linke Torecke hineintauchen, um einen erneuten Gleichstand zu verhindern.

Nach 35 Minuten wurde zum ersten Mal gewechselt – für den Torschützen zum Ausgleich kam der alte Kapitän Fedetskyj zu seinem ersten Einsatz nach Monaten – eine schöne Geste in jedem Fall und natürlich auch kein Risiko angesichts der bekannten Klasse Fedetskyjs. Ob eine Verletzung Nesterovs vorlag, war nicht zu erkennen.

Das Spiel ging ansehnlich weiter. Bedingt durch die Führung konnten Karpaty die größere individuelle Klasse ihrer Spieler zur Geltung bringen, was sich in zahlreichen aussichtsreichen Angriffen manifestierte. Direkt vor der Pause fiel sogar noch das 1:3 – Hutsulyak schoss aus etwa 10 Metern auf das Tor, wobei ein Bein eines Arsenal-Abwehrspielers dazwischen kam und der Ball links in den Strafraum prallte, wo Miroshnichenko frei zum Schuss kam. Es ging mit den benötigten 2 Toren Abstand in die Pause, während sogar in Poltava auf 2:0 erhöht hatte. Bisher sah es gut aus.

Die zweite Hälfte begann ohne personelle Änderungen bei Karpaty. Die Vorzeichen waren jetzt umgedreht – Karpaty hatten das Resultat, das sie brauchten, und Arsenal musste angreifen. Dazu hatten sie eine weitere interessante Personalie gebracht – Gegam Kadimyan, der früher auch mal in Lviv aktiv gewesen ist und durch seine physische Präsenz für mehr Gefahr vor dem Tor sorgen sollte.

Arsenal hatte nun mehr vom Spiel, spielte deutlich druckvoller und kam auch zu einigen Möglichkeiten, wie etwa einem Eckstoß nach 52 Minuten, der mit viel Effet getreten und durch eine Glanztat von Kuchynskyj gerade noch über das Tor gelenkt werden konnte. Karpaty wirkten überrascht und ließen sich in ihrer Hälfte einschnüren. Es dauerte bis Minute 58, dass sie durch einen Konter wieder vor das gegnerische Tor kamen, Hutsulyak blieb allerdings am Strafraumrand stecken. Drei Minuten später scheiterte er bei einem Kopfball nach Flanke von Myakushko nur knapp.

Zu dieser Zeit wurde bekannt, dass Chornomorets‘ 1:0 gegen Desna in Führung gegangen war, was als Endresultat unabhängig vom Spielausgang hier in Kyiv den sicheren Abstieg für Arsenal bedeuten würde. In Poltava stand es immer noch 2:0 für die Gastgeber.

Karpaty wirkten jetzt langsam wieder sicherer und spielten ihre Konter gegen die weiter sehr offensiven Gastgeber nun wieder souveräner aus. Trotz des eigentlich günstigen Standes hier in Kyiv und auch in Poltava blieb doch weiter eine Menge Grund zur Sorge, wenn man an die zwei späten Gegentore zu hause gegen Olimpik dachte. Diese Sorgen schienen sich in der 72. Minute zu bestätigen, als nach einer Ecke ein Menschen- und Ballknäuel im Fünfmeterraum entstand, keiner so recht wusste, wo denn nun der Ball war und es am Ende mit Ach und Krach einem Karpaty-Verteidiger gelang, den Ball ins Seitenaus zu feuern.

Nachdem knapp 80 Minuten gespielt waren, stand es nun in Odessa schon 2:0, womit der direkte Abstieg für Arsenal praktisch feststand, gleichzeitig erzielte Olimpik in Poltava den Anschlusstreffer – der Kampf um den 10. Platz war noch immer vollkommen offen. Es folgte der zweite Wechsel: Debelko kam für den erschöpften Di Franco und tauschte gleich die Position mit Ponde, der dafür ins Mittelfeld zurückfiel.

Aus Poltawa kamen schlechte Nachrichten. Olimpik hatte den Ausgleich erzielt, aktuell war es also egal, wie dieses Spiel hier ausgehen würde, Karpaty standen wieder auf dem 10. Platz. Was jetzt noch auf dem Platz stattfinden könnte, spielte nun keine Rolle mehr. Dass Kadimyan in der Nachspielzeit noch auf 2:3 verkürzte, war ärgerlich, aber auch nicht mehr.

Heute war gegenüber den letzten Wochen durchaus eine Leistungssteigerung zu beobachten. Die Mannschaft spielte flüssig nach vorn und machte weit weniger Fehler als noch in den letzten Wochen. Andererseits kassierte sie wieder ein spätes Gegentor, das, hätte Olimpik nicht noch kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt, für die Mannschaft eine bittere Konsequenz gehabt hätte.

Das Spielsystem mit Viererkette hat sich bewährt. Solange ein Spieler wie Miroshnichenko zur Verfügung steht, bietet sich das an, und anders als beim 3:4:3 lässt sich die Mannschaft auch nicht so leicht auskontern. Das Hauptproblem bleibt die mangelhafte Chancenauswertung. Es war heute nicht so schlimm wie am Samstag gegen Olimpik, aber nach der ersten Hälfte hätte die Führung eigentlich höher sein müssen, so dass dann am Ende keiner mehr Angst vor einem Anschlusstreffer hätte haben müssen.

Fedetskyj war nach seiner Einwechselung sehr präsent, und man wundert sich, warum er nicht von Beginn auf dem Platz gestanden hatte. Di Franco lief wie immer unermüdlich, und Hongla zeigte an einigen Stellen seine Klasse. Ansonsten war auch Myakushko wieder stark.

Nächste Woche am Dienstag und dann am Samstag finden die beiden Playoffs statt. Dort wird es gegen den alten westukrainischen Rivalen Volyn Lutsk gehen.