Spielbericht: Karpaty – FK Lviv: 1:1

Heute spielten Karpaty in Lutsk ihr erstes „Heimspiel“ nach der durch die COVID-19-Infektion einiger spieler bedingte Zwangspause gegen den wohl nächsten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg, Lokalrivale FK Lviv. Nach dem Abgang fast aller Legionäre und Leihspieler (nur Dubinchak und Kudryk sind übrig geblieben) war die große Frage, wie die bessere Jugendmannschaft, die nun noch übrig ist, sich schlagen würde. Der Abstand auf FK war vor dem Spiel 8 Punkte, so dass man, wenn man das „Unmögliche“ schaffte, nämlich einen Dreier einzufahren, durchaus wieder dran gewesen wäre.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Gespielt wurde im üblichen 4:2:3:1 mit Kudryk im Tor, davor der Viererkette mit Yakimets, GiorgadzeSlyusar aus der U19 und Dubinchak, der Doppel-6 mit Khakhlyov und Sytsch, dem offensiven Mittelfeld mit Tanchyk, Kosak und Prytula sowie der einsamen Spitze Boiciuc.

Auf der Bank saßen Torwart Sass, Verteidiger Beresa (beide aus der U19), für das Mittelfeld Tlumak, Khlan‘ (beide aus der U19), Runitsch, Siltschenko (beide aus der U21), Karabin (aus der U19) und Deda. Pasich und Klyots fehlten beide wegen Sperre, Makhankov, Veremiyenko, Pryjma und Lyakh aus unbekannten Gründen (es ist nicht bekannt, wer aus der Mannschaft genau mit COVID-19 infiziert war, es kann also durchaus sein, dass das bei einigen der Genannten der Grund war), Layous ist offenbar noch nicht oder erst vor zu kurzer Zeit wieder zur Mannschaft gestoßen.

Im Spiel war schon schnell zu sehen, dass die Karpaty-Defensive unsicher war, was natürlich niemanden überraschen konnte. Nach vorn sah es eher „wie immer“ aus, flüssiges Passen, ohne dabei für größere Gefahr vor dem gegnerischen Tor zu sorgen. Der Gegner hatte, was eigentlich ungewöhnlich ist, mehr Spielanteile und befand sich mehr in der Offensive.

Nach 35 Minuten fiel die Führung für FK nach einer Slapstick-Situation: Sabino spielte von der Strafraumgrenze so etwas wie einen Pass auf die Karpaty-Abwehr, erwischte dabei Giorgadze völlig auf dem falschen Fuß, der aus seiner Bewegung in eine andere Richtung heraus versuchte, den Ball abzuwehren, ihn dabei aber so umlenkte, dass er genau in die linke Torwartecke rollte, keine Chance für Kudryk.

Somit war klar, dass Abwarten und Schadensbegrenzung keine Option mehr war, Karpaty mussten – wie schon so oft in dieser Saison – einem Rückstand hinterher laufen. Man muss hier aber auch wirklich sagen, dass die Mannschaft in dieser Saison schon derartig viel Pech gehabt hat, dass man – Unvermögen mal bei Seite – mitunter wirklich verzweifeln kann.

Es kam noch schlimmer. Nach 41 Minuten brachte Khakhlyov in Strafraumnähe seinen Gegenspieler zu Fall und flog, da er früher schon gelb gesehen hatte, mit der Ampelkarte vom Platz. Das war wieder extrem unglücklich: der Spieler hatte versucht, den Ball aus der Luft zu holen, während der Gegner auch zum Ball ging und dann dabei getroffen wurde. Ein Foul auf jeden Fall, aber eigentlich keine gelbe Karte. Aber strittige Entscheidungen gegen Karpaty haben ja auch schon Tradition in dieser Saison.

Es ging mit schwarzen Gedanken in die Pause. Aus derselben hinaus kam dann auch wieder die selbe Mannschaft, bzw. was von ihr übrig geblieben war.

Nach 52 Minuten verletzte sich Kosak ohne Verschulden des Gegners, und nach kurzer Behandlung verließ er den Platz, für ihn kam Runitsch zu seinem ersten Einsatz. Gleichzeitig kam noch Deda für Boiciuc, der tapfer gekämpft hatte, aber mangels Aufbauspiel seiner Mannschaft im Strafraum nicht zur Geltung kam und für Konterspiel nicht das notwendige Tempo hatte.

Nach 60 Minuten passierte, womit keiner gerechnet hätte. Nach einem Konter flankte Tanchyk schräg von hinten-rechts in den Strafraum hinein, und Deda, mit seinen 1.73 m nicht gerade ein Strafraumriese, köpfte zum Ausgleich ein. Alle freuten sich noch, und einen Angriff später tauchte plötzlich Runitsch allein im gegnerischen Fünfmeterraum auf, schob den Ball ruhig an Torwart Sarnavskyj vorbei – aber auch am Tor, das er um Zentimeter verfehlte. Das wäre etwas gewesen!

Nach 72 Minute wurde erneut gewechselt. Für Giorgadze kam Tlumak, für den starken Tanchyk der als Supertalent gehandelte Khlan‘. Wir erinnern uns, dass zur Zeit 5 Auswechslungen möglich sind, eine war also noch in Reserve.

Karpaty wirkten in der zweiten Hälfte erstaunlich stark und kamen zu einigen Chancen, die Führung zu erzielen. Dennoch war immer wieder Schnappatmung angesagt, wenn FK konterte.

Am Ende stand dann ein 1:1. Ist das gut oder schlecht?

Natürlich war eigentlich ein Sieg notwendig gewesen. Der Abstand auf den vorletzten Platz ist der selbe wie zuvor.

Andererseits hat diese junge Mannschaft Charakter gezeigt, sich auch von Rückstand und Platzverweis nicht brechen lassen, und mal ehrlich: wer hätte heute ernsthaft einen Punktgewinn erwartet?

Auf dem Papier haben Karpaty noch alles in der Hand. Mit den Spielen, die noch nachzuholen sind, könnten sie den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen. Dass das angesichts der Stärke der eigenen und der anderen Mannschaften nicht ganz realistisch ist, ist dabei natürlich auch klar.

Generell kann gesagt werden, dass die Mannschaft nicht ganz ohne Chancen ist. In der zweiten Hälfte spielte sie – freilich gegen einen ebenfalls schwachen Gegner – schönen Angriffsfußball.

Yakimets machte an Stelle des abgewanderten Martins seine Sache wie üblich gut, Dubinchak und Giorgadze kennen wir ja schon. Slyusar wirkte in der ersten Hälfte nervös und machte viele Fehler, wurde danach aber langsam sicherer. Ob das gegen stärkere Gegner reicht, wird sich zeigen.

Die Gewinner des heutigen Tages waren Tanchyk und Khlan‘. Tanchyk zeigte heute erneut, dass Schnelligkeit und Flanken nach wie vor einen Wert haben. Khlan‘ war zwar nur kurz auf dem Platz, war aber unglaublich agil, völlig ohne Angst und riss regelmäßig Löcher in die FK-Deckung. Der sollte nächstes Mal von Anfang an spielen.

Das erwartete Fiasko ist ausgeblieben. Das ist schon einmal eine gute Nachricht. Nun müssen Trainer und Mannschaft das Positive aus der heutigen Punkteteilung nehmen und ohne Angst dem nächsten Gegner begegnen.