Gestern Nachmittag fand das letzte Trainingsspiel im türkischen Trainingslager gegen den Meister aus Belorus, Dynamo Brest, statt, eine Mannschaft übrigens, die mit Artem Milevskyi und Yevhen Khacheridi zwei ehemalige Spieler von Dynamo Kyiv in ihren Reihen hat und laut Transfermarkt ungefähr den dreifachen Marktwert an Spielern aufbieten kann – auf dem Papier also eigentlich eine klare Sache.

Gespielt wurde wieder 4:3:3 mit Kanibolotskyj im Tor, Martins, Giorgadze, Hall und Dubinchak in der Verteidigung, Klyots, Nasaryna und Pretula im Mittelfeld sowie Lyakh, Tanchyk und Matar im Angriff. Später kamen Kudryk für Kanibolotskyj, Slyva für Dubinchak, Veremiyenko für Giorgadze, Tlumak für Prytula, Layous für Lyakh, Pasich für Tanchyk sowie Boiciuc für Matar.
Das Spiel begann erstaunlich offen. Karpaty hatten – meist unter Beteiligung von Lyakh oder Tanchyk – eine ganze Reihe von Chancen, und Dynamo kam etwas seltener, dann aber auch oft gefährlicher vor das gegnerische Tor.
Nach 33 Minuten gingen Karpaty in Führung, und das war gar nicht einmal unverdient. Prytula spielte Matar an der Strafraumgrenze an, der ein wenig tänzelte und schoss, was der Torwart allerdings noch abwehren konnte, bevor dann Tanchyk abstaubte. Und es kam noch besser: direkt vor dem Pausenpfiff erzielte Matar das 2:0 nach schöner Vorarbeit von Lyakh, der auf seiner linken Seite durchgelaufen war und dann flach in die Mitte gespielt hatte. Und, wenn man die Spielanteile betrachtet, war auch diese höhere Führung durchaus verdient.
In der zweiten Halbzeit wurde Dynamo stärker und baute zunehmend Druck auf. Das führte zunächst zu einem Elfmeter nach rund einer halben Stunde, der aber schwach geschossen war und von Kudryk abgewehrt werden konnte.
Fünf Minuten später klingelte es aber doch nach einer schnellen Kombination in den Strafraum hinein, die die Innenverteidigung deutlich überforderte. Die Karpaty-Spieler wirkten jetzt auch zunehmend müde und gingen nicht mehr jedem Ball so nach wie noch in der ersten Hälfte, so dass sich Dynamo streckenweise um den und im Strafraum festsetzen konnte. Kurz vor Schluss fiel dann noch der Ausgleich zum 2:2, das auch der Endstand war.
Hätte man vor dem Spiel dieses Resultat gesehen, wäre man wohl zufrieden gewesen, aber angesichts des Spielverlaufs und der Führung bis kurz vor Schluss muss man doch etwas enttäuscht sein. Karpaty haben ein ordentliches Spiel gemacht, das aber auch dadurch begünstigt war, dass es der Gegner zunächst eher locker anging. Trotzdem war das Kombinationsspiel streckenweise sehenswert.
Eine große Schwäche bleibt die Innenverteidigung, die sich bei schnellen Ballstaffetten im Strafraum einfach zu leicht ausspielen lässt. Das wird sich wohl bis zum Beginn der Rückrunde nicht mehr beheben lassen.
Nach vorn hingegen hat sich einiges verbessert. Lyakh ist wohl der Gewinner dieser Vorbereitung: er spielt selbstbewusst und auch physischer als früher noch, und mit seinem Tempo reißt er immer wieder Lücken in die gegnerische Abwehr. Auch Prytula und Tanchyk wussten zu gefallen.
Im Sturmzentrum war Matar an beiden Toren beteiligt und präsentierte sich als eine Alternative zu Boiciuc. Beide sind trotz ähnlicher Maße eher unterschiedliche Typen: Boiciuc rackert und kämpft unentwegt, während Matar sich oft fast langsam über den Platz bewegt, um dann, wenn er an den Ball kommt, mit schnellem Antritt in Position zu kommen. Sein Treffer heute war sehenswert, sicher aus spitzem Winkel abgeschlossen. Es bleibt aber auch weiter ein Problem, dass die Mittelstürmer zu wenig „gefüttert“ werden. Das ist schade, denn beide wissen eigentlich ganz gut, wo das Tor steht.
Ein weiterer Gewinner des heutigen Tags war Kanibolotskyj, der eine bärenstarke Leistung zeigte: gute Reflexe und absolut souveräne Strafraumbeherrschung. Es wäre wohl keine Überraschung, wenn Sanzhar ihn in der Rückrunde anstatt des ebenfalls starken, aber weniger erfahrenen Kudryk zu seiner Nummer „1“ machte.
Alles in allem kann man wohl sagen, dass die Mannschaft gegenüber der Hinrunde zumindest leicht verbessert wirkt. Wie sich das am Ende in Punkten auswirkt, wird sich zeigen, denn auch die Konkurrenz im Kampf gegen den Abstieg ist ja auch nicht untätig.