Einer der wichtigsten Karpaty-Trainer der letzten 10 Jahre, Igor Jovićević, der u.a. Spieler wie Marian Shved ausbildete, beantwortete in einem Interview auch einige Fragen zu seiner Zeit in Lviv.

Verfolgen Sie den ukrainischen Fußball im Allgemeinen und FK »Karpaty« im Besonderen, wo Sie 2 Jahre lang [als Trainer] beschäftigt waren?
Wenn Sie in einem so anspruchsvollen Verein wie Dynamo Zagreb arbeiten, gilt Ihre ganze Konzentration all Ihr Verlangen der Arbeit. Darunter leidet sogar die Familie. Natürlich beobachte ich von Zeit zu Zeit als Teil meiner Arbeit den ukrainischen Meister und halte mich auf dem Laufenden, was in der UPL passiert. Ich lese die ukrainische Presse, diskutiere Fußballereignisse mit Freunden, die in der Ukraine leben, aber nicht so tief und ernsthaft wie damals, als ich gerade erst Karpaty verlassen hatte.
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Als Sie bei Karpaty arbeiteten, gelang es Ihnen, eine ganze Plejade junger Spieler in die erste Mannschaft zu integrieren. Shved, Kravets, Kostevytsch und andere gingen dann für gutes Geld zu europäischen Clubs. Heute wird in der Ukraine viel darüber geredet, dass es nötig ist, eigene junge Spieler auszubilden, aber bisher funktioniert das nicht so gut. Wo ist das Problem?
Ein junge Spieler muss die Kultur des Vereins verstehen, für den er spielt, die Kultur der Region, in der er lebt. Er muss verstehen, welches Trikot er trägt und welches Wappen auf der Brust. Das dürfen alles keine leere Worte sein. Die Zuschauer und Fans haben es immer gemocht, wenn die eigenen Spieler aus der eigenen Region für die Mannschaft spielen. Auf solchen scheinbar einfachen Axiomen sollte die Ausbildung der eigenen Jugend aufgebaut werden. Karpaty waren schon mal 1969 erfolgreich und gewannen den UdSSR-Pokal – mit einer Mannschaft, die auf eigenen Spielern basierte.
Ein Trainer sollte keine Angst um seine eigene Haut haben. Erlaube einem jungen Spieler, Fehler zu machen, damit er reifen kann. Denk nicht, dass sie Dich nach zwei Spielen feuern. Wenn Du Deinen Spielern vertraust, spüren sie es und kommen schneller voran.
Wichtig ist auch die Kombination von jungen und erfahrenen Spielern. Während meiner Zeit bei Karpaty spielten Khudob’yak, Plastun und Holodyuk. Sie halfen jungen Spielern auf dem Feld durch ihre Erfahrung und wurden zu einer Einheit auf dem Feld. Ich freue mich immer noch über diese Mannschaft.
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In der 3. Runde der Qualifikation zur Dynamo Champions League spielte Zagreb gegen Ferencváros Budapest von Serhij Rebrov. In Kroatien endete das Spiel mit einem sensationellen 1:1 Unentschieden, aber aber in Budapest schlug Dynamo den Gegner mit 4:0. Wie beurteilen Sie Serhij Rebrov als Trainer?
Während meiner Zeit bei Karpaty war es taktisch sehr schwierig, gegen Serhij Rebrovs Dynamo Kyiv zu spielen. Die Dynamo-Spieler stehen ständig zwischen den Linien, er sieht alle Kleinigkeiten auf dem Fußballplatz. Ein sehr anspruchsvoller Trainer für seine Spieler. Wenn ich gegen seine Mannschaft gespielt hatte, war ich hinterher immer erschöpft, weil ich ständig nach Lösungen suchen musste, um dem entgegenzuwirken. Diese Erfahrung hat sehr bei meiner Entwicklung geholfen. Es war schön, ihn in Zagreb zu sehen. Wir sprachen dort auch ein wenig miteinander. Ich denke, man kann schon mit Sicherheit sagen, dass Rebrov ein erfolgreicher Trainer ist.
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Ihr Zögling Shved hatte sich nicht in Sevilla durchsetzen können. Jetzt verliert er den Konkurrenzkampf bei Celtic. Glauben Sie, dass Marian eine führende Rolle in der Nationalmannschaft der Ukraine spielen wird?
Shved war sehr jung, als er nach Spanien ging. Er war noch nicht gereift. Die spanische Sprache war auch ein Stolperstein. Er konnte verstehen, worüber geredet wurde, aber er konnte selber nichts sagen. Marian ist ein bescheidener Typ, ein bisschen introvertiert. Daher fiel es ihm schwer, sich unter den Spaniern zu öffnen. Jetzt ist er eine ganz andere Person. Ich bin sicher, dass Shved in der ukrainischen Nationalmannschaft noch von sich reden machen wird. Das hatte ich damals sofort gemerkt, als ich ihn in den Jugendmannschaften bei Karpaty gesehen hatte.
Igor Jovićević, kroatischer Trainer und ehemaliger Spieler. Als Spieler waren seine Stationen Dynamo Zagreb, Real Madrid, Yokohama (Japan), Guarani (Brasilien), Shenyang (China) und Mets (Frankreich). Danach war er u.a. Trainer der Karpaty-Jugendmannschaft und leitete dann zwei Jahre lang die erste Mannschaft. Er bildete Shved (Celtic) aus, Kravets (Lugo), Kostevytsch (Lech) und Hutsulyak (Führungsspieler bei Karpaty, spielte für Villarreal). Er ist ein Vertreter des spanischen Trainingssystems. Derzeit arbeitet er mit Dynamo-Jugendmannschaften in Zagreb. Verheiratet mit Snizhana, mit der er zwei Söhne, Marcus und Philip, hat, die selber auch Fußball spielen.
Das Interview führte Serhij Tyshchenko für Gazeta.ua. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.