Heute spielten Karpaty zu hause gegen Meister Shakhtar. Nach dem überraschenden Punktgewinn letzte Woche bei Dynamo war die Stimmung in Verein und Umfeld ein wenig entspannter geworden, und man hoffte natürlich, sich heute einigermaßen würdevoll aus der Affäre ziehen zu können.
Für das Spiel heute standen gleich einige Stammkräfte nicht zur Verfügung: neben dem verletzten Kutscher fehlte Torwart Kudryk, der vertragsbedingt nicht gegen seinen Stammverein spielen durfte, Verbnyj war nach seiner roten Karte immer noch gesperrt, und Hutsulyak hatte sich erneut im Training verletzt und konnte nicht eingesetzt werden.

Die Aufstellung ähnelte wenig überraschenderweise ein wenig der vom letzten Wochenende: gespielt wurde wieder mit einem 5:3:2, dabei Pidkivka im Tor, davor Martins, Veremiyenko, Vakulenko, Hall und Dubinchak, davor Klyots, Nasaryna und Di Franco sowie Jennings und Ponde im Sturm.
Auf der Bank saßen Torwart Artym, Mittelfeldspieler Yakimets‘ und Vojkovic sowie für die Offensive Deda, Layous, Lorenzen und Boiciuc. Interessanterweise war Lyakh nach seinem guten Auftritt letzte Woche nicht im Aufgebot, ebenso fehlte wieder Kovtun – somit gab es keinen etatmäßigen Innenverteidiger als Option, falls jemand wegen Verletzung ausfallen sollte.
Shakhtar war ohne einige Stammspieler angetreten. Da viele Leistungsträger bereits um die 30 Jahre alt sind, dürfte hier auch eine Rolle gespielt haben, wichtige Spieler vor dem Spiel in der Champions League nächste Woche zu schonen. Aber natürlich änderte das überhaupt nichts an den Kräfteverhältnissen zwischen beiden Mannschaften, und entsprechend begann auch das Spiel mit Powerplay seitens der Gäste, während die Karpaty-Spieler sich wie beim Handball um den eigenen Strafraum positionierten und versuchten, Angriffen den Raum zu nehmen. Angesichts der spielerischen Übermacht des Gegners ging es natürlich darum, vor allem keine Fehler zu machen, da die üblicherweise umgehend bestraft wurden.
Auf einen solchen Fehler mussten die Gäste dann aber auch nicht lange warten. Der Unglücksrabe war Pidkivka, der nach 9 Minuten bei einem Abstoß den Ball direkt Boryachuk in die Füße spielte, der dann in aller Seelenruhe allein vor dem Tor seelenruhig einschob. Dieser Fehler war unfassbar, es lag offenbar nicht an Rasenproblemen, das sah einfach nur nach völlig miserabler Schusstechnik aus.
Nun war natürlich das taktische Konzept schon von Anfang an in Frage gestellt. Sollte man versuchen, den Ausgleich zu erzielen, oder sollte man weiter mit Mann und Maus verteidigen, um eine hohe Niederlage zu verhindern? Nach etwa 20 Minuten wirkte das Spiel bei Karpaty etwas aktiver, was sicher auch daran lag, dass Shakhtar mit der Führung im Rücken die Dinge etwas ruhiger angehen ließ. Jennings hatte eine richtig gute Chance auf den Ausgleich, verfehlte aber mit freier Schussbahn das Tor um einige Zentimeter.
In dieser Spielphase wirkte Shakthar nicht wie eine Übermannschaft – letzte Woche in Kyiv ging es erheblich heißer her. Aber so wie es aktuell aussah, brauchte es auch keine Übermannschaft, um hier mit 3 Punkten nach hause zu gehen. Eine weitere schöne Chance hatte kurz vor der Pause Ponde, als er nach einer sehenswerten Kombination im Strafraum mit freier Schussbahn an den Ball kam – aber sein Direktschuss war überhastet und ging weit über das Tor hinweg. So ging es mit erwartetem Spielstand, dabei aber etwas überraschendem Verlauf in die Kabine.
Die zweite Hälfte begann mit einem Wechsel. Für Veremiyenko kam Deda zu seinem Debüt in der ersten Mannschaft, also ein Stürmer für einen Verteidiger. Damit einher ging entsprechend ein Wechsel des Spielsystems zurück auf die übliche Viererkette und drei Offensivspieler. Die Shakhtar-Abwehr wirkte auch gleich in den ersten Minuten der zweiten Hälfte gleich mehrere Male nicht sattelfest.
Bei Shakhtar kam es nun auch zu zwei Wechseln, die wohl vor allem der Schonung von Leistungsträgern dienen sollten, etwa bekamen Solomon und Stepanenko verfrüht Feierabend. Das machte aber auch alles gar nichts, denn nach 57 Minuten erhöhte Kovalenko per Kopf nach einem Eckball leicht und locker auf 0:2 – Vakulenko hatte nicht aufgepasst und seinen Gegner völlig frei an den Ball kommen gelassen. Und es kam noch schlimmer. Wenige Minuten später schnappte sich Tete im Mittelfeld den Ball, lief ein paar Schritte und haute dann am viel zu weit vor dem Tor stehenden Pidkivka vorbei den Ball unhaltbar ins linke Dreieck.
Trainer Sanzhar beschloss daraufhin, noch ein paar mehr Spielern Einsatzzeit zu geben: Für Ponde und Klyots kamen Boiciuc und Vojkovic. Bei Shakhtar kam nun auch noch Danilo Sikan für Boryachuk – ein Spieler, den Karpaty ausgebildet hatten und der dann noch vor seinem ersten Profivertrag zu Shakhtar gewechselt war. Bei Karpaty ging es währenddessen ohne weitere Versuche von Schadensbegrenzung nach vorn.
Es gab durchaus noch Chancen auf einen Ehrentreffer, die aber alle ungenutzt blieben. Heute wäre durchaus mehr möglich gewesen, aber dazu fehlte dann doch der letzte Biss und der Glaube an sich selber.
Rein rechnerisch kann man eigentlich zufrieden sein. Aus den beiden „Todesspielen“ wurde immerhin ein Punkt gewonnen, damit hätte vorher keiner gerechnet. Allerdings war die Leistung heute doch enttäuschend, so dass der Druck auf Trainer Sanzhar wohl wieder gestiegen sein dürfte.
Der Verlierer des heutigen Tages war zweifellos Roman Pidkivka, der zwei der drei Gegentore direkt verursacht hatte. Das macht die Sache aber für seine Mitspieler auch nicht besser. Vakulenko, der sonst die Zuverlässigkeit in Person ist, ließ beim Eckball, der zum 0:2 führte, Kovalenko unbedrängt zum Kopfball kommen. Zwar gelang es dem Mittelfeld sogar etwas besser als letzte Woche, ein wenig den Ball in den eigenen Reihen zu halten, aber nach vorn blieb das Spiel am Ende dann doch zu harmlos.
Die Punkte fürs Überleben muss die Mannschaft nun ab nächste Woche sammeln. Kudryk wird auch nun, falls er sich nicht verletzt, für den Rest der Saison zur Verfügung stehen – nur besitzt der Club offenbar keine Kaufoption für den Spieler, so dass in der nächsten Saison wieder die Frage im Raum stehen wird, wer denn die nächste Nummer 1 wird. Anton Saderejko hatte in der Saisonvorbereitung gut gespielt, ist aber aktuell selbst in der U21 nicht mehr erste Wahl. Andrij Artym ist erst 19 Jahre alt und hat noch kein Spiel für die erste Mannschaft bestritten.
Nächste Woche Samstag geht es dann um die selbe Zeit weiter, gespielt wird auswärts bei Mariupol.