Zorya – Karpaty: 2:1

Heute spielten Karapty ihr nächstes Auswärtsspiel bei Zorya. Das Hinspiel hatten sie knapp verloren, wobei der Gegner spielerisch eine deutlich stärkere Leistung geboten hatte. Bei Karpaty war die Stimmung nach zuletzt drei Siegen – zwei in der Liga, einem im Pokal – gut, und man wollte gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um Platz 6 natürlich unbedingt punkten.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

System und Aufstellung entsprachen im Wesentlichen wieder dem, was wir von den letzten Wochen schon kannten: ein 4:2:3:1 (oder: 4:4:1:1) mit Shevchenko im Tor, der Viererkette bestehnd aus Miroshnichenko, Kovtun, Borodaj und Lebedenko, davor Shved, Di Franco, Klyots und Carrascal, Ponde als hängende Spitze und davor Hutsulyak.

Auf der Bank saßen Kuchynskyj, Papa Gueye, Mehremic, Verbnyj, Myakushko, Mendez und Vargas. Erbes fehlte gelbgesperrt und Kapitän Fedetskyj war nicht im Kader.

Angesichts des Hinspiels durchaus überraschend begannen Karpaty als das aktivere Team und hatten gleich in den ersten 5 Minuten zwei Torszenen. Zorya brauchte ein wenig, um etwas Konstruktives hinzubekommen, tat das dann aber nach Minute 5 gleich recht eindrucksvoll mit einem Pfostenschuss, bei dem Shevchenko wohl machtlos gewesen wäre. Das war schon einmal ein guter Anfang.

Es entwickelte sich gleich ein unterhaltsames Spiel auf anständigem Niveau: Zorya zeigte sich schnell als der erwartet starke Gegner, dessen Angriffe stets gefährlich waren, und Karpaty traten mit deutlichem Selbstbewusstsein auf, nachdem in den letzten 3 Spielen sowohl Leistung als auch die Ergebnisse gestimmt hatte. Nach 10 Minuten hatte Carrascal eine starke Szene, als er sich an der Strafraumgrenze in Schussposition dribbelte und einen kraftvollen distanzschuss absetzte, der das Tor nur knapp verfehlte.

Nach 15 Minuten gingen die Hausherren in Führung. Es war wieder einer dieser wenigen, aber hochkonzentriert vorgetragenen Angriffe, der Ball wurde auf der linken Seite nach vorn getrieben, dann flach in die linke Strafraumhälfte gepasst, wo Kovtun ausrutsche und dadurch ungehindert von der Grundlinie diagonal in die Mitte auf etwa 6m vor dem Tor auf Khomchenovskyj gespielt werden konnte, der direkt abschloss und Shevchenko keine Chance ließ. Das war natürlich ein Rückschlag, hatten doch Karpaty die ersten 15 Minuten über deutlich mehr vom Spiel gehabt.

Karpaty wirkten ein wenig geschockt, und Zorya wurden wie auf Knopfdruck aktiver – gleich 4 Minuten später hätte es schon 2:0 stehen können, aber so ziemlich alles was ein grünes Leibchen trug warf sich vor gleich mehrere Schüsse und verhinderte schlimmeres.

Mit der Zeit fingen sich Karpaty aber wieder etwas und verlagerten das Spiel erneut mehr in die Hälfte Zoryas. Das lief eine ganze Weile so weiter, bis nach 34 Minuten praktisch aus dem nichts Shved sich ganz einfach mal einen gönnte – er kam über seine rechte Seite Richtung Strafraum und aus rund 20m Distanz, wo noch niemend ernsthaft mit etwas rechnete, zog er einen richtig schönen Distanzschuss ab, der unhaltbar im Winkel landete. Das war dem Spielverlauf nach sicherlich verdient: Karpaty attackierten wie die “jungen Wilden” eigentlich unentwegt, und Zorya zeigte mehr Reife und damit auch mehr Qualität bei seinen Angriffen.

Direkt nach dem Tor hätten Karpaty sogar in Führung gehen können, nach einem wirklich sehenswerten Spielzug traf Carrascal nur den Pfosten, auch hier wäre der Torwart ohne Chance gewesen. Auf der anderen Seite hatte wenig später Shevchenko endlich einmal Gelegenheit, sich zu zeigen, als er einen wuchtigen Kopfball aus kurzer Distanz mit einem Reflex noch über das Tor lenkte. Es ging nach spannenden und fußballerisch ansprechenden 45 Minuten mit einem insgesamt verdienten Unentschieden in die Pause.

Die zweite Hälfte begann ohne Wechsel bei Karpaty, und sie sah die Hausherren etwas aktiver als noch vor der Pause. Karpaty sahen sich plötzlich in der Rolle des verteidigenden – und konternden – Teams. Das änderte aber nichts daran, dass das Spiel auf beiden Seiten ein hohes Niveau hatten. Positiv fiel auf, dass Karpaty auch aus Situationen, wo sie unter Druck standen, konstruktive Lösungen suchten und auch, dass die Laufwege gut abgestimmt wirkten.

Nach 69 Minuten stand es dann plötzlich 2:1 für Zorya. Nach einer Ecke war Gordienko ungehindert zum Kopfball gekommen. Seine Mitspieler hatten ihn recht geschickt freigesperrt, aber die Karpaty-Abwehr wirkte auch nicht optimal positioniert. Das Tor kam so ziemlich aus dem nichts, waren doch beide Mannschaften bis dahin weitgehend gleich stark gewesen. 8 Minuten später ging Carrascal vom Platz, für ihn kam Myakushko.

Karpaty mussten jetzt natürlich kommen, um doch noch den Ausgleich zu erreichen, aber so richtig wollte vor dem Tor Zoryas kein Druck mehr entstehen. Die Gastgeber spielten ihre Erfahrung aus, und bei Karpaty fehlte offenbar ein wenig die Kraft und wohl auch zunehmend der Glaube, noch einmal zuzulegen. Nach 88 Minuten kam Neuzugang Papa Gueye zu seinem ersten Einsatz, für ihn ging Di Franco. Gueye positionierte sich auch nicht in der Verteidigung, sondern orientierte sich nach vorn – offenbar sollte hier zusätzliche Lufthoheit für Standardsituationen her. Eine solche gab es auch gleich mit einem Eckstoß, allerdings erreichte der keinen der eigenen Spieler.

Es folgten 5 Minuten Nachspielzeit, in denen – wie schon vor ein paar Wochen gegen Oleksandriya – einem Rückstand hinterher gerannt werden musste. Natürlich wurde jetzt die Brechstange herausgeholt – lange Bälle, in der Hoffnung, auf dem Kopf irgendeines Mitspielers zu landen. In Minute 94 wehrte Shevhchenko nach einem Konter noch mit einem irren Reflex einen eigentlich sicheren Treffer ab, und dann war das Spiel zu Ende.

Nach 3 Siegen gab es nun also wieder eine Niederlage. Wenn man den Spielverlauf betrachtet, darf man etwas enttäuscht sein, die Mannschaft hatte eine wirklich gute Leistung gezeigt und hätte vielleicht einen Punkt verdient gehabt. Allerdings muss man auch sagen, dass man hier sehen konnte, was aktuell noch für einen Platz in den ersten 6 fehlt – Zorya war spielerisch ähnlich stark, aber zusätzlich einfach reifer und abgebrühter.

Dennoch kann man nicht umhin, Anerkennung für die Leistung des Trainerteams auszusprechen. Die Mannschaft spielte flüssig, sicher, leistete sich wenige Fehlpässe und hatte auch unter Druck stehts ein Konzept. Das hatte selbst in der recht erfolgreichen Endphase der letzten Saison noch ganz anders ausgesehen, und hier kann man deutlich erkennen, dass die Mannschaft nun nicht mehr allein von dem Talent einiger Spieler lebt, sondern zunehmend ein gut abgestimmtes Kollektiv ist.

Ganz in diesem Sinne fällt es schwer, einzelne Spieler besonders hervorzuheben. Shevchenko hatte in der ersten Halbzeit wenig zu tun, hielt dann aber in der zweiten einige Bälle, die durchaus zu etwas Zählbarem hätten führen können. Carrascal war wie üblich beeindruckend mit seinen Dribblings, und Shved hatte ein sehr schönes Tor erzielt. Aber letztlich hatte die ganze Mannschaft eine starke Leistung gezeigt.

Das nächste Ligaspiel ist erst wieder in zwei Wochen, wenn Desna nach Lviv kommt, das wird wieder ein Spiel gegen einen direkten Konkurrenten um den 6. Tabellenplatz, leider allerdings ohne eine Chance, den durch nur ein Spiel zu überholen.