Karpaty – Vorskla: 2:1

Heute war das Spiel, auf das viele warteten: die Premiere von Roman Sanzhar, der vor gerade zwei Wochen überraschend Oleksandr Chyzhevskyj ersetzte. Der Neue musste sich auf einen feindseligen Empfang durch die eigenen Fans gefasst machen, war doch sein Vorgänger als echter „Karpate“ sehr populär gewesen. Gegner Vorskla war in der Vorsaison so etwas wie ein Lieblingsgegner gewesen, dürfte allerdings im Allgemeinen die stärkere der beiden Mannschaften sein.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Die Aufstellung stellte, wie zu erwarten gewesen war, eine erneute Abkehr von der Formation mit drei Innenverteidigern dar: Es gab ein 4:3:3 mit Pidkivka im Tor, Martins, Hall, Vakulenko und Dubinchak in der Viererkette, Klyots, Di Franco und Nasaryna im Mittelfeld sowie Jennings, Ponde und Hutsulyak im Sturm. Somit war Di Franco zurück im zentralen Mittelfeld, wo er sich üblicherweise wohler fühlt als als Linksaußen.

Auf der Bank saßen Torwart Kudryk, Verteidiger Kovtun, Mittelfeldspieler Verbnyj, Yakimets‘ und Vojkovic sowie für die Offensive Layous und Neuzugang Boiciuc.

Wie gewohnt zu hause begannen Karpaty offensiv, ohne sich jedoch in den ersten Minuten nennenswert Chancen zu erspielen. Tatsächlich gab es die einzigen zwei Torschüsse der ersten 10 Minuten auf der anderen Seite zu sehen, insbesondere ein harter Schuss aus kurzer Distanz aber spitzem Winkel, der an den Außenpfosten ging.

Nach den immer noch torlosen ersten 15 Minuten konnte man sich einen ersten Eindruck von beiden Mannschaften machen: Karpaty spielten etwas offener als unter Chyzhevskyj, bei dem die Absicherung nach hinten immer deutlich Priorität gehabt hatte. Vorskla hingegen war – auch bedingt durch die besseren Einzelspieler – sehr pass- und ballsicher und dadurch immer wieder schwer vom Ball zu trennen.

Nach 24 Minuten hatten Karpaty die bisher größte Chance des Spiels. Nach einer richtig schönen Ballstaffette über Hall und Nasaryna kriegte Ponde im Strafraum den Ball auf den Fuß, konnte ihn aber nicht am herauseilenden Torwart Tkachenko vorbeibekommen. Das war aber schon eine Szene, wo man einen richtigen Spielzug zu sehen bekam – gerade im Kreativspiel hatte es ja in den vergangenen Spielen so einige Mängel gegeben.

Die folgenden Minuten verbrachten Karpaty ähnlich wie beim Eishockey rund um den Strafraum der Gäste. Das sah auch alles ganz gut aus, bis dann der Ball verloren wurde und Vorskla konterte, und das hätte gut ins Auge gehen können – Dubinchak und Pidkivka mussten sich quasi gemeinsam vor den Ball werfen, nachdem plötzlich drei Vorskla-Spieler zwei Karpaty-Verteidigern im Strafraum gegenüber standen.

Nach 36 Minuten gab es wieder so einen schönen Spielzug, der die Vorksla-Abwehr völlig durcheinander brachte, das war schon mehr, als man sonst über ein ganzes Spiel von Karpaty zu sehen bekommen hatte. Di Franco holte sich für hartes Einsteigen eine etwas fragwürdige gelbe Karte ab, die ihn nun wohl wirklich für das nächste Spiel in eine Zwangspause schicken dürfte.

Kurz darauf ging Vorskla in Führung. Vorausgegangen war ein Distanzfreistoß in den Strafraum hinein, den Pidkivka heraus faustete. Der Ball landete wieder bei einem Vorskla-Spieler, der dann von links vor das Tor flankte. Hier war die Innenverteidigung unsortiert, den Ball nahm Nasaryna mit der Brust ab, offenbar, um ihn einem Mitspieler zuzuspielen, stattdessen aber Baienko auf die Füße, der aus 6 Metern sicher einschoss. Hier wäre natürlich die Frage gewesen, ob das auch bei Chyzhevskyjs eher sicherheitsbetontem Spiel passiert wäre, aber auch gegen Dynamo und Shakhtar an den ersten beiden Spieltagen hatten individuelle Fehler zu den Rückständen geführt.

In der Folge holte sich auch noch Klyots eine gelbe Karte ab, die aber dieses Mal unstrittig und vollkommen verdient war. Es ging mit 0:1 in die Pause, nicht unverdient muss man wohl sagen, da Vorskla ganz einfach mehr Reife und Effizienz gezeigt hatte.

Es ging zunächst ohne personelle Änderungen in die zweite Halbzeit. Karpaty mussten natürlich die Initiative übernehmen und taten das auch. Nach 56 Minuten erzielte Ponde auch ein Tor, welches aber zu recht wegen Abseits nicht gegeben wurde. Dennoch setzten sich die Gastgeber jetzt wieder im gegnerischen Strafraum fest. Das änderte aber alles nichts daran, dass Vorskla einfach reifer wirkte und immer, wenn im Ballbesitz, etwas gefährlicher waren als die Gastgeber.

Nach 64 Minuten gab es dann den ersten Wechsel: Boiciuc kam für Jennings, somit gab es auch eine Systemumstellung auf zwei zentrale Angreifer. Boiciuc kam auch gleich zu seinem ersten Torschuss von der linken Strafraumecke aus, verfehlte aber das Ziel. Eine Minute später gab es Elfmeter: Nach einer Ecke hatte Chesnakov sich vor einen Nachschuss von außerhalb des Strafraums geworfen und den Ball dabei an den Arm bekommen. Ponde trat an und verwandelte hart nach oben links.

Es folgten einige Vorskla-Angriffe, bei denen die Karpaty-Abwehr aber gut sortiert war. Das Spiel war wieder offen, und es ging munter hin und her. Nach 76 Minuten kam Vojkovic für Nasaryna. Gleich danach hatte Luizao aus kurzer Distanz die Führung auf dem Fuß, schoss aber ziemlich genau auf Pidkivka, der gerade noch die Hand heben und den Ball ablenken konnte.

Nach 79 Minuten waren es aber Karpaty, die in Führung gingen. Den Treffer erzielte Marvin Martins nach einem schön durch Boiciuc gewonnenen Eckball – Hutsulyak hatte ihm per Kopf den Ball schön auf den Fuß gelegt, so dass er aus 4 Metern abschließen konnte. Das Spiel war nun gekippt. Gleich nach dem Wiederanpfiff hätte Ponde beinahe noch auf 3:1 erhöht, er traf nach schöner Vorarbeit von Dubinchak aber von der linken Strafraumecke nur die Querlatte.

Vorskla wirkte in diesen Minuten geschockt, und Karpaty stifteten eine Menge Verwirrung in der gegnerischen Hälfte. Es dauerte eine Weile, bis sich nun wiederum Voskla berappelte und auf den Ausgleich drängte. Dabei war aber die Ruhe und Sicherheit des bisherigen Spiels doch etwas dahin.

Karpaty wechselten noch einmal zum Ablauf der regulären Spielzeit, für Di Franco, der wieder einmal eine starke Partie gezeigt hatte, kam Layous – eigentlich ein Stürmer, der aber auch im offensiven Mittelfeld spielen kann. Die vier Minuten Nachspielzeit hielt noch einige kleine Aufregungen bereit, konnten am Ende aber doch einigermaßen souverän überstanden werden.

Trainer Roman Sanzhar kann sich über einen Einstand nach Maß freuen. Seine Mannschaft hat zwar nicht geglänzt, aber den ersten Heimsieg eingefahren. Die Mannschaft hat etwas offensiver gespielt als in den letzten Wochen und einige wirklich schöne Spielzüge gezeigt, dennoch wirkte das Spiel des heutigen Gegners oft durchdachter und sicherer, insofern kann man den heutigen Sieg auch als etwas glücklich bezeichnen.

Auffällige Spieler waren heute erneut Pidkivka, der wieder einige wichtige Reflexe zeigte, und auch nicht zum ersten Mal Di Franco, der den Ball schleppte und dabei auch immer wieder in Strafraumnähe Fouls auf sich zog und für Standardsituationen sorgte. Ponde zeigte, dass er der beste Strafstoßschütze seiner Mannschaft ist und brachte sich, wie es seine Art ist, auch immer wieder in den Aufbau aus dem Mittelfeld heraus ein. Boiciuc war, nachdem er herein gekommen war, auch stark und trotz seiner Größe erstaunlich beweglich.

Kommenden Freitag geht es dann zum Auswärtsspiel nach Dnipro. Bis dahin darf sich die Mannschaft über ein gutes Polster vom Tabellenende freuen.