Heute spielten Karpaty ihr drittes Sparringsmatch dieser Sommerpause. Bei den ersten beiden waren jeweils Veres Rivne (2:0) und FK Minaj (2:2) zu Gast gewesen. Trainer Oleksandr Chyzhevskyj hatte natürlich viel gewechselt, u.a., um sich einen Eindruck von der Leistungsstärke der Jungspieler aus der U21 zu machen, auch fehlten noch einige „Legionäre“ urlaubsbedingt, dennoch waren die gezeigten Leistungen bestenfalls „überschaubar“ gewesen, was auch die Resultate zeigten.
Heute ging es gegen PFK Prykarpattia Ivano-Frankivsk, einen galizischen Lokalrivalen, der eine Spielklasse tiefer spielt, aber in der vorletzten Saison Karpaty aus dem Pokal geworfen hatte.

Anders als in den letzten beiden Spielen traten Karpaty heute hinten mit einer Viererkette an, es gab ein klassisches 4:3:3 mit Kudryk im Tor, davor Martins, Kovtun, Vakulenko und Dubinchak, im Mittelfeld Klyots, Verbnyj und Di Franco, im Sturm Remenyuk, Karpenko und ein unbekannter Spieler.
Die Hausherren begannen dominant und setzten die gegnerische Abwehr sofort unter Druck, und schon nach einer Minute kam es zum ersten Torschuss, der aber ungefährlich war. So ging es eine ganze Weile weiter. Prykarpattya kam nur einmal gefährlich vor das Tor, und zwar durch einen hart geschossenen Freistoß aus der Distanz, der vom Torwart nicht festgehalten werden konnte.
Es dauerte 16 Minuten, bis das erste Tor fiel – das 1:0 für Karpaty nach einem Eckball durch einen Kopfball von Martins. Martins hatte eine weitere gute Chance nach 22 Minuten, als er nach Doppelpass im rechten Strafraum angespielt wurde und dessen flacher Schuss ins linke Eck nur gerade mal so eben abgewehrt werden konnte. Nach 23 Minuten gab es dann Elfmeter für Karpaty, den Vakulenko verwandelte – 2:0.
Das war alles in allem ein flotter Beginn, die Mannschaft wirkte konzentriert und ließ den Klassenunterschied zum Gegner erkennen. In der 42. Minute gab es dann den Anschlusstreffer für Prykarpattya – dachte man, tatsächlich gab es danach eine gelbe Karte für den Stürmer wegen absichtlichen Handspiels, er hatte sich offenbar einen Moment lang als Maradona gefühlt. Insgesamt spielten die Gäste nun in den letzten Minuten der ersten Halbzeit aber etwas stärker, und Karpaty kamen nicht mehr so leicht durch. Es ging verdient mit 2:0 in die Pause.
Die zweite Hälfte begann, wie die erste aufgehört hatte. Karpaty waren nach wie vor die bessere Mannschaft, aber nicht mehr so überlegen wie noch in den ersten 40 Minuten. Nach rund 60 Minuten kam Saderejko für Kudryk ins Tor. Nach 66 Minuten stand es 3:0, Karpenko erwischte den auf den Torwart zukullernden Ball noch rechtzeitig und schob ihn unter ihm durch. Es gab weitere Wechsel, u.a. kam Mendez im rechten Mittelfeld sowie Busko und Sandokhadze noch zu kurzen Einsätzen. Am Spiel änderte das nicht viel. Karpaty hatten immer noch Chancen und wirkten auch weiter gut organisiert.
Prykarpattya kam noch einmal in der 84. Minute gefährlich vor das Tor der Gastgeber, als Verteidigung und Torwart mit vereinten Kräften einen Schuss und zwei Nachschüsse abblockten bzw. noch von der Linie holten. Das war einerseits eine gefärhliche Situation, andererseits war aber auch gut zu sehen, dass es gelang, diese Situation zu entschärfen – so etwas hatte in der vergangenen Saison oft unter eher planlosem Zuschauen der Karpaty-Verteidigung zu Toren geführt. Kurz vor Schluss verletzte sich dann noch Busko und humpelte vom Platz. Es bleibt zu hoffen, dass er sich nichts schlimmes zugezogen hat. Pünktlich nach 90 Minuten wurde das Spiel dann abgepfiffen.
Das Spiel heute war ansehnlich und stellte eine Steigerung gegenüber den ersten beiden Trainingsspielen dar. Die Mannschaft stand hinten weitgehend sicher und spielte flüssig nach vorn. Der Gegner war natürlich unterklassig und stellte dabei kein unüberwindliches Hindernis dar. Am Ende stand dann ein verdientes 3:0, das durchaus noch hätte etwas höher ausfallen können.
Zu den Leistungen der einzelnen Spieler kann man hier nicht zu viel sagen, nicht zuletzt, weil es bei der Übertragung keinen Kommentar und auch keine Aufstellungsliste gab. Auffällig war in der rechten Verteidigung Neuzugang Marvin Martins, der sich oft ins Angriffsspiel mit eineschaltete und da für Gefahr sorgte. Torwart Kudryk, der vergangene Woche gegen Minaj bei beiden Gegentoren nicht unschuldig gewesen war, gewann mit dem Fortschreiten des Spiels immer mehr Sicherheit und zeigte dann einige wirklich sehenswerte Paraden. Ebenso wirkte Saderejko, der später für ihn gekommen war, stark.
Nazar Verbnyj, der erst kürzlich von seiner Leihe bei Rukh zurückgekehrt war, strahlte im zentralen Mittelfeld physische Präsenz aus und wirkte in seinem Spiel sicher, Di Franco und Klyots waren gewohnt fleißig. Ihor Karpenko war vor dem gegnerischen Tor immer gefährlich – aufmerksam, flink und physisch viel präsenter, als Cristian Ponde das ist. Hier könnte sich eine Option im Sturm entwickeln, die die Mannschaft so dringend braucht.
Taktisch schien dieses Spiel zu bestätigen, was wir auch in der abgelaufenen Saison oft beobachtet hatten – das 4:3:3 sorgt für mehr Sicherheit in der Defensive, da durch die Außenverteidiger Konter des jeweiligen Gegners nicht so leicht freie Räume auf den Außenpositionen vorfinden (bei einem System mit 3 Innenverteidigern müssen die Mittelfeldspieler auf den Außenpositionen immens laufstark und diszipliniert agieren, was sie in der Vergangenheit viel zu oft nicht geschafft hatten). Das Mittelfeld, welches mit drei klassischen zentralen Mittelfeldspielern besetzt war, wirkte dabei nicht zu schwach besetzt und unterstütze souverän Sturm und Verteidigung.
Natürlich ist dies alles nur eine Momentaufnahme. Es wird weitere Testspiele geben, und es werden aus dem aktuell doch schon etwas großen vorläufigen Kader auch wieder eine ganze Reihe Spieler gestrichen werden.