Karpaty – Shakhtar: 1:6

Heute spielten Karpaty zu hause gegen Tabellenführer Shakhtar. Da letzte Woche nur ein enttäuschendes Unentschieden gegen FK Lviv erreicht worden war, war der Druck, doch das quasi ummögliche zu schaffen, erheblich. Allerdings war auch den Optimisten klar, dass alles andere als eine Niederlage eine große Überraschung wäre.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

In der Aufstellung des üblichen 4:3:3 gab es eine Überraschung. Torwart Kuchynskyj, der in der vergangenen Woche stark im Pokal gespielt hatte, bekam den Vorzug vor Mykyta Shevchenko, der nicht einmal auf der Bank saß – ob hier eine Verletzung eine Rolle spielte, ist unbekannt. Die Viererkette bestand wie üblich aus Fedetskyj, Kovtun, Borodaj und Mehremic, davor Erbes, Carrascal und Di Franco, vorn Shved, Hutsulyak und Myakushko.

Auf der Bank saßen Torwart Penkov, Verteidiger Lebedenko, Mittelfeldspieler Klyots und Holodyuk sowie die Angreifer Mendez, Vargas und Ponde.

Kleine pikante Episode am Rande: Mykyta Shevchenko hatte Shakhtar Richtung Lviv verlassen, weil er an Nationalspieler Pyatov im Tor nicht vorbei kam, Oleksij Shevchenko hatte Karpaty für Shakhtar verlassen und findet sich nun in genau dieser Situation wieder. Heute spielten sie beide nicht.

Karpaty begannen sehr aggressiv und versuchten, durch Forechecking und robusten Körpereinsatz die spielerisch natürlich weit stärkeren Gäste im Spielaufbau zu behindern. Das sah zunächst auch ganz gut aus. Die erste richtige Chance hatte aber Shakhtar nach 7 Minuten nach einer schönen Stafette von direkt gespielten Kurzpässen, die aber mit einem schwachen Abschluss endete, der aus kurzer Entfernung und spitzem Winkel das Tor verfehlte.

Nach 12 Minuten fiel dann das 0:1. Raytskyj setzte einen Freistoß nach einer Foul-Entscheidung, die vorher – unberechtigterweise – für einige Diskussion gesorgt hatte, aus etwa 20 Metern unhaltbar über die Mauer hinweg rechts ins Tor. Somit waren die Kräfteverhältnisse geklärt. Karpaty hatten zwar schön begonnen, Shakhtar brauchte aber nur zwei Chancen, um daraus ein Tor zu machen.

Karpaty wirkten nach dem Gegentreffer nur kurz geschockt und spielten dann im gleichen Stil wie zuvor weiter, was durchaus zu einigen aussichtsreichen Angriffen führte, allerdings nichts, was nach etwas Zählbarem roch. Nach 26 Minuten stand es dann 0:2 – eine schnell durchgespielte Kombination, während die Abwehr sich in der Rückwärtsbewegung befand, keine Chance. Angesichts der offensiven Spielweise von Karpaty musste man jetzt schon eine Klatsche befürhcte, schließlich waren noch 60 Minuten zu spielen. Und die kam immer näher. Nach einem Freistoß aus einer Position links vom Strafraum, den die Abwehr nicht aus dem Strafraum heraus gespielt bekam, kam ein kraftvoller Schuss aus rund 9 Metern zwischen Freund und Feind hindurch, wieder nichts zu machen.

Das Spiel war jetzt gelaufen, es war nur noch eine Frage, wie viele Gegentore es noch geben würde. Das 0:4 kam nach 34 Minuten, ein Konter, Spieler mit Ball allein vor dem Tor, und weil er ein Shakhtar- und nicht ein Karpaty-Spieler war, ging der Ball natürlich rein. Naja, wenn’s schön macht.

Karpaty stürmten einfach weiter. Was sollten sie auch tun – also lieber 2:8 als 0:4 verlieren, und letztlich ist es auch eine Frage des Respekts gegenüber den eigenen Zuschauern. Nach 40 Minuten hatte Maryan Shved das 1:4 auf dem Fuß: Als er auf seiner rechten Seite einen Pass zu erreichen versuchte, war Pyatov vor ihm da, ließ den Ball aber völlig überraschend los, so überraschend, dass Shved gar nicht wusste, was er damit anfangen sollte. Schade.

Vor der Pause gab es dann noch das 0:5, ein Eigentor von Borodaj, der so unglücklich angeschossen wurde, dass der Ball unhaltbar in einem Bogen über Kuchynskyj hinweg ins Tor fiel. So lief das: Karpaty spielten, hatten den Ball, hatten sogar Möglichkeiten – Shakhtar kam hin und wieder mal an den Ball und in die gegnerische Hälfte, und sofort fiel ein Tor.

Das war der Punkt, wo ich den Fernseher ausschaltete. Akhmetovs Millionentruppe ist ähnlich “sympathisch” wie in Deutschland der FC Bayern. Gegen die eine Klatsche zu bekommen, ist aufgrund des sportlichen Klassenunterschiedes fast schon normal. Anschauen muss man es sich deshalb aber trotzdem nicht wirklich.

Ach ja, es fielen in der zweiten Halbzeit noch zwei Tore. Eines davon durfte kurz vor Schluss Mariyan Shved erzielen, der etwas schlampiges Abwehrverhalten am rechten Strafraumrand ausnutzte und dann mit seinem starken linken Fuß einen wirklich sehenswerten Schuss ins linke Dreieck drehte. Gut, so war es dann zwar eine Klatsche, aber immerhin eine mit Ehrentor.

Ein Fazit zu ziehen, ist nach diesem Spiel schwierig. Wir sehen, dass Ballbesitz und Spielzüge in der gegnerischen Hälfte (freilich fast alle außerhalb des gegnerischen Strafraums) überhaupt keine Aussagekraft haben. Shakhtar hat gezeigt, was “effizient” bedeutet. Das ist bekanntermaßen eine der größten Schwächen bei Karpaty. So könnten die es doch auch machen, oder nicht? Klar! Geld, wenn man es nicht vollkommen dämlich investiert, schießt eben auch in der Regel Tore.

Soweit, so gut, nächste Woche gibt es wieder ergebnisoffeneren Fußball, am Samstag in Mariupol.