Heute kam es zum lang erwarteten Spitzenspiel gegen Tabellenführer Polissya. Karpaty hatten zwei durchwachsene Spiele im Rücken – die Niederlage gegen Epicenter und der knappe und wackelige Sieg gegen Prykarpattya, während Polissya mit seinen UPL-Spielern und einem Kaderwert von 4.5 Mio Euro sich mehr und mehr zu der von Analysten prognostizierten Übermannschaft der Perscha Liha entwickelt.

Karpaty spielten in ihrer üblichen 3:2:3:2 mit folgender Startaufstellung:
- Roman Lyopka (TW)
- Denys Halenkov (RWB)
- Dmytro Makhnyev (RIV)
- Ihor Duts (ZIV)
- Valerij Boldenkov (LIV)
- Oleksandr Klymets (LWB)
- Vladyslav Pryjmak (ZDM)
- Artur Ryabov (ZDM)
- Ambrosij Tschatschua (ZAM)
- Denys Kozhanov (RF)
- Rostyslav Taranukha (LF)
Auf der Bank saßen Dmytro Fastov, Jurij Repeta, Ivan Kohut, Oleh Len, Andrij Tkatschuk, Mykola Kohut, Artur Schakh.
Im Laufe des Spiels kamen noch Andrij Tkatschuk (Vladyslav Pryjmak), Mykola Kohut (Dmytro Makhnyev), Oleh Len (Valerij Boldenkov), Ivan Kohut (Oleksandr Klymets), Artur Schakh (Denys Kozhanov) zum Einsatz.
Das Spiel begann mit aktiveren Gästen, die in den ersten 10 Minuten überraschenderweise die größeren Spielanteile hatten. Danach wurde Polissya langsam stärker, wirkte in seinen Angriffen auch etwas gefährlicher als Karpaty. Nach 26 Minuten stand es dann – nicht ganz unverdient – 1:0 durch einen Kopfball von Pylyp Budkivskyj. Karpaty drängten danach auf den Ausgleich, konnten sich aber gegen diesen starken Gegner keine wirkliche Dominanz erkämpfen und gingen dann auch mit dem knappen Rückstand in die Pause.
Nach Wiederanpfiff ging es im Grunde unverändert weiter. Beide Mannschaften erspielten sich Möglichkeiten und wirkten von der Leistung her recht nah beieinander, nur hatte Polissya die Effizienz in der Chancenverwertung gezeigt, die Karpaty fehlte. Und entsprechend fiel dann nach 68 Minuten das 2:0 nach einem Freistoß durch Ex-Karpate Artem Kosak, den Lyopka nur hatte abklatschen können, reagierte Bohdan Kuschnirenko am schnellsten und stocherte den Ball ins Tor.
Das war’s. Der Drops war gelutscht. Bei der Schwäche in der Chancenverwertung, wie Karpaty sie in den letzten Wochen gezeigt haben und eben auch einem Gegner, der kaum überhaupt Chancen zulässt, konnte man im Grunde nach hause gehen. Es blieben noch rund 20 quälende Minuten, die man auf dem Platz bleiben musste, diese Niederlage hinnehmen und akzeptieren, dass man in dieser Saison mit dem ersten Platz nichts zu tun haben würde. Es wurde noch ein wenig hin und her gespielt, Karpaty hatten noch ein paar Möglichkeiten, wenigstens ein Tor zu erzielen, aber auch dabei kam nichts heraus.
Die Heimniederlage gegen Epicenter vor zwei Wochen hatte man noch „überflüssig“ nennen können, denn man verlor da gegen einen Gegner, welchen man das ganze Spiel über dominiert hatte und am Ende einfach nur an sich selber scheiterte. Heute sah die Sache anders aus. Karpaty waren gegen Polissya wirklich chancenlos.
Natürlich kann man anführen, dass Polissya das bei weitem größte Budget der Liga hat und über den stärksten Kader verfügt, während man bei Karpaty auf teure Verpflichtungen verzichtet hat, nicht zuletzt, weil man es in Kriegszeiten als unpassend empfand, viel Geld in eine Fußballmannschaft zu stecken. Das Resultat ist aber entsprechend, dass Polissya oben steht und wohl auch bis zum Saisonende dort bleiben wird, während für Karpaty nur die Hoffnung bleibt, am Saisonende in der Aufstiegsrunde gegen die Konkurrenz von Epicenter, LNS Tscherkassy, Obolon‘ Kyiv und Metallurh Saporischya den zweiten Platz ergattern zu können.
Der zweite Tabellenplatz dürfte auch erst einmal weg sein, und die Mannschaft wird sich daran gewöhnen müssen, in der Perscha Liha darum zu kämpfen, wenigstens die zweite Geige spielen zu dürfen. Geld schießt Tore. So einfach ist das.
Sportlich liegen nun nach der Hinrunde der Gruppe A die Karten auf dem Tisch: Karpaty sind auf jeden Fall stark genug, mit einem der oberen Tabellenplätze den Einzug in die Aufstiegsrunde zu schaffen. Gegen starke Gegner fehlt es der Mannschaft an Killerinstinkt im Abschluss, sie braucht viel zu viele Chancen, um zu eine Tor zu kommen. Die Innenverteidigung war heute bei beiden Gegentoren unaufmerksam, was ein Alarmsignal ist, da das Spiel der Mannschaft sich ja eigentlich gerade auf eine starke Abwehr verlässt. Ob das alles am Ende für den Aufstieg reicht, ist offen, aber die Schwächen sind offensichtlich, und ob die durch Trainingsarbeit und Spielsystem allein zu beheben sind oder personelle Verstärkung erfordern, bleibt so ein wenig die Frage.