Desna – Karpaty: 2:1

Heute spielten Karpty bei Desna ihr zweites Spiel in der Abstiegsrunde. Das erste hatten sie zu hause überzeugend gegen Vorskla gewonnen, waren letzte Woche aber nach einer katastrophalen Leistung überraschend gegen Ingulets aus dem Pokal geflogen.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Die Formation war wie immer 3:4:3, aber die Aufstellung enthielt einige Überraschungen. Im Tor stand wie immer Kuchynskyj davor die Dreierkette bestand aus Kovtun, dem wiedergenesenen Nesterov und Sandokhadze, davor Mykushko, der ebenfalls wiedergenesene Kloyts, Hongla und Busko und im Sturm Yoda, Shved und Vargas.

Auf der Bank saßen Torwart Penkov, Innenverteidiger Papa Gueye und Kharvevskyj, die Außenspieler Slyva und Hutsulyak sowie die Angreifer Lyakh und Mendes. In der Spielankündigung wurde bekannt, dass Ponde, Di Franco und Mehremic individuell trainierten, was auf Verletzungen hindeuten könnte. Debelko scheint aktuell in der ersten Mannschaft keine Rolle mehr zu spielen, und Papa Gueye und Hutsulyak waren offenbar aus Leistungs- oder disziplinarischen Gründen auf die Bank gesetzt worden.

Das Spiel begann mit einem frühen Tor. Favorov umspielte in der 8. Minute auf der rechten Angriffsseite Busko und spielte auf Kartuschov in den Strafraum durch, es stand 1:0. Karpaty schüttelten sich ein wenig und übernahmen darauf hin die Kontrolle. Etwas offensiver, als sie sonst unter Trainer Fabri auftreten, rollte Angriff auf Angriff in die Hälfte von Desna.

Nach 18 Minuten fiel der hochverdiente Ausgleich. Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld war Shved rund 20 Meter vor dem Tor angespielt worden, der, als alle erwarteten, dass er einen seiner Mitspieler, die sich weiter vorn anboten, anspielen würde, einfach aus der Distanz abzog und mit einem platzierten Schuss ins untere linke Eck alle überraschte.

Karpaty blieben das spielstärkere Team und spielten weiter nach vorn, während Desna im eigenen Stadion auf Konter spielte. Es gab auch einige gefährliche Situationen vor dem Karpaty-Tor, etwa nach 28 Minuten, wo der zurückeilende Klyots im Strafraum gegen Favorov klärte, der dabei aber zu Fall kam und so lautstark einen Elfmeter forderte, dass er wegen Meckerns gelb sah. Genau konnte man das nicht sehen, aber aus der Distanz wirkte es, als hätte man den Strafstoß durchaus geben können.

Kloyts hatte sich mit der Aktion so richtig Freunde gemacht, und jedes Mal, wenn er auf seine übliche robuste Art einstieg, gab es hitzige Debatten. Aber vorerst blieb er noch unverwarnt. Es ging weiter mit einer ganzen Reihen mehr oder weniger großer Chancen für Karpaty, blieb aber zur Pause beim für Desna mittlerweile schmeichelhaften 1:1 Unentschieden.

 

Die zweite Hälfte ging weiter, wie die erste geendet hatte. Karpaty bestimmten das Spiel und griffen an. Nach 53 Minuten hätten sie die Führung erzielen müssen, als Shved sich in den Strafraum hinein dribbelte und von halbrechts auf das Tor schoss, was der Torwart gerade noch abwehren konnte. Der zurückprallende Ball fiel genau Myakushko vor die Füße, der aber etwas hektisch über das Tor schoss.

Nach 55 Minuten kam der erste Wchesel bei Karpaty – Hutsulyak kam für Vargas. Wenig später hatte Desna die erste richtige Chance der zweiten Hälfte – Starenkyj hatte aus 16 Metern abgezogen, Kuchynskyj war aber aufmerksam und konnte den Ball abwehren.

Desna wurde jetzt stärker, und ohne so richtig erkennbaren Grund wirkten Karpaty plötzlich ziemlich passiv. In der 67. Minute ging dann Nesterov vom Platz, der heute sein erstes Pflichtspiel nach sehr langer Verletzung absolviert hatte. Für ihn kam Papa Gueye. Was sich mit einem unguten Gefühl angekoündigt hatte, wurde nach 71 Minuten dann Wirklichkeit. Sandokhadze hatte ziemlich ungeschickt den Ball verfehlt und dstattdesen das Bein von Serhijchuk erwischt. Es gab Elfmeter, 2:1. Hier rächte sich natürlich der verschwenderische Umgang mit den Chancen, den die Gäste fast das ganze Spiel über zelebriert hatten. Es blieben nun noch rund 20 Minuten, den erneuten Rückstand aufzuholen.

Danach sah es aber erst einmal nicht aus. Irgendwie war der Spielfluss verloren gegangen, und Desna hatte das Kommando übernommen. Nachdem es immer noch so gar nicht lief, kam nach 80 Minuten der letzte Wechsel: der wiedergenesene Mendez kam für Yoda, der wie immer viel gelaufen und erschöpft war. Gleich im Anschluss hatte Sandokhadze nach einer Ecke den Ausgleich auf dem Fuß: der Ball fiel ihm rechts vom Tor am Rande des Fünfmeterraums auf den Fuß, und er hämmerte ihn sowohl über das Tor als auch am Tor vorbei.

Karpaty spielten jetzt wieder etwas besser, hatten aber nicht wieder das Niveau von der Zeit vor und nach dem Seitenwechsel erreicht. Natürlich luden sie nun auch den Gegner zu Kontern ein, und für den neutralen Betrachter war das alles wohl durchaus unterhaltsam. In der letzten Sekunde der Nachspielzeit vergab dann noch Shved den Ausgleich. Es blieb bei einem Sieg für Desna, der den Großteil des Spielverlaufs völlig auf den Kopf stellte.

Die Mannschaft blieb sich auch heute in ihrer Unbeständigkeit treu. Über weite Strecken war das, was wir zu sehen bekam, sehr ansehnlich und hätte einen Platz in den oberen 6 verdient. Dann reißt aber ohne erkennbaren Grund plötzlich völlig der Faden, man lässt sich zurückdrängen und verliert das Spiel am Ende noch durch einen durch Doofheit verursachten Elfmeter.

In der Offensive strahlt allein Shved Torgefährlichkeit aus. Dass Yoda kein Vollstrecker ist, ist ein reiner Euphemismus (siehe den Elfmeter letzte Woche bei Ingulets) und Vargas ist da nur geringfügig besser. Ponde wurde schmerzlich vermisst, denn Shved ist doch auf dem Flügel besser aufgehoben als im Sturmzentrum. Wenn er ab nächster Saison für Celtic aufläuft, wird es in Lviv ohne qualitativ brauchbare Verstärkung richtig schwierig.

Nesterov hat heute zum ersten Mal wieder in einem Pflichtspiel auf dem Platz gestanden. Das tat gut. Er strahlte hinten Sicherheit aus und hatte mit Recht den Vorzug vor Papa Gueye erhalten. Mehremic wurde auf seiner linken Seite in der Dreierkette vermisst, Sandokhadze ist einfach eine Klasse schlechter – er verschuldete den Elfmeter, der zur Niederlage führte und vergab kurz vor Schluss eine Großchance zum Ausgleich. Kovtun spielte ohne offensichtliche Fehler.

Im Mittelfeld war Klyots wieder dabei. Er ist ja so etwas wie der Abräumer auf der 6 und hätte mit seinem wilden Einsteigen beinahe einen Elfmeter verschuldet. Das war noch nicht das Niveau, das er erreichen kann, aber zumindest gibt es jetzt im zentralen Mittelfeld wieder eine Option mehr.

Interessant dürfte sein, wie die Mannschaftsaufstellung nächste Woche aussieht: mal davon ausgehend, dass Ponde, Di Franco und Mehremic wieder dabei sind, wird Di Franco wieder in den Sturm rücken (und damit vermutlich Yoda verdrängen)? Man wird sehen.

Insgesamt muss die Mannschaft die Konzentration behalten und das abrufen, was sie kann, dann sollte der 7. Platz am Saisonende eigentlich realistisch in Reichweite sein. Leider hat sie eine Tendenz, die Dinge unnötig spannend zu machen und dann wie heute Punkte liegen zu lassen.

Nachtrag: Wie das Portal FC Karpaty.com.ua berichtete, fehlte Mehremic nicht aufgrund einer Verletzung, sondern aufgrund eines Konflikts mit dem Verein, wobei es wohl um Finanzen geht. Mehremic ist daher in die zweite Mannschaft versetzt worden.